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daß andere dadurch gebeßert werden konnten, – und vergaß am wenigsten ihre eigene Seele. Sie hielt sich so ferne von Eitelkeit, so bescheiden und demüthig, so schlicht und einfältig, daß man nicht allein ihre Gaben mit Dank empfieng, sondern sie selbst, die Geberin, höher schätzte, als die Gaben, daß ihr alle Herzen in Liebe zufielen. –

 Der HErr, welcher gesagt hat, daß Geben seliger ist als Nehmen, gönnte ihr aber nicht allein die reiche Seligkeit, zu geben, sondern er übte sie auch reichlich in einer noch sichereren und erziehenderen Gnade, nemlich in der, Ihm in allerlei Ungemach und Leiden nachzufolgen und Seinen Namen durch Geduld zu verherrlichen. Krankheiten, Verläumdungen und Verfolgungen kamen über sie. Es fehlte ihr aber auch im Jammerthale der Hirtenstab nicht. Ihr großer Freund und Seelsorger, Chrysostomus, von welchem so schöne Briefe an sie bis auf uns gekommen sind, wachte über ihr in all ihrem Ergehen, warnte sie vor allem Uebermaß, tröstete und richtete sie in ihrem Leiden auf. Er ärntete aber auch die größte Freude an ihrem geistlichen Gedeihen, und die größten Hirten und Bischöfe ihrer Zeit bewunderten mit ihm das Werk der Gnade in ihr.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/397&oldid=- (Version vom 9.10.2016)