Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/390

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aber wendete sie auf das Kloster zu Seltz am Rhein, wie wenn sie geahnt hätte, daß sie selbst dort ruhen sollte. Bei diesem Leben der Wohlthätigkeit und des dankbaren Andenkens an vergangene Zeiten blieb sie ihres eigenen Heiles eingedenk und der Umgang mit dem unsichtbaren Freunde der Seelen, dem HErrn, gab ihr, einer Martha von ausgezeichneter Tugend, die Innigkeit und die Gnade einer Marienseele. Zuweilen wurde es ihr auch gegeben, zukünftiges vorher zu sehen. Als sie einsmals mit vielen Gästen zu Tische saß, und alle ihr bescheidenes und zurückhaltendes Schweigen bewunderten, rief sie plötzlich mit Bestürzung aus: „Bald werden viele sterben, auch Otto wird unter ihnen sein! O Herr wende von mir ab die Schmerzen dieses Lebens!“

.

 Und siehe da, wie der HErr ihr die Bitte erhörte, die Schmerzen, die neuen drohenden Schmerzen dieses Lebens nicht mehr erfahren zu müßen, so gieng auch ihre Voraussage hinaus, denn ihren Enkel rafften zwei Jahre nach ihrem Tode in Italien auf der Heimkehr von seinem Römerzuge tödtliche Schmerzen dahin, da er erst 22 Jahre alt war. Adelheid, so selbständig sie war, hatte dennoch eine herzliche Begier, namentlich

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/390&oldid=- (Version vom 9.10.2016)