Topographia Hassiae: Bacharach

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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[T88]
[XXI]
Bacharach.


Besser den Rhein hinunder / gegen dem Hunsruck herüber / nach dem Rhein zu / ligt das Pfältzische Ampt Bacharach / von zweyen kostbarlichen / vnd stattlichen Dingen / sehr ansehenlich. Erstlich vom Weinwachs / so allenthalben den Ruff hat / vnnd hin vnd her weit geführet wird: Vnd dann vom Rheinzoll zu Bacharach / vnd Caub / so der ChurPfältzischen Cammer ein grosses vor diesem eingetragen hat. Es ziehet sich das Gebürg zu beyden seiten deß Rheins, bey Bingen hinab / nach: vnd vnder Bacharach / so von den Alten der Lurleberg ist genant worden / in welchem Gebürg auch ein sonderbar lustig Echo, oder Widerschall / sich befindet; Item an einem Orth ein Zwirbel im Rhein / von welchen beden vielleicht diser Widerschall herrühret / als wann daselbst der Rhein heimbliche Gäng vnder der Erden hätte. In diesem Strich nun ist ein Stein mitten im Rhein / davon etliche die Statt Bacharach hernennen / welchen man bißweilen sihet / wann der Rhein klein ist / vnnd deswegen ein Anzeygen folgenden Jahrs guten Weingewächs gibet; weilen es wenig geregnet / heiß / vnd trucken ist. Man vermeynt / daß diesen Stein vor Zeiten die Teutsche jenseit Rheins / als ein aram, oder Altar / hieher gesetzt, wie es dann ein grosser / gevierter / oder Quadratstein / fast wie ein Altar / ist. Dann derselbe ist in dieser Gegend / wegen deß Erdreichs / vnnd Gebürgs / so einen Schifersteininen Boden hat / auff welchem die hitzige Sonn vielmehr treibt / vnnd durch den Widerschein durchtringt / insonderheit gepflantzt worden; wie er dann allhie sehr köstlich vnd gut wächßt / vnd noch besser mit Fewer in den Camern / durch ein newe Kunst / etwas bezwungen wird: Vnd deswegen Käyser Wenceslaus die von Nürnberg / vmb 4. Fuder dieses Weins / von ihren Pflichten / damit sie ihme zugethan waren / ledig gesprochen hat. Gemeldter Stein / den sie Elterstein / die Lateiner aber Bacchi aram nennen / ist nun also von den Heydnischen Teutschen ihrem Abgott Baccho zu Ehren allda gelegt worden / welche auch / wann der Rhein / wie gesagt / klein gewesen / auff solchen gestiegen seyn / vnnd da dem Baccho geopffert haben: wie von diesem Freherus part. 2. Origin. Palatin. c. 18. zu lesen. Wiewol es auch seyn kan / daß die Römer / als sie hieher kommen / vnnd den guten Wein gecostet / dem Baccho zu Ehren / diesen Altar gesetzt haben. Munsterus in seiner Weltbeschreibung sagt / daß Bacharach die ältiste Statt / die er in der Pfaltz finde / oder die zum ersten an die Pfaltz bey dem Rhein kommen seye: Wie dann auch gemelter Freherus part. 1. c. 3. Origin. sagt / [XXII] daß diese Statt / sambt dem Castel Stalecke / daselbst / Anno 1190. deß Pfaltzgraf Conraden Sitz gewest seye. Vnd hat dieser Pfaltzgraf beede Orth von dem Ertzstifft Cöln / als ein Mannslehen / empfangen; aber weil Er keine mannliche Erben / demselben wider auffgekündet / vnd gebetten / solches Lehen seiner eintzigen Tochter Agnes von newem zu ertheilen / vnnd sie damit / als einem Kunckel / vnd Erblehen zu belehnen / so auch geschehen. Es gehören vnter Bacharach / so man die vier Theil nennt / Caub / Steg / Dieppach / vnd Mannebach. Vnnd mitten im Rhein ist ein weit außsehende Wart / Gefahr: vnd Zolls halber / so vor Zeiten Pfaltz Grevestein geheissen / ietzo aber die Pfaltz genant[ws 1] wirdt. Gedachter Munsterus sagt / lige 2. Meilen vnder Bingen. Es seynd zu Bacherach zu sehen die Pfarrkirche / die Kirch zu S. Werner / die Kellerey / die Cantzley / vnd die Müntz. Das obgedachte Schloß Staleck ligt hoch / hat ein runden Thurn / dessen Gemäur 14. Schuch dick / vnd fast wehrhafft ist / da gegen vber zween Berg / der Kühlberg / vnd der Voigtsberg / so alle zween / sambt dem Schloßberg / mit Reben herumb besetzt seyn. Was sich allhie Anno 1595. den 4/14 Martij, mit einer grewlich / vnnd erschröcklichen Wundergeburt zugetragen / davon ist im Sleidano continuato Schadaei part. 3. lib. 20. fol. 793. Vnd im Theatro tragico Martini Zeilleri, in notis ad histor. 19. vnd was in diesem Teutschen Krieg mit Belag: vnnd Eroberung Bacharach vorgangen / in dem Oesterreichischen Lorberkrantz / vnd in dem Theatro Europaeo Matthaei Merians / auch in den Relationen / zu lesen. Vnd ist den 6. Januarij Anno 1632. newen Calenders / von den Schwedischen die Statt / vnd / nach etlichen Tagen / auch das besagte Castell / eingenohmen worden; als sie das Geschütz auff den besagten Kühlberg gebracht / vnd zuvor die Schlösser Diepach / oder Fürstenberg / vnd Streger / oder Stahlberg erobert hatten. Ward An. 39. wider von den Weymarischen / vnnd Frantzosen einbekommen / aber nicht lang behalten. Anno 1644. haben die Frantzosen den Ort sampt dem Schloß abermals eingenohmen; vnd ob schon im Octobri vnnd Novembri die Lothringische Völcker / so an der Mosel gelegen / darfür kommen / die Statt erobert / vnd geplündert / auch das Schloß ein gantzen Tag mit Stücken beschossen / seind sie doch davon abgezogen / vnnd die Statt verlassen. Gegen Bacharach über ist in dem Thal ein Saurbronn / so daher ins gemein Saurenthal genandt wird / wie Andernacus berichtet.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gegenant
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