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und das Gesetz die Hinrichtung schwangerer Frauen verbot. Der HErr aber half ihr, sie genaß im Kerker eines Töchterchens. Als sie im Schmerz der Geburt wehklagte und jammerte, sagte ein Diener: Wie wird es erst werden, wenn du den Thieren vorgeworfen wirst. Sie antwortete: „Jetzt leide ich, was ich leide, dann aber wird in mir ein anderer leiden, für den ich zu leiden im Begriff stehe.“ Das neugeborne Töchterlein der Felicitas übernahm eine Schwester von ihr zur Erziehung. Perpetua ihrerseits fühlte sich frei von der Welt und lebte schon nicht mehr diesseits. Ihr innerer Sinn war aufgethan. Sie sah Gesichte von jenseitigen Dingen. Sie sah ein Gesicht über ihren bevorstehenden Kampf, welches ihr die Überzeugung gab, daß sie nicht mit den Thieren, sondern mit dem Satan kämpfen und ihn besiegen werde. Auch einer ihrer Leidensgefährten Saturus sah Gesichte, die sich aufs Jenseits und die ewige Zukunft bezogen. Bei so kräftigem Wehen der Morgenluft aus der Ewigkeit vermochte sie auch den letzten Kampf mit ihrem armen Vater zu bestehen, der nun weder wüthend, noch bittend, sondern verzweifelnd zu ihr kam, sich auf die Erde warf, seine Haare ausraufte, seine

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/94&oldid=- (Version vom 9.10.2016)