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daß nun Olympias bereits Wittwe wurde. Unter ihren Umständen konnte es nicht fehlen, es mußte sich ihr der reichlichste Ersatz für ihren heimgegangenen Gatten darbieten. Der Kaiser selbst warb zweimal im Namen eines jungen Verwandten von ihm um ihre Hand. Allein Olympias, welche schon unter ihrer Erzieherin Theodosia das Leben und die Geschäfte des christlichen Wittwenstandes kennen und lieben gelernt hatte, erklärte standhaft, daß sie fortan ihr Leben als Wittwe zubringen wolle, und ließ sich auch dann nicht irre machen, als ihr der zürnende Kaiser die Verwaltung ihres Vermögens entzog und diese Maßregel bis zu ihrem 30. Jahre ausgedehnt wißen wollte. Der ihr gegebene Vormund, der Präfekt von Constantinopel, behandelte sie mit aller Strenge und gestattete ihr auch nicht, persönlich ihren frommen Neigungen und der Theilnahme an kirchlichen Dingen und den Gottesdiensten sich so hinzugeben, wie sie gewollt hätte. Allein das alles wußte Olympias von der Seite aufzufaßen, nach welcher hin selbst die strengsten kaiserlichen Anordnungen ihr zum Heile gereichen konnten, und anstatt daß ihr Herz dadurch geneigt geworden wäre, sich einem neuen Bräutigam zu überliefern, fand sie

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/395&oldid=- (Version vom 9.10.2016)