Topographia Austriacarum: Villach
Petrus Bertius, Megiserus, und andere / vermeynen / diese Statt seye der Alten Julium Carnicum, und Colonia Julia. Simlerus hält Zuglio darfür. Und sagt gedachter Megiserus selbsten / daß andere das Julium Carnicum setzen / so man auß Kärndten / durch die Creutzen / im Obern-Gailthal / das ist / durch die Plecken / oder Clamen / hinauß / in das Venedisch / auff Tischlwang zeucht / da heisse ein Thal in Carnia, werd jetzt in S. Peters Thal genant / darinnen liege / die Statt Schonfelden / darob ein Teutsche Meil die Statt Julia gestanden sey / so noch auff Welsch Ziulla heisse. Wolfgangus[1] Lazius lib. 12. Reip. Rom. sect. 6. cap. 1. sagt / daß Julium Carnicum gelegen gewesen / wo jetzt Vellach / oder Vela / das Märcktlein / nicht weit von der Abbtey Mazo, oder Memasone, liege / daselbst noch unzahlbare Römische Schrifften verhanden seyen: Villach aber / sagt er im 3. Capitel / habe seinen Nahmen von dem Thal / und Berg Vela, das ist / deß Antonini Beloa, so die Carner / mit hinzu thun der aspiration, Vellach zu nennen gepflegt / bekommen. Philippus Cluverius in descript. Norici, vermeynt / daß Villach deß Plinii Teutnia seye; so andere für Rastat; Bertius für Pernau bey dem Kemsee / oder Kimsee / halten. Und dann / so achtet Caspar Ens, in deliciis apodemicis per Germaniam, Villach der Alten Forum Ubii zu seyn. Dem aber sey / wie da wolle / so ist es doch ein alte Statt bey der Traa / oder Dravo, gelegen / darein da nahend das Wasser Julia, oder die Gail / kommet / von welchem Wasser das Gailthal; ein Theil aber deß Gebürgs / so sich nach der Drab ziehet / Gaylsperg / genant wird. Es hat zu Villach eine Brück über die Drab: Item / ein Mönchs-Closter: und gibt es einen zimlichen Handel / sonderlich nach Italia, allda. Käiser Heinrich der Ander hat diese Statt / sampt Wolffsberg / an das Stifft Bamberg vergabt: Und läßt jetzt der Bischoff zu Bamberg beede Graffschafften Lavanthal / und Villach / durch einen Vitzdom / derzu Wolffsperg wohnet / verwalten. Besagter Megiserus schreibet / daß Villach ums Jahr nach Christi Geburt 262. von den Gothen überfallen worden seye. Anno 1359. hab sie sich wider Ertzhertzog Rudolphen von Oesterreich / und Kärndten auffgeworffen / und ihn nicht
[T63] [T64][61] einlassen wollen; daher er sie / durch Herrn Friederichen von Colnitz / belagern / erobern / plündern / verbrennen / zerbrechen / die Mauren / Thürne / und Thor / alle der Erden gleich einreissen / und kein Gebäu / ohn allein die Kirchen / habe stehen lassen; so vielleicht der vorhero in Anno 1348. an S. Pauli Bekehrungs Tag geweste Erdbidem verkündiget hat / in welchem nur zwo Capellen gantz geblieben seyn. Es schreibet Christianus Wurstisen / in der Baßler Chronic / lib. 3. cap. 13. daß man allhie / in S. Jacobs Kirchen / in einer Mauer / diese drey alte Verßlein eingehauen lese:
Sub M. C. triplo, quadraginta octo tibi dico,
Tunc fuit terraemotus, conversio Pauli,
Subvertit Urbes, Basileam, Castraque Villaci.
Es irre sich aber / erinnert er ferners / diese Gedächtnuß in deme / daß sie der Windischen Landen Erdbidem / in welchem deß besagten 1348. Jahrs / in Ungarn / Steyermarch / Kärndten / und dem Windischen Lande / 26. Stätt / und Schlösser / (besiehe Albertum Argentinensem de rebus gestis Bertoldi Episcopi Argentinensis und Aventinum) verfallen / mit dem Baßlerischen / der sich Anno 1356. begeben / vermenget. Anno 1523. ist Villach / durch Verwarlosung eines Haußknechts / schier gar außgebronnen: Hat auch seithero noch mehrern Schäden durch Feur empfangen. Anno 1552. kam Käiser Carolus V. auß Tyrol hieher / als Ihre Majest. sich nach Wien begaben. Von dem Bade bey Villach / siehe Thurneissern in seinem Tractat von allerhand Bädern lib. 5. cap. 56. Allhie ist Anno 1492. Ursus Ursinus, deß Pabsts Alexanders Gesandter an König Ulaßla in Ungarn / in seiner Heimräise nach Rom / erkranckt / gestorben / und begraben worden.
- ↑ Vorlage: Wolgangus