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die Berge Judäas am Pfingsttage, als die 3000 ersten Judenchristenseelen neugeboren aus dem Wort und Sakrament der Taufe und schön wie der Thau, der aus der Morgenröthe kommt, über die Berge und Hügel der Tochter Zion giengen und ihre Reuethränen weinten. Ein goldener Morgen glühte, als Stephanus unter den Steinen seiner Mörder menschlich dem göttlichen Erlöser in dem ersten seiner Worte am Kreuze nachzubeten versuchte und durch sein Sterbensgebet den großen Herzog der Heidenchristen, den gewesenen Verfolger Saulus gewann. Und wenn einst die Geschlechter Israels aus ihren Schlupfwinkeln werden aufbrechen und nach abgefallenen Binden und Nebeln ihren König schauen, den sie verwundet haben in der Stunde der Bosheit, durch die Macht der Finsternis, dann wird man als am Abend der Welt die Erhörung des Gebetes JEsu wie Garben der reichen Ernte einheimsen, und beides, die Blindheit des Volkes und seine Verschuldung, mehr aber noch die Vergebung des Allerhöchsten wird offenbar werden vor aller Welt. Noch ist es in Israel, wie unmittelbar nach dem gesprochenen Gebete JEsu, sie spotten und höhnen. Noch würfelt Ham, noch bringt Japhet den Schwamm mit herbem Essig. Ach es scheint ärger zu werden, als es gewesen; es wird, es muß auch eine Weile ärger werden allenthalben; soll ich dazu setzen, auch bei uns, in dieser Gegend und an diesem Orte? Oder darf ich von euch anderes hoffen? Arbeitet an euch, wie eine göttliche Macht, das Wort und Gebet JEsu, welches zunächst Israel angieng, aber euch nicht ausschloß, wie überhaupt keine Heiden? Ich will nicht sagen, daß ihr vermeßen wie Petrus, euch hervorthun, sagen und behaupten sollet, ihr wollet nicht würfeln, noch bittern Essig, noch Spott und Hohn dem