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der Umgang mit den Ihren waren für Perpetua Lebensglück genug und die geistliche Freude sammt hoher Sehnsucht nach der Palme des Martyriums ertödteten diesen Lebensgenuß nicht, sondern im Gegentheil, derselbe gieng mit hinein in das gesammte verklärte Leben, das man bereits einen Vorschmack des Himmels nennen konnte.

 Merkwürdig ist es, daß in dieser Zeit ihrer Vorbereitung, Perpetua mehr als einmal wunderbarer Gesichte gewürdigt wurde, die hernach der Gemeinde von Carthago bis zur Überschätzung lieb wurden. Ihr Bruder hatte sie ermuntert, sich eine Offenbarung des HErrn auszubitten, um zu erfahren, ob ihr Bekenntnis wirklich mit dem Märtyrium schließen werde oder nicht. Es ward ihr gegeben, die Ermunterung mit aller Gewisheit des Erfolges anzunehmen: „Morgen, sagte sie zu ihrem Bruder, werde ich dir Antwort geben.“

 Da sah sie denn wirklich auf ihr Gebet eine Leiter von der Erde zum Himmel ansteigen, an deren beiden Seiten bei jeder Sprosse Marterwerkzeuge angebracht waren. Immer nur einer konnte daran emporsteigen und wer unachtsam war, oder wer nicht immer aufwärts blickte, den ergriffen die Instrumente der Qual.

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/90&oldid=- (Version vom 9.10.2016)