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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Tauschwitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Der Goldtopf Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Merseburger Rabe
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[243]
381.
Tauschwitz.

In der Nähe der drei Saalburgen lag ein Dörflein, des Namens Tauschwitz, dessen Markung aber Wüstung [244] geworden, und dessen Stätte kaum noch gekannt ist. Es soll seines Namens Entstehung einem Tausche verdankt haben, der zwischen dem Thüringer Landgrafen Ludwig, später der Springer benannt, und einem Ritter Hermann von Krainburg Statt fand. Ritter Hermann, den der Landgraf sehr hoch schätzte, und ihn als Freund sehr werth hielt, besaß einen wunderschönen Zelter. Einst geschah es, daß der Landgraf und der Ritter mit einander in dieser Gegend jagten, und da lobte der Landgraf Ritter Hermanns Roß über die Maßen, und fragte ihn, ob ihm der schöne Zelter nicht feil sei? Alsbald sprang der Ritter von seinem Roß herab und sprach: Das Pferd ist Dein, Herr! Nimm es an als ein Geschenk – Nein! erwiederte der Landgraf Ludwig: als Geschenk nehme ich Dein Pferd nicht, aber – tauschen wir? Gieb mir das Deine, ich gebe Dir das meine! – Gern war Ritter Hermann von Krainburg diesen Tausch zufrieden. Das weiße Roß aber, das der Landgraf eintauschte, war der treue Schwan, der den Springer, aufnahm, als er vom Giebichenstein herab in die Saale sprang, und ihn dann auf einem Eilritte bis gen Sangerhausen trug.