Seite:Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen.pdf/400

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des siebenjährigen Krieges den durch Schmerz geprüften und gestählten Mann wieder auf das Feld der Ehre rief, nachdem der König ihm seine Gnade aufs neue zugewendet. Ziethen befehligte jetzt als Generallieutenant, empfing den schwarzen Adlerorden zum Lohne seiner Tapferkeit im Gefecht bei Reichenbach, gab den Ausschlag in den Schlachten bei Prag wie bei Leuthen, warf dort das Nadastische Corps zurück und half den preußischen Waffen zum Siege, wie er nicht minder in Verfolgung des fliehenden Feindes die größte Umsicht bewies. Einen nach Ollmütz bestimmten Transportzug von 3000 Wagen deckte Ziethen mit 5000 Mann, und trotzdem, daß er von dem an Heldenmuth ihm ebenbürtigen Laudon mit einer fünfmal so starken Uebermacht angegriffen wurde, rettete er einen nicht geringen Theil jener Wagen. Bei der Schlacht von Liegnitz warf er sich der österreichischen Hauptmacht entgegen und nöthigte Laudon mit zu dem berühmten Rückzug, von welchem der große Kriegsherr, König Friedrich II., selbst äußerte: »Von Laudon muß man retiriren lernen.« Ziethen wurde gleich nach diesem Siege zum General der Kavallerie des preußischen Heeres ernannt, und als er in der Schlacht bei Torgau dem großen Fabius Cunctator des siebenjährigen Krieges, Feldmarschall von Daun, den schon in Händen habenden Sieg entriß, flog aufs neue der Ruhm des alten Husaren über alle Zungen. Als endlich der Friede von Hubertusburg 1763 abgeschlossen wurde und der siebenjährige Krieg endete, war Ziethen schon ein Mann von 64 Jahren, blieb aber auch in der ihm fortan vergönnten Ruhe noch voll Kriegslust, und hätte, als er 79 Jahre zählte, gern noch den Krieg in Baiern, wegen der bairischen Erbfolge, mitgemacht, doch der König gab dieß nicht zu. 87 Lebensjahre waren dem in Wahrheit alten Ziethen vergönnt. Er starb in Berlin und wurde mit hohen militairischen Ehren bestattet. Mehr als ein Denkmal ward ihm errichtet, auch am neuesten Denkmal seines Königs und Freundes ist seine Heldengestalt in lebensgroßer Treue zu erblicken, aber weiter als der Monumente Pracht glänzt das Denkmal des greisen Helden im Herzen des deutschen Volkes.