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auch versicherte, es solle sie keine Pein berühren, wenn sie nur mit der Fingerspitze ein wenig Salz und Weihrauch nehmen wollte. Das kleine Mädchen aber, mit dem männlich edleren Maße des Verhaltens noch nicht vertraut, warf zur Antwort das Götzenbild um, trat mit Füßen auf den Opferkuchen und spie Dacian voll Abscheu gegen die elende Versuchung in das Gesicht. Damit reizte sie ihn auf eine derbe Weise zum dritten Stadium der Behandlung, zu den Martern selbst vorwärts zu schreiten. Nun mußten zwei Henker mit eisernen Krallen die Brust und die Seiten der Jungfrau bis auf das Gebein zerfleischen, sie aber nannte ihre Wunden Trophäen Christi. Man brannte ihr die zerfleischten Theile mit brennenden Fackeln, wofür sie nur Gottes Lob und Preis hatte. Die Haare der jungen Siegerin wallten während des heißen Kampfes über ihr Angesicht herunter und als sie nun von den Flammen der Fackeln ergriffen wurden, wußte sie sich des Rauches und Dampfes nicht zu erwehren, sondern sie erstickte und gieng also durch einen kurzen, aber gewaltigen Kampf ein zur Ruhe und zum Erbtheil der Heiligen im Lichte. Der Schnee, welcher eben damals fiel, bedeckte ihren Leib, den man

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/71&oldid=- (Version vom 2.10.2016)