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Unter der Leiter lag ein häßlicher großer Drache, der den Emporklimmenden Nachstellungen bereitete. Saturus, der sich wie bereits gesagt, freiwillig zum Leiden eingefunden hatte, stieg vor Perpetua bis zur obersten Sprosse hinan, wandte sich dann und sagte: „Perpetua ich warte auf dich, aber nimm dich in Acht vor dem Drachen.“ Perpetua antwortete darauf im Gesicht: „Er kann mir nicht schaden, ich steige im Namen des HErrn Jesu Christi.“ Da stieg sie denn auch, langsam hob der Drache den Kopf, sie aber stieg ihm bei der ersten Stufe schon auf das Haupt und klomm muthig empor. Oben sah sie wie in einen Garten von unermeßlichem Raum, und da saß ein Hirte von greisem Ansehen und erhabener Gestalt, der war beschäftigt, die Schafe zu melken, und um ihn her standen tausende von Menschen angethan mit weißen Kleidern. Der hob sein Haupt auf und sagte zu Perpetua: „Gut, daß du kommst, mein Kind.“ Er rief sie und gab ihr von seiner Milch, die sie mit gefalteten Händen aß, alle die Umstehenden aber sprachen: „Amen.“ Darauf erwachte sie von dem Gesichte und fühlte noch den süßen Geschmack der Milch in ihrem Munde. Da wußte sie denn, daß sie zum Abendmahl

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/91&oldid=- (Version vom 9.10.2016)