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des Lammes Gottes geladen war, und daß das Bekenntnis zum Martyrium werden würde.

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 Dem inneren Gesichte folgte schnell die entsprechende Wirklichkeit: es kam zum Verhör. Da trat denn der Vater aufs neue herzu, die Tochter zu verkehren, und wenn auch diesmal nicht mit wilder Strenge, sondern mit Zerknirschung und herzbrechender, annahender Liebe, so brachte er doch eben damit seiner Tochter keine leichteren Stunden und verursachte ihr keinen geringeren Kampf. Er bat sie fußfällig, unter vielen Thränen, indem er sie nicht seine Tochter, sondern seine Herrin und Gebieterin nannte, um Erbarmen mit seinen grauen Haaren, mit ihrem Sohne, mit allen den Ihrigen und um Ablegung ihres hohen Sinnes. Tief bewegt, aber Jesu treu sagte Perpetua: „Wenn ich vor dem Richter stehen werde, wird der Wille Gottes geschehen; wir sind nicht unser, sondern in seiner Gewalt.“ Man führte die Bekenner zum Richtplatze: alle bekannten sich zum HErrn. Als die Reihe an Perpetua kam, kam ihr Vater wieder mit ihrem Kinde, zog sie von den Stufen herunter und flehte um Erbarmen für den Säugling. Seinen Bitten schloß sich der Richter an, bat und ermahnte, fürs Wohl des Kaisers den Göttern zu opfern. Die

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/92&oldid=- (Version vom 9.10.2016)