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Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Olmütz

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Topographia Germaniae
Olmütz (heute: Olomouc)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 104–106.
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Olmütz / Olomutium.

Dieses ist die Haupt- und Bischoffliche Stadt in gantz Mähren; wiewol auch Brinn eine Haupt-Stadt genant wird. Lupacius, in seinem Calendario Historico, ad 25. Junii, schreibet / daß etliche sie Julium Montem nennen / damit es Goldastus, de R. B. hält; der darneben sagt / daß Olmütz auch Speculum Julii und Sorigutura, seye genant worden. Ortelius vermeynt / sie wäre deß Ptolemaei Eburum; mit welchem auch Carolus Stephanus, in Dictionario Geographico, und Petrus Bertius lib. 1. Rer. German. pag. 107. übereinstimmen. Sie ligt an dem Haupt-Fluß deß Landes / nemlich der March / oder Morava / der sie umgibet / und in welchem oberhalb der Stadt ein unbenamstes Wasser von Sternberg herab lauffende; unterhalb aber die Feistritz fällt. Ist nicht groß / aber wol und schön erbauet / auch gar lustig und bequem zum Handel nach Böheim / Ungarn / Polen / Schlesien und Oesterreich / gelegen. Hat einen schönen grossen Platz oder Marckt / und darauff ein schön Uhrwerck / auch feine gemahlte Häuser. Und ist insonderheit die Bischoffliche Kirch / oder der Thum / allda zu sehen; welche / wie Martinus Boregk / in seiner Böhmischen Chronik / am 202. Blat / schreibet / Marggraf Uladislaus, Königs Premislai Ottogari in Böheim / Bruder / an statt der schlechten / anfangs von S. Cyrillo geweyheten Kirchen / erbauet hat / so auch darinn begraben liget. Und sagt er ferner / daß es allhie ingleichem eine Probstey habe / vom Bischoff Roberto gestifftet. So schreibet Cromerus, lib. 4 Rer. Polon. p. 71. Als die Böhmen Anno 1038. die Stadt Gnesen in Polen eingenommen / hätten sie von dannen der fünff Einsidler Cörper / so da gelegen / mit sich geführt / davon ihr Hertzog Praedislaus einen / nemlich deß Cristini, den Olmützern überlassen habe. So hat es auch ein Capucciner Closter / und ohne Zweiffel / noch darzu ein Jesuiter Collegium allhie: wie dann Käiser Ferdinand der Ander / Anno 1621. den 23. Jenner / dem Cardinal von Dietrichstein und Bischoffen allhie geschrieben / darob zu seyn / daß sie / die Jesuiter / in ihre alte Collegia, in Mähren / ehrlich wieder eingeführet würden; den Capuccinern aber wurden von Ihrer Käiserl. Majestät / den 13. Weinmonats 1622. fünff tausend Gülden / gutes Gelds / auß den conficirten Gütern / verordnet / ihre Clöster wieder einzunehmen / und die Kirchen damit zu zieren. Vorgedachter Boregk meldet am 35. Blat / daß der Christliche Mährische König Suatopluck nach Velgrad / jetzt Olmütz genant / ihm einen Königlichen Sitz erbauet habe. Item / am 162. Blat / daß Olmütz von Sobiesla / deß Hertzogs Sobieslai Sohn / zun Zeiten Königs Uladislai in Böheim / eingenommen und geplündert worden; daher der König darfür gezogen / und besagten Sobiesla / nach Böheim / ins Schloß Prinda habe führen lassen / allda er viel Jahr lang gefangen gesessen seye. Ums Jahr 1241. (oder 42.) belägerten die Tartarn Olmütz / es wurde aber die Stadt / vom Jarosla von Sternberg mannlich beschützt / und endlich / durch einen Außfall / die Tartarn hart geschlagen / daß auch ihr Obrister Peta bliebe / die übrigen aber unverrichter Sachen abziehen musten; wie er Boregk fol. 216. seq. berichtet. Anno 1458. hat sich Olmütz mit König Görgen in Böheim vertragen; ist gleichwol hernach / samt Brinn und andern Städten / wegen der Religion / von ihme wieder ab: und zum König Matthia in Ungarn / gefallen. Anno 1637. im Augustmonat / sollen allhie in die 72. Häuser abgebronnen seyn. Anno 1642 im Brachmonat / ist der Schwedische General Feld-Marschall / Leonhard Torstensohn / für Olmütz kommen / und solche Stadt zeitlich mit 20. Canonen zu beschiessen angefangen / und 3. Tag damit continuirt / nachmals 3. Stürm darauff gethan / und endlich die Stadt / mit einem schlechten gegebenen Accord erobert; wie hievon / und was für ein gewaltiger Schatz und Vorrath / an allerhand Sachen / allda gefunden worden / in dem IV. Tomo Theatri Europaei Meriani, fol. 925. seq. zu lesen ist. Der General besetzte

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[105] hierauff Olmütz mit drey tausend Mann zu Roß und Fuß / liesse den Ort / so viel in Eil möglich / und nöthig / verschantzen / und den besten Raub / als / Geld / Geschütz / Munition / nach der Schlesien führen / und ordnete den Obristen Wancke / so zuvor in Görlitz das Ober-Gebiet gehabt / den Olmützern zum Commendanten; welcher dann seinem Ampt fleissig obgelegen / und den Benachbarten / ungeacht er umsingelt / oder plocquirt gewesen / viel zu schaffen gemacht / gute Beuten eingeholt / die Stadt mit allerhand Nothdurfft wol versehen / und solche bevestiget; in Außfällen Stöß eingenommen / und auch wieder außgeben hat. Im Herbstmonat / wolte Sterbensgefahr allhie einreissen; darum begab sich Wancke / ausserhalb der Mauren / in eine Schantze / und ließ eine Höhe / so der Bevestigung nachtheilig war / mit Wercken und anderm / verwahren. Im Christmonat fiel er auß / und nahm das Hauß Lischwiz (welchen Ort zuvor Anno 1627. auch der Hertzog von Friedland einbekommen) mit stürmender Hand ein / darinn er viel Früchte / und gute Beute bekam. Anno 1643. um den Anfang deß Brachmonats / ward er / Obrist Wancke / als er ziemlich starck umsingelt gewesen / von seinem Generaln Torstensohn / entsetzt. In diesem 43. Jahr ist allhie in der Thum-Kirchen / unterm Beinhauß / an allerhand Kirchen Ornat / von silbern Bildern / und dergleichen / ein grosser Schatz gefunden worden / welchen man von darauß / mit etlichen Wägen / ab- und nach Pommern / geführet / wie in Tomo V. Theatri Europaei, fol. 112. a. stehet. Anno 1644. ist Olmütz zum siebenden mal / von den Käiserlichen / angegriffen worden; wie in der Franckfurter Herbst-Relation dieses Jahrs gesagt wird. Und seynd / durch Angeben etlicher Burger / allbereit etlich hundert Käiserlichen in die Stadt kommen; aber weiln die andern draussen ihnen nicht gefolget / oder folgen können; so ist nichts drauß worden / sondern es haben viel ihr Leben darüber lassen müssen; wiewol die gedachten Burger / samt theils Soldaten / durch einen heimlichen Gang / noch entkommen seyn. In der Frühlings-Relation deß Jahrs 45. stehet / es sey solches den 20. Herbstmonats des gedachten 44. Jahrs / geschehen / durch ein verborgen Thürlein in der Stadtmauer / nicht weit vom Thum. In erwehntem 45. Jahr / ist Olmütz / nach der gewaltigen durch die Schweden / in Böheim erhaltenen Schlacht / von ihnen gäntzlich entsetzt / und wieder proviantirt worden.

Was das Bisthumb allhie anbelangt / so ist der erste Bischoff allda der H. Cyrillus gewesen / der umbs Jahr Christi 887. wie es Dubravius rechnet / gelebt. Er war ein gelehrter Slaf oder Wend / der die Crabatisch und Wendische Buchstaben / so von ihme den Namen / solle erfunden / und die Bibel in seine Sprach gebracht haben; wie Aventinus im 4. Buch meldet; wiewol andere solches seinem Gehülffen und Nachfolger im Bisthumb allhie / dem heiligen Methodio, zuschreiben / der Anno 907. sein Leben zu Rom geendet / Cyrillus aber zu Olmütz gestorben / und allda begraben worden / wie abermal Aventin will. Nach deß besagten Methodii Abzug / und nachdem das Königreich Mähren abgethan und zerrissen worden / hat Olmütz keinen eignen Bischoff gehabt / sondern ist ein weil deme zu Passau / ein weil dem zu Regenspurg / ein weil dem zu Saltzburg / ein weil dem Bischoff zu Prag / in den Kirchen-Sachen unterworffen gewesen / biß im Jahr 1063. König Uratislaus in Böheim / die Böhmisch- und Mährische Bisthümer / so eine zeitlang der Pragerische Bischoff / wie gemeldt / beysammen gehabt / getheilet / und seinen Caplan Johannem, zu einem Bischoff nach Olmütz gesetzt / und ihn nach Mäyntz geschickt / daß er daselbst von dem Ertz-Bischoff Sigefrido ordinirt wurde. Aber nach wenig Jahren / hat Gebhardus, Bischoff zu Prag / deß Königs Uratislai leiblicher Bruder / das Mährische Bisthumb an sich gezogen / und / nachdem gemeldter Bischoff Johannes gestorben / dasselbe mit dem Pragerischen / im Jahr 1086. wieder vereinbaret. Im Jahr 1090. hat gedachter König / auß Haß / gegen besagten seinen Bruder / den Bischoff / das Bisthum Olmütz / von den Pragerischen / abermals unterschieden / und unter zwey Bischöffe / den Pracht dadurch zu brechen / getheilet. Seynd also nach denen zwey gedachten Cyrillo und Methodio, allhie Bischöffe gewesen / 3. Johannes I. 4. Sylvester. 5. obgedachter Johannes II. so Anno 1063. Bischöffe worden. 6. Andreas. 7. Petrus. [106] 8. Johannes III. 9. Henricus, zugenant Zidk, Hertzogs Uladislai in Böheim Bruder. 10. Johannes IV. 11. Johannes V. 12. Dietlebus. 13. Peregrinus. 14. Cayn. 15. Engelbertus. 16. Bavarus Boemus, ein wollüstiger Mann / so an dem Schlag gestorben. 17. Robertus, ein Engelländer. 18. Fridericus. 19. Bruno, ein Graf zu Holstein und Schauenburg / umbs Jahr 1250. den theils unrecht von Schömberg / Schoenbergk und Schomburg nennen; welcher den Bischofflichen Sitz nach Cremsir / so er bevestigt / und mit einer Mauer umbgeben / verlegt hat. Siehe oben Cremsir. Er ist bald hernach von dem Römischen Käiser Wilhelmo, zum Preussischen Zug / wider die Heydnische Lithauer auffgemahnet worden / dahin er auch / mit dem König Ottocaro auß Böheim / geräist ist / und daselbst die Stadt Brunsberg / so von ihme den Namen / erbauet hat. Auff diesen Saxen folgeten. 20. Theodoricus. 21. Johannes VI. 22. Petrus, zugenant Bradawicze / auß der Herren von Lomnicz Geschlecht. 23. Conradus. 24. Henricus Berka, deß Geschlechts der Herren von Daub. 25. Johannes VII. ein Sohn Königs Wenceslai in Böheim. 26. Johannes VIII. auß dem Geschlecht der Herren von Wlassim / zun Zeiten Käiser Carls deß Vierten / unter dessen Kaiser- und Königlicher Regirung / Anno 1346. das Mährische oder Olmützische Bisthumb / dem Ertz-Bisthum Mäyntz entzogen / und dem neuen Ertz-Bisthumb Prag unterwürffig gemacht worden; aber gleichwol seinen eigenen Bischoff behalten hat; und von den Erfahrnen noch beständig zum Teutschland gerechnet wird; Auch die Domherren ihre freye Bischöffliche Wahl behalten / und der Concordaten der Teutschen Nation geniessen. Man sagt zwar / daß solches Bisthum jetzt ohnmittelbahr unter dem Römischen Pabst seyn solle; welcher Gerechtigkeit dann der Bischoff zu Olmütz / nachdem das Pragerische Ertz-Bisthum / von den Hussiten zerstöret worden / gefallen / und gelegen ist / erlangt zu haben / Goldastus lib. 5. de Regno Bohemiae, cap. 5. p. 583. vermeynet. Aber wieder auff die Nachfolge der Bischöffe allhie zu kommen / so hat dem besagten Johanni VIII. succedirt der 27. Bischoff / Johannes IX. höchstgedachten Käisers Caroli Canzlar. Diesem 28. Petrus. 29. Johannes X. bey theils der IX. ein Bruder der Marggrafen in Mähren Jodoci und Procopii. 30. Nicolaus. 31. Johannes XI. (al.) X. zugenant Mraz, und der Müller von Cremsir / sonsten ein Doctor deß Päbstlichen Rechts. Dubravius heist ihn einen Dieb und Kirchenrauber / der in den Bann gethan / in ein Ochsenhaut gewickelt / und also begraben worden seye. 32. Ladislaus von Crawar. 33. Conradus, ein Westphäling und Zauberer / so folgends zu deß Hussen Zeiten / Ertz-Bischoff zu Prag worden. 34. Wenceslaus Kralik, Patriarch von Antiochien / ein stoltzer und dem Wolleben ergebener Mann. 35. Johannes von Prag / zugenant der Eiserne / ein Cardinal und Hussiten Feind. 36. Conradus, oder Kunzo, auß dem Geschlecht der Herren von Zwola. 37. Paulus, auß dem Geschlecht deren von Miliczin. 38. Johannes XII. (al. XIII.) 39. Bohusius von Zwola. 40. Prothasius, deß vornehmen Geschlechts von Bozkowiz. 41. Johannes XIII. (al. XIV.) 42. Stanislaus Thurzo. 43. Zaubek. 44. Johannes XIV. (al. XV.) ward anfangs Skala, ehe er in den Ritterstand kommen / hernach Dubravius genant. Der vorgemelte Bischoff Stanislaus Thurzo, brauchte ihn für einen Rath / weil er ein Doctor der Rechten / und folgends für einen Obristen / als Wien vom Türcken belägert worden. Endlich ward er Bischoff allhie. Und das ist der Dubravius, so die Böhmische Histori geschrieben. Ihme haben nachgefolget / 45. Marcus Olomucensis. 46. Guilhelmus von Wiczkowiz. 47. Johannes Grodecius. 48. Thomas Albinus. 49. Johannes Telczen. 50. Stanislaus Pawlowius. 51. Franciscus, Cardinal und Fürst von Dietrichstein / so zun Zeiten der Käiser Rudolphi II. Matthiae, und Ferdinandi II. und gar lang regiret / biß er im Jahr 1636. im Herbstmonat / deß jähen Tods / wie im Meterano stehet / gestorben. Der jetzige Bischoff allhie / ist Herr Leopold Wilhem / Ertzhertzog zu Oesterreich / An. 1637. den 21. Wintermonats erwählet / und seyn Ihre Hochfürstl. Durchl. Anno 39. im Jenner hernach / persönlich hieher kommen.