Zum Inhalt springen

Topographia Hassiae: Altzheim

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
  ← Pfaltz Altzheim Bacharach →  
aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
        Alzey in Wikisource              Alzey in der Wikipedia      
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


[T87]
[XX]
Altzheim / Alzei.


Alceia, oder Alzeia, vnd in den Fürstlichen Rescriptis Alzey / oder Altzeya, ist ein berümbte Statt in der Pfaltz / so allbereyt zu der Römer Zeit solle gestanden / vnnd ihnen von den Francken / als sie in Galliam gezogen / abgenommen; hernach von Pipino wider auffgerichtet worden seyn; wie dann zu der Caroliner Zeit eines Alahesheym / Alaisheim / oder Alesheim gedacht wirdt; wiewol diese Statt nie also geschrieben worden zu seyn gefunden wirdt / vnnd sonsten ein kein kleiner Fleck / am alten Rhein / dieses Nahmens / mit 2. Kirchen / so sein vorige Grösse anzeygen / gelegen ist / welchen vor Zeiten der Rhein befeuchtet / aber folgents seinen Lauff geändert hat: Daß also die Statt Alzei etwas newer seyn wird. Es hat allhie ein Schloß auff der Ebne / eine Pfarrkirch / vnnd ein Augustiner Closter / so aber Anno 1551. vom Papst / der Hohen Schul zu Heydelberg zum halben Theil einverleibt / vnd ewig eygenthumblich vbergeben worden; zusambt dem Antonier Hauß allhie / wiewol solches nachmals zum Weltlichen gezogen / vnd zum Ochsenhauß gemacht / auch also genandt worden; wie in einem geschriebenen Bericht stehet. Es ist ein Burggräflich Churpfältzischer Sitz in dieser Statt allwegen / vnd seynd vber [XXI] die 50. Jahr die Freyherren von Winneberg allda Burggrafen gewesen. Es hat das gantze Göw / zwischen Wormbs / vnd Creutzenach / sambt dem Ampt / von dieser Statt den Nahmen / so ein flach / vnd eben Land / vber die massen fruchtbar an Wein / vnd Kornfrüchten / vnd rechnet man dieses Alzeymer Göw für das beste / nach dem Elsaß / in Teutschland. Vnd mag solches wol ein reiche Kornscheuer der Pfaltz genandt werden; darinn alles voll schöner Orth; vnd gehören 4. Clöster in solchem Göw auch nach Heydelberg / besagter Hohen Schul. Gerardus de Roo schreibet am 63. blat / deß 2. Buchs seiner Historien / daß die Statt Altzheim / Anno 1298. vom Käyser Alberto gewonnen / vnd verbrant worden seye. Vmbs Jahr 1370. vnder dem Keyser Carolo IV. ist in grossem Ansehen allhie gewesen ein gelehrter Mann / Conradus de Altzeya genant / von deme Trithemius im Buch de Scriptoribus Ecclesiasticis, zu lesen; welcher auch sagt / daß dieser Orth 3. Meilen von Wormbs gelegen / mit der Geistlichen inspection, vnder das Ertzstifft Meyntz gehörig seye. In dem Bäyrisch-Pfältzischen Krieg Anno 1504. ist diese Statt vom Landgrafen in Hessen hart angefochten / vnnd sehr viel Dörffer darumb her verbrant worden. Anno 1556. ist Pfaltzgraf Churfürst Friderich der Ander allhie gestorben. Anno 1620. nahm Marggraf Spinola / im Nahmen deß Käysers / diese Statt ein. Ward folgents von den Schwedischen; dann von den Spanischen wider erobert. Anno 1639. namen sie / sambt Creutzenach / Castellaun / Bern-Castel / Oppenheim / vnd Bacherach / die Weimarische / vnd Frantzosen ein. Es ward aber Alzey / die Statt / kurtz nach Eingang deß Hornungs Anno 1640. vnnd darauff auch das Schloß / von den Spanischen abermals mit accord erobert / vnnd wurden in die 100. Soldaten / so mit ihren 20. Befelchshabern / Sack vnd Pack / nach Bobenheimb / vber Rhein daselbsten zu setzen / begleytet. Was für 2. Zeichen im Jahr 1642. da vorgangen / vnd wie es Blut geregnet / auch der Abgestorbenen spectra vom Gottsacker biß an die Statthor kommen / vnd Wehe / Wehe / geruffen / das ist in tomo 4. Theatri Europaei fol. 697. vnd 972. zu lesen; Daselbsten auch am 697. Blat stehet / daß / obwoln in der Vndern Pfaltz / man in Religionssachen keines sondern Zwangs sich gebrauchet / so seye doch im Ampt Altzen Anno 1642. von Spanischer Regierung anbefohlen worden / daß die Vnderthanen sich alle Feyertäge zur Predigt / bey einer gewissen Straff / einstellen sollen. Nicht weit von Altzheim ligt der hohe Berg / Dorßberg / Tonnersperg / oder Taunus, genandt / dessen Tacitus libro 1. et 12. Annalium gedencket / als daselbst die Römer ihr Lager / wider die Hessen / gehabt / welchen die Teutschen jenseits Rheins geholffen / vnnd also es nichts newes / daß Teutsche wider Teutsche gekrieget haben.

  ← [[{{{TOP}}}{{{VOR}}}|{{{VOR}}}]] {{{ORT}}} [[{{{TOP}}}{{{NAR}}}|{{{NAR}}}]] →