Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/345

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Friedrich Wilhelm Freiherr von Seydlitz.
Geb. d. 3. Febr. 1721, gest. d. 7. Nov. 1773.


Einer der tapfern und berühmten Heerführer des großen Preußenkönigs, geboren zu Kalkar, nach andern zu Rees bei Kleve. Von Seydlitz stählte sich durch gymnastische Uebungen frühzeitig für den Kriegsdienst, und trat schon im 12. Jahre beim Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt als Page ein. Unter diesem oft tollkühnen Gebieter fand v. Seydlitz volle Gelegenheit, der eigenen Neigung zu fröhnen, und indem er Theil nahm an den ritterlichen Unternehmungen des Markgrafen, oft auf den wildesten Pferden, sogar auf Hirschen, durch bewegte Windmühlenflügel zwischen durch, errang er sich die Kühnheit und Unerschrockenheit, die sein späteres Leben auszeichneten. Vorn Pagen wurde Seydlitz durch seinen Gebieter zum ersten Cornet bei dessen Kürassierregiment befördert und machte mit diesem seinen ersten Feldzug im ersten schlesischen Kriege mit, in welchem er sich so auszeichnete, daß ihn der König im Jahre 1742 als Rittmeister an die Spitze einer Husarenschwadron im Regiment Natzmer stellte. Obschon Seydlitz das Misgeschick gehabt hatte, in Gefangenschaft zu gerathen, war doch seine Auswechslung bald erfolgt. Nach dem Ausbruch des zweiten schlesischen Krieges zeichnete er sich besonders in der Schlacht bei Hohenfriedberg aus, machte in derselben den sächsischen General Schlichting zum Gefangenen, und wurde, noch nicht 24 Jahre alt, vom Könige dafür zum Major ernannt. Bei Soor empfing er eine Wunde, und bei Zittau machte er einen sehr erfolgreichen Cavallerieangriff, und nach geschlossenem Frieden übte er seine Husaren so auf eine zwar strenge, aber zugleich auch wohlwollende und stets mit eigenem bestem Beispiele vorangehende Weise im Reitereidienst, daß seine Schwadron es allen übrigen in der ganzen preußischen Armee zuvorthat. Er organisirte das Dragonerregiment Prinz Friedrich von Würtemberg zu Treptow als dessen Commandeur, dann in Schlesien das Cürassirregiment von Rochow, an dessen Spitze ihn der König 1755 als Oberst stellte. Durch seine ausgezeichnete Kenntniß des Cavalleriedienstes führte v. Seidlitz die preußische Kavallerie in das Stadium einer neuen Aera, wie es bei Fürst Leopold von Dessau mit der Infanterie der Fall