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durch die Mauer des Thurms und führte die Königin und ihre Dienerin in Männerkleidern bei dunkler Nacht aus dem Gefängnis. Am Ufer des Sees verbargen sie sich im Moor, wo die Sumpfvögel hausten zwischen Rohr und Schilf, während Martin sich entfernte, um die bewaffneten Diener seines Bischofs herbei zu holen. Da litten die armen Flüchtlinge viel von Kälte, Hunger und Angst, und würden ohne die Barmherzigkeit eines vorüberfahrenden Fischers, der ihnen einige Fische schenkte, wohl auch umgekommen sein. In der Nacht flohen sie weiter, am Tage verbargen sie sich im hohen Korn. Die Lage wurde immer gefährlicher, denn Berengar ließ die Hörner blasen und das Land durchstreifen, um die Entflohene zu suchen. Einstmals kamen seine Reiter auch zu dem Kornfeld, worin sie mit ihrer Dienerin sich geborgen hatte, da stand ihr die Gefahr zu allernächst, zumal die Soldaten mit ihren Speeren die hohen Halme auseinander bogen, wie wenn sie geahnt hätten, wo ihre Beute war. Der HErr aber hielt ihnen die Augen, daß sie die in ihrer nächsten Nähe nicht sahen noch fanden, die sie suchten. Indes kam dann auch Martin wieder in Begleitung von Alberto Azzo, der sie nun mit seinen Reisigen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/383&oldid=- (Version vom 9.10.2016)