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Hans Joachim von Ziethen.
Geb. d. 18. Mai 1699, gest. d. 26. Jan. 1786.


Wie ein makelloses Denkmal aus Erzguß steht der alte Ziethen im Bewußtsein der deutschen Nation, ein Heldenbild von unverwüstlicher Dauer, voll Urkräftigkeit und fortlebiger Frische. Geboren zu Wustrau, einem Gute seiner Aeltern in der Grafschaft Ruppin, bestimmte der junge von Ziethen sich früh dem Dienst der vaterländischen Waffen, und trat schon im vierzehnten Jahre ein – fand aber leider nicht den gehofften Fortschritt in der begonnenen Laufbahn, sah sich vielmehr zurückgesetzt und bewogen, wieder zur Heimath zurückzukehren. Die Kriegsgöttin schien ihm nicht zu winken, denn nachdem Ziethen im Jahre 1726 abermals in das Heer getreten war, wo er als Oberlieutenant beim Dragonerregiment Wuthenow befehligte, sah er sich in schlimme Händel verwickelt, denen die harte Strafe auf dem Fuße folgte: ein Jahr Festungshaft und dann sogar Cassation. Wieder verflossen vier Jahre, bis endlich Ziethen bei einer neuerrichteten Husarencompagnie Eintritt fand, mit der er dann als Rittmeister 1735 unter General Baronay den ersten Feldzug gegen Frankreich mitmachte. Später fand Ziethen Gelegenheit, sich im ersten schlesischen Kriege auszuzeichnen, es war im Gefecht bei Rothschloß; er wurde zum Obrist ernannt, und statt der Husarencompagnie befehligte Ziethen nun als Chef ein Husarenregiment, das unter ihm sich die schönsten Siegeslorbeern pflückte. Im zweiten schlesischen Kriege wurde Ziethen Generalmajor und ging nun eine Zeitlang ruhmvollen Siegesgang. Mitten durch die österreichische Armee führte er sein Regiment nach Jägerndorf, hatte den wesentlichsten Antheil am berühmten Siege bei Hohenfriedberg am 4. Jun. 1745, den sein König mit 70,000 Mann gegen 95,000 Oesterreichs errang, und wobei 3000 gefallene Preußen und 15000 Oesterreichs das blutige Schlachtfeld bedeckten – besiegte nicht minder den Feind im Gefecht bei Hennersdorf am 23. Nov. 1745, empfing aber in demselben eine Wunde. Ungleich tiefere Wunden schlugen dem tapfern Kriegeshelden Unglücksfälle, die ihn Schlag auf Schlag trafen. Ziethen verlor eine geliebte Gattin, verlor den einzigen Sohn durch den Tod, wurde bei seinem König verläumdet und von diesem zurückgesetzt, bis der Ausbruch