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seiner Mutter zu erlangen. Er eilte nach Pavia und warf sich seiner Mutter mit Thränen zu Füßen, sie aber verzieh ihm gerne, und von da an war der Sohn ihr mit unverbrüchlicher Treue ergeben. Indes gieng es auch nun wieder, wie in ihrem Leben so oft: das Glück dauerte nicht lange, und es stellte sich ein baldiger Wechsel ein. Bereits nach drei Jahren starb Otto mitten in der Fülle und Kraft der Jugend, und hinterließ einen Sohn von drei Jahren, Otto III., diesem aber das Reich unter der Vormundschaft seiner Mutter Theophania und seiner Großmutter Adelheid. Da nun der König ein Kind, und Deutschland ein Wahlreich war, so entstanden eine Menge von Verwirrungen; Parteien widerstrebten sich, und Theophania, vielleicht von Höflingen aus Constantinopel aufgereizt, stellte sich gegen ihre treffliche Schwieger wieder in harten Gegensatz. Ihr Sinn war, Adelheid „auch nicht einen Zoll Erde zu laßen, den sie beherrschen könnte.“ Allein ehe das Jahr vergieng, das sich Theophania zur Ausführung ihres Zieles bestimmt hatte, wurde sie krank und starb, so daß nun die hochbetagte alte Kaiserin, statt ihre Tage in stiller Abgeschiedenheit zu schließen, wie sie begehrt hatte, nach

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/388&oldid=- (Version vom 9.10.2016)