Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Stadt Pösneck Ursprung und Name

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Der arme Musikant Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Das Holzweibel auf der Karrendeichsel
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Der Stadt Pösneck Ursprung und Name.

Die Stadt Pößneck soll ihre ursprüngliche Gründung den fleißigen Sorben danken, welche das Land umher urbar machten und bebauten. Das Stadtrecht erhielt dieser Ort durch den Markgrafen Wipprecht von Groitsch, von dem man sagt, daß er auch Oppurg erbaut habe. Nach dieses mannlichen Grafen Tode kam Pößneck an die Grafschaft Haugk, und einer derselben Grafen münzte große Pfennige von Silberblech, darauf stand: CONRAD COMES ARNSHAVK. D. S. N. IN AVMA POSN. ET TRIPTIS. Schon im Jahr 1300 umzog eine einfache Mauer Pößneck, die später erhöht wurde, aber noch frei [174] von Häusern war. Im Jahre 1464 zählte die Stadt nur 219 Häuser; diese Zahl war 1794 auf 400 angegewachsen und jetzt hat die Stadt über 500 Häuser. Der Ursprung des Namens dieser nahrhaften und gewerbfleißigen Stadt wird verschieden angegeben. Einige wollen: Ein Ritter, Posek geheißen, stritt zu Kaiser Heinrichs des Finklers Zeiten mannlich mit gegen die Hunnen. Da stellte ihn zum Lohn seiner Tapferkeit Heinrich zum Aufseher über diese Gegend und begabte ihn mit einem Strich Landes. Den nahm Ritter Posek in Besitz und baute sich ein Schloß über Wernburg, das nahe bei Pößneck liegt, umzog es mit einem Graben und wohnte allda. Er starb kinderlos und später ist seine Burg verfallen, doch sieht man noch ihre Stätten, und nennt diese Burgstättel.

Andere sagen: die Gegend und die Stadt wurde „der Bösen Ecke“ genannt, wegen der vielen Raubritter, die sich dort und rings umher aufgehalten, und die ganze Gegend unsicher machten. Doch trifft solcher Vorwurf die Stadt mit Unrecht, denn sie behauptet das Lob guten Regimentes bis in frühe Zeiten hinauf. Noch Andere leiten den Namen, und nicht ohne Wahrscheinlichkeit, von den ursprünglichen Gründern und Erbauern, den Sorbenwenden ab, da der Ort wendisch Pisnig, auch Pesnitz genannt und geschrieben worden. Später meist Peßnig, so daß ohnehin von der Ecke keine Rede sein kann.

Auf dem nahen Berge, der noch die Altenburg heißt, soll auch ein Schloß gestanden haben, das Wiprecht von Groitsch erbaute, auf dem Kochsberge aber ein Heidenbau, und von diesem sei eine Luftbrücke nach dem andern Berge, auf dem das Hauptschloß stand, hinübergegangen. Dieses schon von den Heiden aufgeführte Schloß hieß [175] „zum Stein“, und nachdem es gebrochen war, sind die Steine desselben zum Neubau des Schlosses Brandenstein verwendet worden.