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glaubte er nicht. Bald aber mußte er mit Augen schauen, wie die schüchterne Taube sich dem Geier widersetzen und seiner Herr werden kann. – Da führt man sie hin, die erwünschte Beute; Quintianus wartet siegesfroh; sie aber betet unterwegs, wohl wißend daß sie von selbst die Kraft zum Martyrium nicht hat, um Zeugenmuth und Stärkung, und siehe, sie wird erhört, und es wird ihr reichlich gegeben der Eingang in das ewige Reich. Keine Lockung, keine Schmach und Schande, keine Mißhandlung und keine Pein überwindet die Jungfrau, die mit St. Paulus Röm. am 8ten gewis war, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstenthum noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Trübsal noch Angst, noch Verfolgung, weder Hunger, noch Fährlichkeit, noch Schwert sie von der Liebe Gottes scheiden konnte, die in Christo Jesu ist. Der Widerwärtige übergab sie einen Monat lang einem unzüchtigen Weibe, damit sie in einem Frauenhaus die Lüste dieser Welt sollte lieben lernen: Agatha wußte aus dem Hause mit unverletztem Leibe und heiler Seele zu kommen. Quintian ließ sie peinigen und mit abgeschnittenen Brüsten ins Gefängnis zurückführen; niemand durfte ihr Nahrung geben, niemand die Wunden verbinden.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/83&oldid=- (Version vom 9.10.2016)