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Bei all diesem Jammer hatte Olympias über nichts mehr zu klagen, als über den Weggang des heiligen Chrysostomus, durch welchen ja allerdings all das geistliche und leibliche Elend der Gemeinde von Constantinopel herbeigeführt worden war. Ihr Schmerz war oft so groß, daß sie von Chrysostomus in seinen Briefen nicht blos getröstet, sondern auch zuweilen gestraft wird. Er, der auch in seiner Verbannung von ihr mit alle dem versehen wurde, was er für sich und viele andere bedurfte, erwies ihr die größte Treue, und suchte ihrem Jammer zu wehren. Sie aber erlag den Schmerzen ihrer Seele und starb im Jahre 410, eine Bekennerin der Wahrheit und eine Märtyrin des Hirtenamtes, eine treue Diakonissin ihres Bischofs bis in den Tod.

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 Wenn Olympias als junge Wittwe allen Ansprüchen aufs Leben und seinen Freuden entsagt, und die Fülle der ihr von Gott geschenkten irdischen und geistlichen Gaben zur Verherrlichung Jesu und des ihr gewordenen Diakonissenamtes anwendet; wenn sie, selbst in freier Armuth lebend, ein Strom wird, welcher sich wohlthätig über die Erde hin ergießt; – so werden ihr wenige nachahmen, die meisten aber werden ihre reine Absicht und ihr edles Streben ehren. Wenn sie

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/401&oldid=- (Version vom 9.10.2016)