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Topographia Circuli Burgundici: Deventer

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Topographia Germaniae
Deventer
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 99–100.
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[T43]

Deventer

[99] Deventer / Daventria, Dieser OverIßlischen / und an der rechten Seiten der Issel / oder Isalae, (darüber eine hültzerne Brücke / meistentheils auff Schiffen / wegen deß grossen Gewalts deß Flusses / gehet) zwo Meilen von Zutphen / und vier von Swoll / gelegenen Stadt / rechter Nam / solle Davontria, oder Davontur heissen / und von Davone, einem gewaltigen Mann herkommen / der dem Lauff deß H. Evangelii Platz geben / und umbs Jahr Christi 540. neben seinem Schloß daselbst / eine Kirch erbauen / und darinnen auch S. Lebuinum, der damaln allhie gelehrt hatte / begraben lassen; von welcher Zeit an / mehr Häuser dahin seyn gebauet worden / wie hievon mit mehrerm beym Georgio Braun im dritten seines Städtbuchs; und vom gedachten Lebuino Confessore, deren von Deventer Apostel / Aubert. Miraeus in Fastis Belgicis, pag. 667. seqq. zu lesen. Werdenhagen aber will / mit Hadriano Junio, daß diese Stadt von den jenigen Ansuariis, die man Daventurios, oder Davantuarios genennet / und die von den Francken ihren Ursprung gehabt / den Namen habe. Sihe ihn / und was er mehrers von dieser Stadt schreibet / part. 4. de Rebusp. Hanseat. cap. 4. fol. 28. a. Sie wird noch von theils für eine Reichs-Stadt gehalten; wie sie dann die Müntz-Gerichtigkeit / und ansehenliche Freyheiten hat / ein Hansee-Stadt / und das Haupt deß Landes OverIssel / schön / wol gebauet / volckreich / groß / und vest ist; allda es grosse Handthierung gibt / auch deß Jahrs fünff Märckte gehalten werden. So ist das Land herumb fruchtbar / gibt gut Getraid / hat auch gute Wäyde; daher man allhie viel Vieh hält / und wird gar auß Dennemarck dasselbe hieher getrieben / damit es da zunehmen / und feist werden solle. Die Inwohner seyn freundlich / und Gastfrey / auch Liebhaber der Gelehrten; wie sie dann damit umbgegangen / daß sie eine Hohe-Schul für dieses Lande auffrichten möchten / wie obgedachter Werdenhagen schreibet. Und stehet in dem neuen Atlante, daß bey der Illustri Schola allhie / so auff Anordnung der Herren Staaden von OverIssel angerichtet worden / die Theologia, Hebraeische Sprach / und das Jus Civile, gelehret werden. Und zwar so ist in dieser Stadt vor Jahren auch ein gute Schul gewesen / auß welcher viel berühmte Männer / und darunter Erasmus Roterodamus, und Nicolaus Cusanus, kommen seyn. Und waren von hinnen Gerhardus Magnus, und Jacobus genannt à Daventria, bürtig. Die Hauptkirche ist zu S. Lebuin / welche Pabst Paulus der Vierdte Anno 1559. zu einer Bischofflichen Kirchen erhöhet hat. Es waren vorhin / neben dem Bischoff / allda 20. Domherren; und gehörten in solches Bistthumb / ausser der Stadt Deventer / in dem Geistlichen / auch die Städte Campen / Schwoll / Hasselet / Hattem / Steinwick / Vollenhofen / Zutphen / Haderwick / Doesburg / Lochem / Dotechtem / Elburg / Groll / Oldesiel / mit etlich Orten in Twent / und Lingen / und mehr als 250. Dörffern. In gedachter Hauptkirch allhie / ruhet besagter H. Lebuinus, ingleichem der H. Marcellinus, und ein Theil der Reliquien von der H. Mildrada, einer Engelländischen Jungfrauen /

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Deventer

[100] wie oberwehnter Miraeus pag. 398. seqq. bezeuget; der ferners am 704. Blat schreibet / daß zu Deventer auch der H. Radbodus (so der 14. Bischoff zu Utrecht / und deß alten Königlichen Friesischen Geschlechts gewesen / und Anno 917. gestorben) ruhe. Neben besagter Hauptkirchen / stehet ein kleine zu unser Frauen. Die Kirch zu S. Nicolao ligt auff dem höchsten Ort der Stadt / und wird darumb die Bergkerck genannt. Es seyn auch da 5. Clöster / mit ihren Kirchen / 5. Hospitäl / und ein Waysenhauß; wie auch eine gemeine Herberg / das Weinhauß genannt / in welchem jährlich die Tribut / und Zölle / bezahlt / Häuser und Güter gekaufft / und verkaufft werden; dabey dann der gute Wein bißweilen wohl versucht wird. Es hat die Stadt 6. schöne Pforten. Uff der Brinck-Poort stehet ein Adler / der Stadt Wappen / so ihr Käyser Otto der Dritte geben / darbey etliche Schrifften. Unter andern Wercken ist der Nürnbergische Thurn wol das ansehnlichste / welcher der Pforten dieses Namens beygefügt ist / und eine Maur 18. Schuh dick hat. Mitten auff dem sehr grossen Marckt stehet ein schön Kauffhauß / auff dessen einer Seiten ein Narr zu sehen / der einen steinern Hasen lachend anstarret / so Hertzog Carlen von Geldren bedeuten solle / der diese Stadt zun Zeiten Käysers Caroli V. belagert hat. Anno 1578. kame sie erstlich durch ein scharpffe Belagerung / in der Staaden Gewalt; ward aber Anno 1587. von dem Gubernatorn Wilhelm Stanlei / so der Römischen Religion / sonsten einer vom Adel auß Engelland gewesen / verrätherischer weise den Spaniern übergeben; daher sie der Staaden General / Graff Moritz von Nassau / Anno 1591. wieder belagert / und endlich den 10. Junii erobert; darzu dann ihme die Schantz vor Zutphen / welche er durch in Baurengestalt verkleidte Soldaten eingenommen / viel geholffen hat; wie davon beym Meterano libr. 16. und im Nassauischen Lorbeerkrantz fol. 82. seqq. weitläuffig zu lesen. Daselbsten auch ein Kampff beschrieben wird / der vor Deventer / damaln / zwischen Juncker Ludwig von der Carthullen / Herrn von Ryhoven / so Staadisch / und einem Albanischen oder Griechischen Reutter / (so unter der Belagerung / mit grossem schnarchen / gleich ein sonderer Goliath / auß der Stadt herauß geritten) gehalten; dieser Albanesen überwunden / gleichwol / als er sich gefangen gab / von Graff Moritzen wieder loß gelassen worden ist. Es wird diese Stadt jetzt von 16. Burgermeistern / Schöpffen und Rathsherren / welche alle Jahr erwehlet werden / und alle Tag zusammen kommen / regiert / darneben seyn noch 47. Männer / welche die gantze Stadt repraesentiren / und 4. Secretarii.