Topographia Hassiae: Altzheim
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Alceia, oder Alzeia, vnd in
den Fürstlichen Rescriptis
Alzey / oder Altzeya, ist ein berümbte
Statt in der Pfaltz / so allbereyt zu der
Römer Zeit solle gestanden / vnnd ihnen von den
Francken / als sie in Galliam gezogen / abgenommen;
hernach von Pipino wider auffgerichtet worden
seyn; wie dann zu der Caroliner Zeit eines Alahesheym /
Alaisheim / oder Alesheim gedacht wirdt;
wiewol diese Statt nie also geschrieben worden zu
seyn gefunden wirdt / vnnd sonsten ein kein kleiner
Fleck / am alten Rhein / dieses Nahmens / mit 2.
Kirchen / so sein vorige Grösse anzeygen / gelegen
ist / welchen vor Zeiten der Rhein befeuchtet / aber
folgents seinen Lauff geändert hat: Daß also die
Statt Alzei etwas newer seyn wird. Es hat allhie
ein Schloß auff der Ebne / eine Pfarrkirch / vnnd
ein Augustiner Closter / so aber Anno 1551. vom
Papst / der Hohen Schul zu Heydelberg zum
halben Theil einverleibt / vnd ewig eygenthumblich
vbergeben worden; zusambt dem Antonier Hauß
allhie / wiewol solches nachmals zum Weltlichen
gezogen / vnd zum Ochsenhauß gemacht / auch also
genandt worden; wie in einem geschriebenen
Bericht stehet. Es ist ein Burggräflich Churpfältzischer
Sitz in dieser Statt allwegen / vnd seynd vber
[XXI] die 50. Jahr die Freyherren von Winneberg allda
Burggrafen gewesen. Es hat das gantze Göw /
zwischen Wormbs / vnd Creutzenach / sambt dem
Ampt / von dieser Statt den Nahmen / so ein flach /
vnd eben Land / vber die massen fruchtbar an Wein /
vnd Kornfrüchten / vnd rechnet man dieses Alzeymer
Göw für das beste / nach dem Elsaß / in
Teutschland. Vnd mag solches wol ein reiche Kornscheuer
der Pfaltz genandt werden; darinn alles voll
schöner Orth; vnd gehören 4. Clöster in solchem Göw
auch nach Heydelberg / besagter Hohen Schul.
Gerardus de Roo schreibet am 63. blat / deß 2. Buchs
seiner Historien / daß die Statt Altzheim / Anno
1298. vom Käyser Alberto gewonnen / vnd verbrant
worden seye. Vmbs Jahr 1370. vnder dem
Keyser Carolo IV. ist in grossem Ansehen allhie
gewesen ein gelehrter Mann / Conradus de Altzeya
genant / von deme Trithemius im Buch de
Scriptoribus Ecclesiasticis, zu lesen; welcher auch sagt /
daß dieser Orth 3. Meilen von Wormbs gelegen /
mit der Geistlichen inspection, vnder das Ertzstifft
Meyntz gehörig seye. In dem Bäyrisch-Pfältzischen
Krieg Anno 1504. ist diese Statt vom
Landgrafen in Hessen hart angefochten / vnnd sehr
viel Dörffer darumb her verbrant worden. Anno
1556. ist Pfaltzgraf Churfürst Friderich der Ander
allhie gestorben. Anno 1620. nahm Marggraf
Spinola / im Nahmen deß Käysers / diese Statt
ein. Ward folgents von den Schwedischen; dann
von den Spanischen wider erobert. Anno 1639.
namen sie / sambt Creutzenach / Castellaun /
Bern-Castel / Oppenheim / vnd Bacherach / die
Weimarische / vnd Frantzosen ein. Es ward aber Alzey /
die Statt / kurtz nach Eingang deß Hornungs
Anno 1640. vnnd darauff auch das Schloß / von den
Spanischen abermals mit accord erobert / vnnd
wurden in die 100. Soldaten / so mit ihren 20.
Befelchshabern / Sack vnd Pack / nach Bobenheimb /
vber Rhein daselbsten zu setzen / begleytet. Was für
2. Zeichen im Jahr 1642. da vorgangen / vnd wie
es Blut geregnet / auch der Abgestorbenen spectra
vom Gottsacker biß an die Statthor kommen / vnd
Wehe / Wehe / geruffen / das ist in tomo 4.
Theatri Europaei fol. 697. vnd 972. zu lesen; Daselbsten
auch am 697. Blat stehet / daß / obwoln in der
Vndern Pfaltz / man in Religionssachen keines sondern
Zwangs sich gebrauchet / so seye doch im Ampt
Altzen Anno 1642. von Spanischer Regierung
anbefohlen worden / daß die Vnderthanen sich alle
Feyertäge zur Predigt / bey einer gewissen Straff /
einstellen sollen. Nicht weit von Altzheim ligt der
hohe Berg / Dorßberg / Tonnersperg / oder
Taunus, genandt / dessen Tacitus libro 1. et 12.
Annalium gedencket / als daselbst die Römer ihr Lager /
wider die Hessen / gehabt / welchen die Teutschen
jenseits Rheins geholffen / vnnd also es nichts
newes / daß Teutsche wider Teutsche gekrieget
haben.
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