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Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Eywanschitz

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Topographia Germaniae
Eywanschitz (heute: Ivančice)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 96.
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Eywanschitz / Ewanczitz.

Ligt eine Meil Wegs von obbeschriebenem Krumau / gegen Brinn werts / und 2. Meilen von solcher Mährischen Hauptstadt / an der Gihlawa / so die Teutschen zu Eywanschitz die Schwartza nennen / in welches Wasser / oberhalb der Stadt / ein anders / und unterhalb wieder eines / so von gedachtem Krumlow rinnet / kommen thut. Es ist diese Stadt (so vorhin auch dem bey Cromau gedachtem Herrn von Lippa gehört hat; aber jetzt ingleichem Liechtensteinisch seyn solle) nicht sonderlich groß / hat aber / vor dem nächsten Krieg / schöne Vorstädt gehabt / so vielleicht noch allda seyn mögen. In der Stadt ist die Pfarrkirchen zu sehen / so doppelt / in deren grössern Theil vorhin die Slowaken / die man Böhmen und Hussiten genant; so aber Lutherisch gewesen; und in dem kleinern / die Teutschen Evangelischen / ihren Gottesdienste / in ihren Mutter-Sprachen / nach der Augspurgischen Confession, welcher auch gedachter ihr Herr von Lippa zugethan war / verrichteten. Es brauchten so wol die Böhmen / als die Teutschen / keine Meßgewänter / Liechter / und dergleichen / wie sonsten die Hussiten in Böheim zu thun pflegten. Sie hatten auch in der Stadt eine Evangelische Schul. Die Römisch-Catholischen / deren gar wenig / und meistens nur Welsche waren / hatten kein offentliches Exercitium; aber wol die Jüden / welche in der Stadt ein eigene lange Gassen / und in derselben ihre Schul / oder Synagog hatten. Ausserhalb den Mauren / waren der genanten Calvinisten / so man unrecht Picarten / sonsten aber die Brüderische geheissen / zwo Kirchen / darinn Teutsch und Böhmisch geprediget ward. Und ist bey der einen / auch eine wolbestelte Schul gewesen. Und auß diesen beyden Religionen / der Lutherischen und Calvinischen / war der Stadt Rath bestellt. An einem andern Ort vor der Stadt / so gleichsam ein ziemliche eigne Vorstadt / hatten die Schweitzer Brüder ihre eigne Häuser und Güter / von welchen sie ein gewisses in ihr Gemeind-Hauß / in welchem ihr Prediger wohnte / und predigte / und die Frembdlinge behrberget wurden / lieffern musten. Diese Leut wurden ihr Lebenlang nicht getaufft / trugen keine Wehren / und hielten ihr Brodbrechen / oder das Abendmahl / jährlich allwegen auff Pfingsten. Die Schwenckfelder / und dergleichen Leute / kamen bey einem Brunnen / ausser der Stadt und Vorstädte / auff dem Feld zusammen: zu welchen man auch etliche Photinianer und Atheisten / so keine Aufferstehung der Todten geglaubt haben sollen / gezehlet hat. Bey einer halben Stunde ohngefehr / ausser der Stadt / wohneten im Dorff Olekowitz / die Hutterische Brüder / so man ins gemein die Wiedertauffer nennet / welche einen alten Zimmermann zum Prediger hatten. Möchten ihrer etwan bey 400. gewesen seyn; wie hievon in dem Itinerario Germaniae, c. 7. fol. 186. seq. weitläufftig zu lesen. Der Zeit seyn sie / die Wiedertäuffer / auß gantz Mähren / darinn ihrer etwan bey die 70. tausend gezehlet worden / vertrieben; deren Bethlehem Gabor / Fürst in Siebenbürgen / gar viel auffgenommen hat. So ist auch sonsten zu Eywanschitz / in der Religion / Enderung vorgenommen worden; also / daß der Zeit nur die Römisch-Catholischen / neben den Jüden / allda geduldet werden sollen. Anno 1424. nach deß Zischken Tod / theilete sich das gantze Böhmische Heer in 2. Theil / zogen mit einander für diese Stadt / und eroberten sie / samt vielen Schlössern; wie Theobaldus im Hussiten Krieg c. 57. p. 231. (der sie Weywanczicz nennet) schreibet. Sonsten ist ein Ewanowiz / an dem Fluß Hana / zwischen Nemczitz und Wiskow.