Topographia Hassiae: Bensheim
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Diese Statt ligt zwo Meil vnder
Weinheim / vnd ist die vornembste Statt
in der Bergstraß / vnd im Ampt
Starckenburg / welches in sich hält das Schloß
Starckenburg / sambt dem darunder ligenden Stättlein
Heppenheim / dem Closter Lorsch / Item
Mörlebach, vnd etlichen andern Dörffern. Dieser Orth /
da besagte Statt Bensheim jetzo / an dem Flüßlein
Lutra / stehet / ist allbereyt zun Zeiten Keysers
0thonis I. vnd also viel eher / als Heydelberg / bekandt
gewesen / vnnd war Anfangs ein Meyrhoff / oder
Dorff / vnder das Closter Lorsch gehörig / allda
gedachter Käyser Anno 948. durch Vorbitt seiner
Gemahlin / ein Wochen: oder Jahrmarck
auffgericht / vnd was davon zu Zoll gefallen / das ist dem
H. Berg zu Heydelberg / oder dem gedachten
Closter Lorsch zukommen. In der Pfältzischen
Vehde / oder dem Bayer: Pfältzischen Krieg in Anno
1504. (welchen Ioan. Latomus in Annal.
Francofurtens. vnder allen / wie Goldastus lib. 4. de
R. Bohem. p. 509. bezeuget / am fleissigisten
beschrieben) ist diese Statt vom Landgrafen zu Hessen
belagert; aber von den Bürgern so lang / vnd so
mannlich defendirt worden / biß sie Pfaltzgraf Philips
Churfürst / von Heydelberg auß entsetzt / darauff
der Landgraf zwar abgezogen; aber alles in der
Gegend verbrennt hat. Nicht weit von Benßheim /
in dem Dorff Bürstadt / ist Anno 1496. ein
Mißgeburt zweyer Zwilling gebohren worden.
Zwo Meilen hinder Benßheim / in Odenwald hinein / findet man wunderliche gleichsamb gegoßne / oder von der Natur formirte Stein / in Gestalt eines Altars / als wann ein Einsidler allda sich aufgehalten hätte. Vnder andern ist noch daselbst ein sehr grosse steinerne Säul 35. Werckschuch lang / auß einem Stein; deren Diameter der vndern Rundung / oder basis 5. Schuch; der Diameter, oder Durchschnitt / deß Capituli, oder Obernrundung 41/2. Werckschuch; darauß die dicke der Säul / nemblich 6204/5. Schuch / entspringt. Welche Säul / vnd Orth / zu besichtigen / Fürsten vnd Herren dahin gezogen / auch Wallfarten angestellt / vnd noch vor wenig Jahren das junge Volck ihren Tantzplatz allda gehalten haben. Man hat zwar / aber vergebens / solche Saul nach Heydelberg zu bringen / versucht. Dergleichen mächtige Stein / darinnen man wol wohnen köndte / finden sich / mit lebendig quellenden Brunnen / noch viel daselbst; vnd wird der Orth der Teuffelsberg / oder deß Teuffelsburg genennet. Theils haltens für alte Römische Denckzeichen / als wie die Spanier auch in India solche / zur Gedächtnuß ihrer Ankunfft / gemacht: Oder es können es die Teutschen den Römern wol nachgethan haben: Oder es kan seyn / daß die besagte grosse steinerne auffgerichte Säul / der Teutschen Wart gewesen / allda sie auff die Römer acht gehabt / wann sie vnden auff der Ebne ankamen / damit sie sich in die Wälde hinein / oder in die mit [XXIII] Hanften außgehölte Steingruben / verkriechen / oder sich darinn / als in einer Vestung / wehren möchten; die dann die Teutsche viel solche Raubschlösser gehabt haben; wie von diesem / was hieoben gesagt / ein gewester Professor zu Heydelberg / geschriben hinderlassen hat. Anno 1644. in dem Monat Novembri seind die Frantzösische Völcker / mit etlichen Regimenten bey Oppenheim vber Rhein gesetzt / der Meynung ihre Quartier zu elargiren; wie sie dann sich der Stättlein an der Bergstrassen / darunder auch dieses Benßheim / bemächtiget / vnd sich der Orten einquartiert / welcher Vrsachen die ChurBäyerische Herren Generalen / Freyherr von Mercy / vnd Freyherr Johann von Werth / mit etlich Regimenten zu Roß vnd Fuß in eyl davor geruckt / vnd ob sie wol am 21. dieses Monats den Orth mit Stücken beschossen / vnnd eine Bresche gemacht / seind sie doch nicht durch ermeldte Bresche, sondern mit Leitern anderwerts Abends vmb 5. Uhr vber die Maur vnd hinein kommen / alles was sie in Waffen betroffen / niderhawen lassen / vnd das Stättlein außgeplündert / bey welcher occasion, nebenst dem der ChurBäyrischen zimblich viel vmbkommen / auch der Obriste Wolff erschossen worden / sich begeben / als die Soldatem im Plündern mit Strofackeln hin vnd wider durch die Häuser geloffen / daß dadurch in 20. Häuser im Rauch auffgeflogen vnd verbronnen: Die Bürgerschafft / sampt Weib vnnd Kind hatten sich bey Zeiten in deß Schulteissen vnnd Priesters Hauß salvirt, allwo sie ihr Leben erhalten.
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