Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Cremsir

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Topographia Germaniae
Cremsir (heute: Kroměříž)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 93–94.
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[93]
Cremsir / Kremsier / Kromertz.

Ligt an dem Wasser Morawa / oder der March / zwischen Olmütz / und Hradisch; von welchem Ort Boregk in der Böhmischen Chronik / am 124. Blat / also schreibet: Johannes, Bischoff zu Olmutz / kauffte vom Ottone Nigro, Marggrafen [94] in Mähren / für sich und seine Nachkommen / ein gering und unansehnlich Dorff / Cremsirs genant; hernach wurde vom Brunone, Bischoffen zu Olmütz / eine Stadt darauß gemacht / dieselbe mit Mauren umgeben / und dahin ein Schloß gebauet / welcher Ort der Bischöffe zu Olmütz Sitz ist. Und pag. 230. seq. meldet er folgendes: Nachdem gedachter Bischoff Bruno, durch das Städtlein Hulin / und andere Güter so er auß Königlicher Mildigkeit überkommen / reich worden war / und darneben ein Dorff hatte / Cremsirs genant / welches etwas bequemer an dem Wasser Mora / und an einem lustigen und waldichten Ort gelegen war / reiß er dasselbe ein / und bauete ein neues Schloß / und Stadt / und nennete es mit dem alten Namen Cremsirs. Darneben verordnete er auch daselbst der Priesterschafft ein Stifft / zu S. Moritz / und setzte dahin einen Dechant / Probst und Canonicos, und gab ihnen von den Dörffern / so er zu sich erkaufft / reichliche Unterhaltung / damit er die Geistlichen zur Hand hätte / wann er nicht zu Olmütz / sondern zu Cremsirs / den Gottesdienst verrichten wolte. Dann er hielte sich gemeinlich zu Cremsirs auff / und erweiterte unterdeßen / sonderlich nach dem Ungerland / sein Gebiete / und Gräntzen / kauffte auch das Schloß Hugwald / samt der gantzen Grafschafft zu sich / da er dann alsbald das Schloß auffbauete / und nach seinem Namen Brunsberg nennete. Darnach bauete er auch bey Keltsch / einem Städtlein / ein Schloß / und nennet dasselbe (weil er ein Graf vom Schömburg / (Schaumberg) auß Sachsen war.) Schomberg; wie er dann auch sonst viel anders in Mähren und Schlesien (darinn er die Stadt Osoblavia / mit einem Schlosse und Mauren bevestigte) bauete. Biß hieher Boregk. Was aber dieses Osoblavia der Zeit seyn mag / ist uns unwissend. Anno 1423. zog der Hussiten General / Johann Zischka / in Mähren / nahm einen Ort nach dem andern ein / aber vor Cremsier konte er nichts außrichten; weiln der Bischoff solche Stadt starck besetzt / und die Mährische Herren derselben zu Hülff kommen waren / und ihn wieder in Böheim gejagt hatten; wie zum theil beym besagtem Boregk fol. 439. zum theil in der Histori deß Hussiten Kriegs / lib. 1. c. 55. zu lesen. Anno 1643. haben die Schwedisch-Torstensohnischen dieses Cremsier einbekommen / geplündert und in brand gestecket. In Tomo V. Theatri Europaei, fol. III. b. stehet / daß die Käiserlichen / weil sie ihrem Feind allhie zu resistiren sich nicht getrauen dörffen / den Platz verlassen; zuvor aber das meiste Getreid darinnen verderbet; deßwegen die Schwedischen den Ort in brand gesteckt / geplündert / den Commendanten daselbst / so ein Obrister / mit seinen Tragonern / gefangen hätten. Am 218. a. Blat aber wird also gesagt: von dannen / (nemlich Mirow / so ein Berghauß / und Blumlaw / die beyde von ihnen / den Schweden / erobert worden) sind wir marchiret auff Cremsier / selbigen Ort attaquirt / und / nach etlich gethanen Canonschüssen / und darauff erfolgtem Anlauffen der Kirchen / die Mauer erstiegen; ist also der Ort übergangen / und in solcher Confusion gantz eingeäschert / der darinnen gelegene Obriste Palavicino, mit einem Regiment Dragoner / ist / in währendem Sturm / gefangen worden.