Topographia Braunschweig Lüneburg: Marienberg Closter

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Marienberg Closter (heute: Kloster Marienberg)
<<<Vorheriger
Lutter am Barenberge
Nächster>>>
Marienrohda
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 151.
[[| in Wikisource]]
Kloster Marienberg (Helmstedt) in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[151]
Marienberg Closter.

Das Closter S. Marienberg vor Helmstatt / hat in anno 1181. zu bawen angefangen Herr Wolfram, geborner Graff zu Kirchberg in Thüringen / der vier vnd dreissigste Abt der Keyserl. freyen Stiffter Werden vnd Helmstatt / vnd weil die Jungfraw Maria dieses Closters Patronin / dazu dasselbe vff einem erhobenen Berg gelegen / ist es Marienberg genant.

Die ersten Jungfrawen sind auß dem Closter Stäterburg anhero genommen / vnd also der Orden S. Augustini an diesen Ort kommen.

Der Fundator hat diesem Closter Macht gegeben / so offt es nöhtig / einen Probst zu erwöhlen. Der erste Probst dieses Orts ist gewesen Herr Gottfried / ein Conventual auß S. Lorentz Closter vor Schöningen.

Als im Jahr 1199. Ertzbischoff Ludolphus von Magdeburg / wie er zu Hertzog Philip in Schwaben gen Braunschweig ins Lager ziehen wollen / die Statt Helmstatt überfallen / jedoch den beyden Clöstern / S. Ludgari vnd Marienberg / keinen Schaden zuzufügen ernstlich gebotten / haben sich doch / dessen vngeachtet / sechs auß dem Kriegshauffen / muhtwillige vnd Gottlose Buben / vff deß S. Marienberg Closters Kirchhoff befunden / vnd die Kirchthür mit grossen Bäumen vffgerannt / da aber einer vnter ihnen über die Schwelle tretten wollen / ist er plötzlich danieder gesuncken / vnd mit einem erschrecklichen Geschrey Todes verblichen / die übrigen sind in grossem Schrecken eilends davon gelauffen / hernach Rew vnd Leyd über ihre Sünde getragen / vnd ein jeder dem Closter 10. Marck Silbers erlegt.

Als in anno 1279. Marggraff Albrecht zu Brandeburg / Hertzogen Albrecht zu Braunschweig / der Grosse genant / bekriegete / vnd vnter andern die Statt Helmstätt belagerte / ist die Sage entstanden / daß die Jungfraw Maria bey währender Belagerung sich offenbarlich sehen lassen / von ihrem Closter vffm Berge vff einem Seiden Faden vff S. Steffans Thurn ab vnd zugefahren / deß Feindes Geschoß vff ihrem Mantel vffgefangen / vnd also die Statt Helmstatt vorm Feinde verthädiget / wie solches in deß Meibomii Closter-Chronik zu finden.

Anno 1641. ist diß Closter von Keyserlichen Völckern gäntzlich außgeplündert / daß weder Menschen noch Vieh vff demselben bleiben können. Solches vnd dergleichen Plünderung hat das Closter bey währender Kriegs-Vnruhe offt vnd vielmahlen erlitten.

Die Situation dieses Closters betreffend / ligt dasselbe vff einem erhabenen Berge / nahe vor Helmstatt / im Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / in einer sehr lustigen gegend / wegen der herumb ligenden Wälder vnd Gehöltzung.