Topographia Hassiae: Bacharach
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Besser den Rhein hinunder / gegen
dem Hunsruck herüber / nach dem Rhein
zu / ligt das Pfältzische Ampt Bacharach /
von zweyen kostbarlichen / vnd stattlichen Dingen /
sehr ansehenlich. Erstlich vom Weinwachs / so
allenthalben den Ruff hat / vnnd hin vnd her
weit geführet wird: Vnd dann vom Rheinzoll
zu Bacharach / vnd Caub / so der ChurPfältzischen
Cammer ein grosses vor diesem eingetragen hat. Es
ziehet sich das Gebürg zu beyden seiten deß Rheins,
bey Bingen hinab / nach: vnd vnder Bacharach /
so von den Alten der Lurleberg ist genant worden /
in welchem Gebürg auch ein sonderbar lustig Echo,
oder Widerschall / sich befindet; Item an einem
Orth ein Zwirbel im Rhein / von welchen beden
vielleicht diser Widerschall herrühret / als wann
daselbst der Rhein heimbliche Gäng vnder der
Erden hätte. In diesem Strich nun ist ein Stein
mitten im Rhein / davon etliche die Statt Bacharach
hernennen / welchen man bißweilen sihet / wann der
Rhein klein ist / vnnd deswegen ein Anzeygen
folgenden Jahrs guten Weingewächs gibet; weilen
es wenig geregnet / heiß / vnd trucken ist. Man
vermeynt / daß diesen Stein vor Zeiten die Teutsche
jenseit Rheins / als ein aram, oder Altar / hieher
gesetzt, wie es dann ein grosser / gevierter / oder
Quadratstein / fast wie ein Altar / ist. Dann derselbe ist
in dieser Gegend / wegen deß Erdreichs / vnnd
Gebürgs / so einen Schifersteininen Boden hat / auff
welchem die hitzige Sonn vielmehr treibt / vnnd
durch den Widerschein durchtringt / insonderheit
gepflantzt worden; wie er dann allhie sehr köstlich
vnd gut wächßt / vnd noch besser mit Fewer in den
Camern / durch ein newe Kunst / etwas bezwungen
wird: Vnd deswegen Käyser Wenceslaus die von
Nürnberg / vmb 4. Fuder dieses Weins / von ihren
Pflichten / damit sie ihme zugethan waren / ledig
gesprochen hat. Gemeldter Stein / den sie
Elterstein / die Lateiner aber Bacchi aram nennen / ist nun
also von den Heydnischen Teutschen ihrem Abgott
Baccho zu Ehren allda gelegt worden / welche auch /
wann der Rhein / wie gesagt / klein gewesen / auff
solchen gestiegen seyn / vnnd da dem Baccho geopffert
haben: wie von diesem Freherus part. 2. Origin.
Palatin. c. 18. zu lesen. Wiewol es auch seyn kan /
daß die Römer / als sie hieher kommen / vnnd den
guten Wein gecostet / dem Baccho zu Ehren /
diesen Altar gesetzt haben. Munsterus in seiner
Weltbeschreibung sagt / daß Bacharach die ältiste Statt /
die er in der Pfaltz finde / oder die zum ersten an
die Pfaltz bey dem Rhein kommen seye: Wie dann
auch gemelter Freherus part. 1. c. 3. Origin. sagt /
[XXII] daß diese Statt / sambt dem Castel Stalecke /
daselbst / Anno 1190. deß Pfaltzgraf Conraden Sitz
gewest seye. Vnd hat dieser Pfaltzgraf beede Orth
von dem Ertzstifft Cöln / als ein Mannslehen /
empfangen; aber weil Er keine mannliche Erben /
demselben wider auffgekündet / vnd gebetten /
solches Lehen seiner eintzigen Tochter Agnes von
newem zu ertheilen / vnnd sie damit / als einem
Kunckel / vnd Erblehen zu belehnen / so auch geschehen.
Es gehören vnter Bacharach / so man die vier Theil
nennt / Caub / Steg / Dieppach / vnd Mannebach.
Vnnd mitten im Rhein ist ein weit außsehende
Wart / Gefahr: vnd Zolls halber / so vor Zeiten
Pfaltz Grevestein geheissen / ietzo aber die Pfaltz
genant[ws 1] wirdt. Gedachter Munsterus sagt / lige 2.
Meilen vnder Bingen. Es seynd zu Bacherach
zu sehen die Pfarrkirche / die Kirch zu S. Werner /
die Kellerey / die Cantzley / vnd die Müntz. Das
obgedachte Schloß Staleck ligt hoch / hat ein
runden Thurn / dessen Gemäur 14. Schuch dick / vnd
fast wehrhafft ist / da gegen vber zween Berg / der
Kühlberg / vnd der Voigtsberg / so alle zween / sambt
dem Schloßberg / mit Reben herumb besetzt seyn.
Was sich allhie Anno 1595. den 4/14 Martij, mit einer
grewlich / vnnd erschröcklichen Wundergeburt
zugetragen / davon ist im Sleidano continuato
Schadaei part. 3. lib. 20. fol. 793. Vnd im Theatro
tragico Martini Zeilleri, in notis ad histor. 19. vnd
was in diesem Teutschen Krieg mit Belag: vnnd
Eroberung Bacharach vorgangen / in dem
Oesterreichischen Lorberkrantz / vnd in dem Theatro
Europaeo Matthaei Merians / auch in den
Relationen / zu lesen. Vnd ist den 6. Januarij Anno
1632. newen Calenders / von den Schwedischen
die Statt / vnd / nach etlichen Tagen / auch das
besagte Castell / eingenohmen worden; als sie das
Geschütz auff den besagten Kühlberg gebracht / vnd
zuvor die Schlösser Diepach / oder Fürstenberg / vnd
Streger / oder Stahlberg erobert hatten. Ward
An. 39. wider von den Weymarischen / vnnd
Frantzosen einbekommen / aber nicht lang behalten.
Anno 1644. haben die Frantzosen den Ort sampt dem
Schloß abermals eingenohmen; vnd ob schon im
Octobri vnnd Novembri die Lothringische
Völcker / so an der Mosel gelegen / darfür kommen / die
Statt erobert / vnd geplündert / auch das Schloß
ein gantzen Tag mit Stücken beschossen / seind sie
doch davon abgezogen / vnnd die Statt verlassen.
Gegen Bacharach über ist in dem Thal ein
Saurbronn / so daher ins gemein Saurenthal genandt
wird / wie Andernacus berichtet.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: gegenant
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