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ihren Stolz fühlen; andere aber nahmen von ihrer großen Wohlthätigkeit Anlaß, sie bei ihrem Sohne in übles Licht zu stellen. Der leicht erregte junge Herr vergaß des Dankes, und war all zu offen gegen den Einfluß der Feinde seiner Mutter, so daß er ihr all sein Vertrauen entzog, und mit Theophania kalt und lieblos gegen sie wurde. So wie ihr früherhin ein Stiefsohn schweren Gram und Harm bereitet hatte, so that es nunmehr der Sohn, und die fromme Wittwe, die ihr Herz mit leichtem Muthe von allen Gütern der Erde bereits losgemacht hatte, und klösterlich in einem Leben der Aufopferung für andere dahin lebte, hatte ein Leid gefunden, das ihr zu schwer wurde und sie aus dem Lande trieb. Nach vergeblicher Anwendung aller Liebe und Geduld, den Sinn ihrer Kinder zu ändern, gieng sie nach Italien und von da zu ihrem Bruder Conrad, dem Könige von Burgund. Durch ihren Weggang entstand aber in Deutschland eine große Lücke und dem jungen Kaiser gieng es so vielfach in die Hand, wie wenig er noch reif war, ohne ihren Rath das Reich zu regieren, daß er die Vermittlung seines Oheims von Burgund, sowie des frommen Abtes von Clugny, Majolus, gerne annahm, um die Verzeihung

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/387&oldid=- (Version vom 9.10.2016)