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zum Kampfe aufgerufen würde; für alle, auch für sie schien ihr eine Zeit des Bekenntnisses und des muthigen Leidens gekommen zu sein. Ihre Mutter erschrak über die Entschlüße, welche sie in der Kleinen reifen sah, und sie zog sich daher mit ihrer Tochter in die ländliche Stille zurück. Diese aber, wie von einer höheren Macht getrieben, entwich in stiller Nacht und wanderte auf mühseligen Wegen nach Merida. Kaum hatte der berüchtigte Statthalter Dacian am Morgen nach ihrer Flucht seinen Richterstuhl bestiegen, da trat schon das kleine Mädchen unaufgefordert vor ihn und hielt ihm seine Ruchlosigkeit vor, mit welcher er die Menschen zum Abfall von der einzig wahren Religion zwingen wollte. Dacian ließ sie zwar greifen, aber es mochte in diesem Falle vielleicht nicht blos Einhaltung des gewohnten Ganges römischer Beamten, sondern auch menschliche Rührung sein, welche ihn bewog, das junge Mädchen auf den Schmerz der Eltern und auf das jammervolle Schicksal aufmerksam zu machen, das sie sich durch ein so unkluges Hervortreten selbst bereite. Seine Zusprache blieb aber ohne alle Wirkung, daher er nun zu den Drohungen vorwärts schritt und Eulalien die Marterwerkzeuge vorlegen ließ, ihr jedoch

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/70&oldid=- (Version vom 2.10.2016)