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Ferdinand, Herzog zu Braunschweig-Wolfenb.
Geb. d. 11. Jan. 1721, gest. d. 3. Juli 1792.


Einer der bedeutendsten und tapfersten Helden des siebenjährigen Krieges, ein hervorragender tüchtiger Charakter und ein edler, freigebiger und liebenswürdiger Mensch.

Herzog Ferdinand wurde als der vierte Prinz des Herzogs Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Bevern und der Herzogin Antoinette Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel in Braunschweig geboren, und erhielt eine angemessene gediegene Erziehung. Den Vater verlor er bereits 1735 und war als appanagirter minderjähriger Prinz fast darauf angewiesen, im Kriegsdienste sein Glück zu versuchen; daher bildete er sich für denselben unter tüchtigen Lehrern aus, bereiste die Niederlande, Frankreich, die Schweiz und einen Theil Oberitaliens, und verweilte eine Zeitlang in Wien, wo er jedoch vermied, in kaiserliche Dienste zu treten, vielmehr stellte er sich unter die Preußischen Fahnen und wurde bald selbst an die Spitze eines Regimentes gestellt, gewann Friedrich’s II. persönliche Neigung schon, als dieser noch Kronprinz war, und begleitete den König im Jahre 1741 auf dem Feldzuge nach Schlesien, wo er, da er das eigene Regiment wegen dessen noch mangelnder Ausrüstung nicht selbst führen konnte, stets im Generalstabe unmittelbar in des Königs Nähe blieb und sich durch persönliche Tapferkeit auszeichnete. Diese belohnte Friedrich II. 1742 mit dem schwarzen Adlerorden, behielt den Herzog gern in seiner nächsten Nähe und ernannte ihn, als die völlige Ausrüstung des Regiments Ferdinand von Braunschweig vollendet war, zum Generalmajor der Infanterie. An der Spitze seines Regimentes und unter dem Oberkommando des alten Dessauers rückte Herzog Ferdinand 1744 mit den ersten Colonnen des preußischen Heeres nach Böhmen. Später empfing Ferdinand’s jüngerer Bruder, Herzog Albrecht, dessen Regiment, und Ferdinand wurde zum Chef der Garde zu Fuß befördert. Im Frühling 1745 folgte er dem Könige zur Armee nach Schlesien und betheiligte sich heldenhaft bei allen Begebenheiten des erneuten Krieges, nahm mit persönlicher Tapferkeit an der Spitze seiner Brigade in der Schlacht bei Hohen-Friedeberg ein Dorf, und kämpfte auch in Böhmen eben so tapfer als kühn, vor keiner Gefahr zurückbebend. Bei Sorr hing ein trübes Verhängniß über ihm und zweien seiner Brüder. Mit seinem Bruder Albrecht stand er dem Bruder Ludwig Ernst gegenüber, der in den Reihen der Oesterreicher focht und in den Leib geschossen wurde; Albrecht fiel an Herzog Ferdinand’s Seite, er selbst empfing eine Schenkelwunde, ohne aber den Rücken seines Rosses zu verlassen, bis der schwere Kampf entschieden war. Und so stritt der Herzog unermüdlich für seinen Kriegsherrn, bis er letzteren nach dem Dresdner Friedensabschluß nach Berlin begleitete. Er war seit 1733 Schwager König Friedrich’s II., der sich mit des Herzogs älterer Schwester Elisabeth Christine vermählt hatte und nicht minder Schwager des Prinzen Albrecht Wilhelm