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Georg, Herzog zu Sachsen.
Geb. d. 27. Aug. 1471, gest. d. 17. April 1539.


Dieser Fürst machte seinen Namen bekannt als den des heftigsten Feindes Luther’s und eines Gegners der Reformation, der dieselbe 20 Jahre seines Lebens hindurch befehdete und bekämpfte, in seinen Landen ihre Ausbreitung hemmte und sie verfolgte; dabei aber war er ein Mann von festem Charakter und großer Gelehrsamkeit und nimmt eine bedeutende Stelle in der Geschichte ein.

Herzog Georg, dritter Sohn Albrecht des beherzten, den Kunz von Häufungen einst mit dem Bruder Ernst geraubt hatte, wurde zu Dresden geboren, fürstlich erzogen und folgte 1500 seinem Vater in der Regierung, die er löblich führte. Bereits im Jahre 1496 hatte sich Herzog Georg mit Barbara, der Tochter König Casimir IV. von Polen, vermählt und das Beilager, wegen der in Dresden herrschenden Pest, in Leipzig glänzend gehalten. Er hatte bei demselben über 6000 deutsche und polnische Hochzeitgäste, welche 1300 Eimer Wein, ohne den süßen, und 444 Faß von allerlei Bier tranken. Dieser Fürst erlebte das traurige Schicksal, daß zahlreiche Kinder, welche ihm geboren wurden, fast alle vor ihm starben und er erbenlos in die Gruft sank, obschon ein Sohn und zwei Töchter sich vermählten.

In die Reformationsgeschichte trat Herzog Georg zuerst handelnd ein, als das Religionsgespräch, welches Luther mit Eck zu Leipzig halten sollte, auf die Bahn kam, und hier zeigte er einen freisinnig unbefangenen Sinn; er wollte, daß die Wahrheit an das Licht komme, und da der Bischof von Merseburg, unter dessen Kirchsprengel Leipzig lag, jene Disputation zu hindern suchte, so ließ er dessen gegen des Herzogs ausdrücklich erklärten Willen in Leipzig angeschlagene Mandate abreißen und den, der sie anschlug, in Haft nehmen. Er wohnte auch einigemal der Disputation selbst bei, aber der oft mit persönlicher Heftigkeit geführte Streit hatte bei dem Herzog zur Folge, zumal derselbe Eck’s Beschuldigung, Luther halte zur böhmischen Ketzerlehre, Glauben beimaß – daß er Luther abgeneigt wurde, und da von dessen Seite nie ein Schritt zur Verständigung geschah, Luther vielmehr den Herzog mit rücksichtloser Härte behandelte, so wurde die anfängliche Abneigung endlich zum dauernden[WS 1] Haß.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: dauerden