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aber hernach nicht in einer Heidenverfolgung, sondern in einem Streite, der sich über den Weggang eines frommen Hirten erhebt, zur Bekennerin wird; so wird das vielleicht mehr als einem sehr kläglich erscheinen, weil eine kleinere Glorie der Leiden das Haupt derer umgibt, die um des Hirtenamtes und eines in der Christenheit öfter sich ereignenden Misverhältnisses willen leiden, als das Haupt derer, die unmittelbar um des Namens Jesu willen zu dulden haben. Allein der HErr richtet anders, als Menschen. Vor Seinen Augen sind die Thränen und das Hinwelken der frommen Olympias kein ihrem früheren Leben voll christlichen Glanzes nicht zupaßendes Ende. Er weiß es, wie schwer es gerade in solchen Fällen ist, zu leiden, und wie hoch die fromme Treue anzuschlagen ist, die scheinbar andern, Bischöfen oder Freunden, in der Wahrheit aber doch Ihm selbst gewidmet wird. Märtyrer, die aus der Hand blinder tobender Heiden die Krone der Ehren hinnehmen dürfen, sind in unseren Zeiten seltener, dagegen aber steht die letzte Heilige dieses Buches, die Diakonissin Olympias wie ein Fingerzeig Gottes auf unsere Verhältnisse da, und deutet auf Leiden, die sich allenthalben bei uns finden

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/402&oldid=- (Version vom 9.10.2016)