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die Sache so förderlich, daß sie den Kaiser schriftlich bat, ihr Vermögen doch nicht bloß ihr zu entziehen, sondern unter die Armen vertheilen zu laßen. Theodosius war jedoch auf drei Jahre im Abendlande abwesend, und als er wiederkehrte, und das Lob des heiligen und unsträflichen Wandels der Wittwe Olympias vernahm, setzte er sie 391 in den vollen Genuß ihrer Güter wieder ein, und begehrte nicht mehr, sie zu beschränken.

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 Konnte sie sich auch in ihren vielfach abhängigen Verhältnissen nicht alsbald so völlig dem Leben der Entsagung hingeben, wie sie es wünschte, so floh sie doch auch alle Pracht, lebte einfach und übte ihren durch die Erziehung immerhin einigermaßen verwöhnten Leib im Fasten, Wachen und mancherlei Entbehrung. Den Armen und Leidenden, ja nicht blos denen in der Nähe, sondern auch allen, von denen sie hörte in der Ferne, diente sie mit einer solchen Freudigkeit, daß der heilige Chrysostomus ihre Almosen mit einem Strome vergleicht, der sich bis an die Grenzen der Erde ergieße, und von deßen Waßer jedermann schöpfen könne. Dabei war es ihr keineswegs bloß darum zu thun, sich ihrem Drange zum Wohlthun hingeben zu können: sondern sie suchte allewege die Wohlthat also anzuwenden,

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/396&oldid=- (Version vom 9.10.2016)