Topographia Circuli Burgundici: Dole

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Topographia Germaniae
Dole
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Dornon
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 266–268.
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[266] Dole / Dola, Diß ist die Haupt-Statt / nach der ErtzBischofflichen / und Reichs-Statt Bisantz / in der gantzen Graffschafft Burgund / allda das Parlament / oder der Hohe Burgundische / deß Königs in Spanien Rath / und die Universität / oder Hohe-Schul / auch die Rent- und Rechen-Kammer ist. Ligt an dem sehr lustigen / und hochberühmten klaren Fluß Dub / oder le Doux, so sich allda in zween Arm theilet / und in dem Quartier / so man wegen der unglaublichen Fruchtbarkeit / das LiebsThal / oder le val d’amours nennet / allda das Land zum theil eben ist / zum theil Hügel; sonsten aber Getraid / Weinwachs / Holtz / Viehweyde / und andere Nothdurfft / fürtrefflich hat. So seyn die Flüsse Saone, Ougnon, Louue, und Seille, auch nicht weit von dannen: wie auch auff 3. gute Meilwegs ein schier unzahlbare Menge von Teichen / grosse Wälder zum jagen / weite schöne / Graß- und Kräutertragende Wiesen; stattliches Wein-Gebürg / und anders mehr / so der Statt / zu dem / was sie selbst in der Nähe hat / häuffig / und überflüssig / alles zubringen / und geben können. Ingleichem hat Dole mehr von Stätten / so in ihrer Nachbarschafft ligen / als einige Statt im Lande / namblich Gray, Champlitte, Ray, Pesme, Marnel, Rochefort, Salins, Arbois, Poligny, Pontarlier, Jongne, Sainct Claude, Moran, Lons le Saulnier, Clerval, Sainct Amour, Orgelet, Bletterans, Montfleur, Chauannes, Nozeret, la Riviere, Arlay, Colone, und andere; wie Gollusius diese obgedachte Ort nach einander

[T129]

Dole

[267] setzet; und saget / daß man von hinnen / durch Rochefort, Orchamps, Besançon, und Mümpelgart / nach dem Rhein / raise: und daß die Sitze der Bailliages, oder Obergerichte / als dieser Statt Dole, Gray, Montmorot, Salins, Poligny, Arbois, und S. Claude, nahend bey Dole ligen. So habe auch diese Statt von Vogteyen / Viz Graffschafften / und andern Sitzen der Justitz / Gray, Aspremont, Montmiré, Gendré, Fraisans, Rochefort, la Loie, Colone, Salins, und andere vorgedachte Plätz; über das grosse Gericht von S. Ouyande Joux, so sich gar weit erstrecke. Und dieweil Dole gleichsam wie ein halbes Theatrum, da man an dem Hügel allgemach hinauff zu steigen hat / erbawet / auch in der nähe umb sich keinen Teich / oder anders stillstehendes faules Wasser hat / so ist der Lufft auch allhie gar rein / und gesund / der die Statt vor mancherley Kranckheiten bewahret / der sonsten / wegen der grossen menge allerley Volcks / so sich allda auffhält / und von allen Orten hieher kompt / entstehen könten. Gedachter Gollusius vermeynt / daß diese Statt / zun Zeiten der Sequaner / Dittatium seye genannt worden; und das es allie vor Jahren ein stattliches Schloß gehabt / darinn die Fürsten gemeinlich Hoff gehalten / und die Stände da zusammen kommen; Jetzt aber seye kein Schloß mehr da. In ihrem Umbkreiß habe die Statt nicht so viel / als Bisanz / und Salins. Die fürnehmsten / und geradesten Gassen seyen / die von Besançon, Frippapat, Escheuannes, Greaux, und Vielmarché. Wegen der jetzigen Bevestigung auff die newe Manier / schreibet er / unter anderm / von dieser Statt also: Maintenant ceste ville est bastie, et fortifie à la moderne, avec puissans Boulevers, et ceinte d’une perpetuelle Cortine etc. et avec ce retranchée par derriere, et cavèe des profondes tranchées, fort larges, et aultes, qui neantmoins servent aux jardinages. Et de plus, en certains angles sont rejettés en dehors 7. bouleuerts qui monstrent à l’Ennemy, que sans briser testes, et crever ventre, l’on ne s’en pourroiet pas approcher. Sonsten wird Dole gerühmt / daß sie habe die schöneste Bruck / den schönesten Statt-Thurn / und den schönisten Kirchen- oder Glocken-Thurn. Hat einen grossen viereckichten Marckt / so doch etwas länger / als breit ist / und auff der seiten gegen Abend ein schönes Rahthauß / mit sampt den Gefängnüssen; und / an seinem besondern Ort / ein überauß schöne Kirch / auff das allerköstlichst / und künstlichst erbauet / und à nostre Dame, oder zu unser Frauen genant. Es ruhet darin Mercurinus à Catinaria, Käyser Carls deß Fünfften Obrister Cantzler / in einem ansehenlichen Grab / so zum theil von Alabaster / zum theil von Porphyrstein / gemacht / und umb Dole herumb außgegraben wird. Es seynd auch zu sehen die Kirchen / Clöster / und Collegia, zu S. Hieronymo, und daselbst ein stattliche Bibliothec / zu S. Francisco, zu S. Georgio, der Jesuiter / (Anno 1590. angefangen) der Capuciner / das Parlament-Hauß / die Rechen-Cammer / und anders mehr / und von privat-Gebäuen / die Palläst der Herren von Rye / Montbarré, Aubigny, und andere. Und wird die Statt / ausser deß Parlaments / absonderlich durch den Statt-Rath / darinn 20. Personen / und unter denselben der Majeur, sitzen / regieret. So viel aber die HoheSchul allda anbelangt / so hat Otto, der letzte Graff von Burgund / vom Pabst Nicolao IV. die Freyheiten einer Universität erhalten / die aber erst umbs Jahr 1423. vom Hertzog Philippo dem Gütigen / zu Burgund / und Brabant / allhie zu Dole angestellt worden / als er neue Privilegia vom Pabst Martino V. erlanget. Unter König Philippo II. in Spanien / hat sie sehr zugenommen. Hat zween Conservatores, einen im Geistlichen / nemlich den Ertzbischoff zu Bisantz / so ihr Cantzler; und den Bailly, oder Statt-Vogt allhie / welcher mit dem Rectore, was die Sachen / so ein leibliche Straff auff sich haben / in der Jurisdiction concurrit, oder participirt. Es wäret aber eines Rectoris Ampt ein Jahr. Sihe von solcher Universitet, was Gollusius lib. 2. cap. 44. seqq. weitläuffig schreibet / da er [268] auch cap. 47. die Rectores setzet. Nach dem Tode deß letzten Hertzogs von Burgund / deß Caroli, belagerten die Frantzosen / unter ihrem Generaln / Petern von Craon, Anno 1477. die Statt / so dazumal 2. gute Gräben / und ein gute Mauer / daran viel starcke Thürn stunden / hatte; und war das Geschütz an dem Ort gepflantzet / da jetzt das Bollwerck Mont-Roland stehet. Sie richteten aber nichts auß / sondern büsten darvor in 11. tausent Mann / und ihr Geschütz ein / und wurden von den Inwohnern von dannen geschlagen: verluhren auch unterdessen Gray. Aber Anno 1479. kamen sie wieder darvor / und eroberten die Statt durch Verrähterey / als mit dem durch Gelt bestochenen Teutschen Succurß / auch die Frantzosen in die Statt kamen / und die Burger / ob sie sich wol tapffer wehrten / übermannt wurden / und die meisten blieben; darauff der Frantzösisch newe General / Carolus von Amboise, die Statt 2. gantzer Tag plündern / und endlich verbrennen lassen. Als hernach Anno 1483. ein Heurat zwischen Käyser Maximilians Tochter Margaretha / und deß Königs Ludovici in Franckreich Sohn / getroffen worden / seyn / wegen dieses Heurats / die übrige von Dole wieder herbey kommen / und haben angefangen schlechte Häußlein / und nicht nach der Bawkunst / zu bawen / wie man noch in der Gassen des Arénes zu sehen. Aber folgends wurden die Gassen weiter / bequem / und schnurstarcks gebauen / ward auch die Kirch zu unser Frawen / und andere Gebäw / wie ingleichem die Mauer / daran allbereit die Frantzosen einen Anfang gemacht / vollführet; darzu / nach und nach / anders mehr kame. Und ob woln hernach nichts auß solchem Heurat wurde / und in dieser etwas wieder bewohnten Statt ein Frantzösische Besatzung lage; so ergaben sich doch Anno 1492. (als Käyser Maximilian in Burgund / und die Teutschen nahend Dornon, S. Anne, (so nicht weit von Salins gelegen) und Villeneufue, durch enge Weg / auch da ankamen / und die Frantzosen von ihnen geschlagen wurden) die von Dole (nach dem die übrige Frantzösische Soldaten außgejagt) gäntzlich wieder an ihren alten Herrn vom Hauß Burgund / nemlich obgedachten Käyser Maximilian / Ertzhertzogen zu Oesterreich / und / wegen seiner Gemahlin / obgemeldtes Hertzog Carls Tochter / Hertzogen zu Burgund / und an seinen Sohn / Ertzhertzog Philippum. Anno 1636. hat der Printz von Conde, in des Königs in Franckreich Nahmen / diese Statt belagert; aber unverrichter Sachen darvor wieder abziehen müssen.