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an die Stelle der untreuen und widerwilligen. Der Kurfürst hing treu an der evangelischen Kirche, deren Bekenntniß bisher so zahlreiche Blutopfer gebracht waren, schloß Frieden mit Schweden und wurde – ein unsterbliches Verdienst – Anbahner und Begründer des westfälischen Frieden-; ihm hauptsächlich ist es zu danken, daß für die drei religiösen Hauptparteien die gleiche Religionsfreiheit beschlossen und gefestet wurde. Ein Jahr vor dem Ende des dreißigjährigen Krieges vermählte sich der Kurfürst mit der frommen Prinzessin Luise Henriette, Prinzessin von Oranien, einer begabten geistlichen Liederdichterin, und lebte nun neben der Ausübung seiner großen Regentenpflichten in schöner Häuslichkeit, soviel ihm die politisch bewegte Zeit den Genuß derselben vergönnte. Es galt zunächst, ein durch den langen Krieg verwildertes und entsittlichtes Land den Geschäften und Segnungen des Friedens wieder zugänglich zu machen, verödete Orte und Fluren neu zu beleben und zu bevölkern, Gewerbe zu heben, aber auch zugleich, eine zuverläßliche Schutzmacht für diese Land aus dem Heere zu bilden, in welchem noch kein Geist der Ehre lebte, sondern der Nachhall der Landsknechtnatur aus dem deutschen und dreißigjährigen Kriege. Selbst zum heldenmüthigen Krieger herangebildet, gab der Kurfürst ein edles Beispiel, wie der Geist des Heeres zu beleben und zu veredeln sei. Dieser Geist machte ihn zum Sieger gegen Polen, Dänen und Schweden und gegen die eigenen rebellischen neuen Unterthanen in Pommern. Schutz- und Trutzbündnisse mit auswärtigen Mächten wurden geschlossen, und dem Kaiser konnte noch eine Streitmacht zur Hülfe gegen die Türken gesendet werden. Zweimal schlug der große Kurfürst die ihm angebotene Krone Polens aus, er wollte seinen Glauben nicht wechseln wie ein Kleid, und wenn er dadurch hätte römischer Kaiser werden können. Ein zehnjähriger Friede vergönnte den Ländern des bewunderungswürdigen Kurfürsten Ruhe und glückliche Entfaltung besserer Einrichtungen, die sich auf Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe, auch besonders durch begünstigte Einwanderung, auf Verbesserung des Postwesens, auf Schulen und Unterricht erstreckten, bis die Verhältnisse den väterlich gesinnten Herrscher zum Kriege gegen Frankreich in das Feld riefen, während die Schweden als Frankreichs Bündner in die von Truppen entblößte Mark Brandenburg und die preußischen Erbstaaten unter Wrangel einfielen, und die im dreißigjährigen Kriege verübten Gräuel wiederholten. Dieß geschah im Winter 1674; sobald indeß die Jahreszeit es erlaubte, das Heer aus Franken nach den Marken zu führen, geschah dieß mit überraschender Eile, und die Schlacht bei Fehrbellin setzte dem Heldensinne des großen Kurfürsten ein ewiges Denkmal. Wie ein Wetter fegte der Held den Feind aus dem Lande, eroberte das ihm genommene Land, nahm neues dazu und zwang allen seinen Gegnern Achtung und Frieden ab, und so war es ihm vom göttlichen Segen vergönnt, des Gedeihens der Saaten sich zu freuen, die er gesäet, obschon der Friedensvertrag von St. Germain am 29. Juni 1679 ihn um den größten Theil der Früchte seiner unsterblichen Siege brachte.

Das thatenreiche Leben dieses wahrhaft großen Mannes und Regenten ist nicht in engbegrenzter Schilderung zu umfassen. Er war hochbedeutend als Kriegsheld und Kriegsherr, und nicht minder hochbedeutend auf dem Throne, den er sicherte und festete, den er mit den Palmen des Friedens schmückte. Er war fromm und gerecht, rein und treu wie Gold. Nachdem ihm die erste Gemahlin 1667 verstorben war, vermählte sich Friedrich Wilhelm 1668 mit Dorothea, verwittweten Herzogin von Braunschweig. Sein Regierungsnachfolger, Kurfürst Friedrich III., dann Friedrich I. König in Preußen, entstammte der ersten Ehe. Als seine Zeit dahin war, starb er gefaßt und gottergeben, und ließ den Ruhm eines der musterhaftesten Herrscher zurück.