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innere Mahnung, sich fortan nichts so sehr zu erbitten, als Geduld und Beständigkeit in schweren Leibesleiden.

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 Wenige Tage darauf wurde Perpetua mit ihren Leidensgefährten ins Gefängnis gebracht. Die Hitze und Finsternis, welche sich hier vereinten, erschreckte die Dulderin, die einen solchen Ort nie kennen gelernt hatte, und die nun insonderheit auch für ihr Kindlein besorgt wurde, welches sie nicht mit sich in den Kerker genommen hatte. Was Hitze und Finsternis anlangt, bewirkten die Diakonen, welche die Gefangenen bedienten, durch Geld eine Milderung der Lage; man gestattete den Bekennern den Eintritt in einen beßeren Ort des Gefängnisses. Dagegen aber die Sorge um ihr Söhnlein und ihr tiefer mütterlicher Kummer wich nicht, bis sie erlangte, das Kind ins Gefängnis zu nehmen: nun ward ihr durch Sorge und Pflege desselben, wie sie sagte, das Gefängnis selbst zum Palast, sie fühlte sich stark und frei. Ihre Mutter, ihre Geschwister besuchten sie, und da auch diese gläubig waren, und keinen Gedanken daran hatten, Perpetua in ihrem Siegeslaufe aufzuhalten, vielmehr sie stärkten und ermunterten, so gab es nun im Kerker Tage hoher Feier und seligen Genußes. Die Pflege des Säuglings und

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/89&oldid=- (Version vom 9.10.2016)