Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der arme Musikant

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Der Bauer und sein Glück Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Stadt Pösneck Ursprung und Name
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[172]
305.
Der arme Musikant.

Eine Schaar Musikanten zog bei Nachtzeit heim, an dem Chamsenberge vorüber. Schon von Weitem hatten sie dort im Felsgeklüfte ein Licht gesehen; das mußte etwas Besonderes zu bedeuten haben. Je näher sie kamen, um desto heller brannte jenes Licht. Aber kein Sterbenswort war zu hören und keine Seele war bei dem Lichte zu sehen. Da ergriff die Musikanten alle zusammen ein Grausen und sie liefen auf und davon. Ein einziger blieb stehen; es war der Aermste unter seinen Kameraden und er mußte [173] darum den großen Rumpelbaß tragen. Er dachte: du hast einmal nichts, willst es versuchen, und deine Haut zu Markte tragen. Gefaßt ging er auf das Licht los, das ward vor seinen Augen immer größer, wie ein Feuer so groß. Auf ein Mal that es einen lauten Knall. Das Feuer war ausgelöscht, und feurige Kohlen prasselten dem Manne auf den Rock und auf den Rumpelbaß. Mit Gekrach zersprangen die Saiten. Der Musikant schüttelte so gut es ging die Kohlen ab, und lief nun seinen Kameraden nach. Im laufen klang und klapperte es ganz wunderlich in seinem Basse. Er horchte und that dann einen Griff durch das Schallloch. Feurige Kohlen waren in den Baß geflogen. Er nahm eine Hand voll heraus. Die Art brannte nicht an die Finger; die Kohlen waren in pure Goldstücke verwandelt.