Topographia Hassiae: Embs

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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Embs.

In der Graffschafft Dietz liget auch das vortreffliche warme Bad zu Embs / welches seiner wundersamen Kräffte vnnd Güte halber dem Wißbade weit fürgezogen wird. Doctor Marsilius Weigelius hat im Jahr 1627. ein außführliche Beschreibung desselben zu Franckfurt / in den Druck geben / darauß wir folgends hieher haben bringen wollen. Vnd zwar so sagt er im ersten Capitel also: Embs das sehr nutzbare vnd berühmte warme Bad ist auff der Seiten deß Westerwalds / zwischen den Stättlein Nassaw / vnnd Lanstein (von jederm ohngefehr ein Meyl wegs) hart auff dem Wasser oder Fluß / die Lahn genennet / etc. vnd ohngefehr eine Meyl wegs / oder drey Stunden gangs / von der Statt Coblentz / vnd drey Stunden von Montabaur / einer Statt auff dem Westerwald / gelegen. Sonsten ist es mit Wälden / hohen Bergen / Steinklippen / vnnd Felsen (darunder Wiesen vnnd Weinberg sind) vmbwallet / vnd vmbgeben / deß Sommers zwar / weil es allenthalben darumb grün ist / lustig vnd anmuthig genug; Winterszeit aber / wegen Einsambkeit / mangel an Geselschafft / vnd räuhe deß Orths / nicht zum lustigsten. Gegen vber sind / wie obgedacht / feine lustige Matten oder Wiesen / auff deß Bads Seiten aber Weingartsberge. Solches Bad stehet zum theils denen Herrn LandGraffen zu Hessen; andern theils aber denen Graffen vnnd Herren zu Nassaw-Catzenelenbogen zu: Auß welcher Herrschafften beyderseits höchlöblichem Anordnen / zween Vögte / oder Pfleger / einer im Hessischen / der ander im Nassawischen / gesetzt / vnd bestellet sind / welche den zukommenden Badgästen alle mügliche vnd nothwendige Freundschafft / Dienst / vnd Handreichung / mit Bettwerck / Leinenzeug / KüchenGeschirr / vnd andern Bedürfftigkeiten / thun vnd leisten. Hierauff thut er im 2. vnd 3. Capiteln bericht von Beschaffenheit der Höfe vnd Häuser / item der Bäder / vnd Brunnen darinn / vnd darumb; vnd sagt / vnder anderm / es walle / oder springe das warme Wasser in diesen Bädern an einander / vnd vnauffhörlich / wie man es erleyden kan / nicht zu heiß / oder zu kalt / vnder [41] den Badenden / auß der Erden herfür; lustig anzusehen / also daß man vnnachlässig frisch vnd sauber Wasser habe; welches dann / wann die Bäder zu voll sind / oben ablauffe; sonsten aber fast alle solche Bäder alle Abend / wie ein Fischweyher / abgezogen / mit Besemen gekehret / vnd gesäubert werden / dz gantz keine Vnsauberkeit / oder alt Wasser / darinn man zuvor gebadet hette / darinnen bleiben könne. Es sey auch vnter diesen Bädern / wegen der Wärmbde deß Wassers / ein vnterschied. Item / dz theils gantz bedeckt / vnd oben zugewölbt; theils gantz offen / vnd vnder dem freyen Himmel; auch solche Bäder allerseits viereckicht / vnd mit Stiegen / oder Träplingen auffgemawert seyen / damit man nicht müsse gählingen mit gantzem Leib / sondern daß man allgemach erst mit den Beinen / vnd folgens je länger je tieffer / hinein sitzen könne / oder möge. Es ist denckwürdig / daß auch an einem Orth das warme Wasser schier in der mitten deß Flusses Lahn / durch das kalte Wasser / stärcker als in einigem Bad / herfür quillet / vnnd brudlet / wird aber / weil allda die Lahn zu tieff / vnd Wasserreich ist / nicht gebrauchet. In deß Nassawischen Hauses innwendigem Hoff stehet ein Brunnen / welcher etwas Schwefel / wenig Vietril / Salpeter / vnnd Alaun / in sich hält; wird von den Einwohnern deß Bades / vornemlich aber deß Dorffs Embs / zum täglichen Gebrauch / oder Trunck / viel geholet / vnd getruncken. In einem Wiesengrund / die Bach hinauff / stehet ein rechter guter / kühler / oder süsser Brunnen / bey welchem offt die Badgäste zusammen kommen / damit sie bey der Mahlzeit einen kühlen Trunck (welcher sonsten an diesem Orth / wegen wärme der Bäder / vnd Erdreichs / gar schwerlich zu bekommen) haben mögen. Ein halbe / oder dreyviertheil Meyl von dem Bad / hart an dem Wasser / in einem harten Steinfelsen / ist noch ein anderer Brunn / vnd ein Arth von einem Saurbrunnen / den aber die Badgäste / wie Tabernaemontanus vermeynet / gar nicht / sondern den Braubacher / oder Denckholder Saurbronnen / vnnd zwar nicht in dem Bad / sondern allein vber Tisch / sonsten aber das warme Bad-Brünnlein gebrauchen / welches in deß Hessischen Bades obern Ecken einer Milchwarm herfür quillet / vnd nicht allerdings vnebenes Geschmacks / von Gott dem Allmächtigen vnd der Natur / mit vielen Kräfften begabet ist / wie der Autor hievon in einem besondern / nemblich dem 48. vnd letzten Capitul handelt. Ausser der gedachten 2. Badhäusern / dem Hessischen / vnd Nassawischen / in welchem jeden 2. Bäder seyn / ist noch das fünffte Bad / in einem absonderlichen / als dem dritten Badhauß / für arme Leuth gebawet / davon der Autor im 4. vnd von deß Bads Mineren / im 5. Capitel handelt / als da seyn Schwefel / Salpeter / Vitriol / vnd Alaun / darzu dann auch etwas Eysen kompt. Vnd sagt er hernach im 10. Capitel / von den gemeinen Kräfften deß Bads / welche dann seyn / daß es wärmet / trücknet / stärcket / zertheilet / dünn machet / öffnet / reiniget / säubert / vnd heylet: Dannenhero es dz Haupt vnd Hirn wärmt / trücknet / dessen kalte Flüß stärcket / vnd die zähe Feuchtigkeiten zertheilet / dünn vnd flüssig machet / Verstopffung darinn öffnet / reiniget / vnnd säubert: Deßwegen auch deren Hauptschmertzen von vbriger Feuchtigkeit vnd Kälte / dem vnnatürlichen Schlaff / lethargus, carus vnd coma genannt / so sonderlich von obbemelten kalten Flüssen vnd Feuchtigkeiten rühren: Item Schnuppen Schwindel / schweren Schwachheit / gantzen vnd halben Schlag / Krampff von Ausfüllung der Nerven / vberflüssiger Feuchte / vnnd Kälte / Zittern / Zipperlen / Vnempfindlichkeit / vnnd Entschlaffung der Glieder / stupor genannt / Husten auß Kälte / kurtzen Athem / Engbrüstigkeit / aller Erkältung mit vnd ohne Feuchtigkeit / oder Flüssen: Den erkalteten / vnnd vndawenden Magen / erkalteter Leber vnd Miltz / Erkältung der Mutter / vnd dergleichen / zu Hülff kompt: Deßgleichen das obgedachte Bad Brünnlein getruncken / öffnet die Verstopffung / lindert vnd curiret die anfangende Verstopffung / vnd Verhärtung der Lebern / vnd Miltzes / vertreibet Gelbsucht / vnd Verstopffung der Kröß-Aederlein / die anfangende melancholiam hypochondriacam, anfangende Wassersucht / reiniget vnd stärcket das Gedärm / purgiert gar gelind / heylet das Grimmen oder Colic, stillet den vbrigen Fluß der Gülden Adern / hält den vorgehenden Afftern zurück / treibet Harn / Grieß / Sandt vnnd Stein fort / heylet den Kaltbiß / vnd schwerlich Harnen: Bad vnnd Brünnlein seynd nützlich dem [42] weissen Fluß der Weiber / vnnd befördern doch dero natürliche Zeit / stärcken vnd reinigen die Mutter / vnd vertreiben die Vnfruchtbarkeit feister vnd erkalteter Weiber vnnd Männer / behalten die vorfallende Mutter an ihrem Orth: Sind in Gliedsuchten Cheiragra, Podagra, Hüfftwehe / Contracturen, vnd dergleichen sehr dienlich: Allerley Räude / Grind / alte vnsaubere faule Schäden trücknet / säubert / reiniget / vnd heilet diß Bad: Weychet Krähen oder Atzelnaugen / vnd andere tophos auff / daß man solche ohne sonderlichen Schmertzen außgraben kan. Erfrorne / vnnd durch Kälte schier erstorbene Glieder bringt es wider zu recht / vnd stillet derselben Schmertzen. Offt geschicht es auch / daß alte / böse / vbelgeheylte Geschwer in diesem Bad widerumb auffbrechen / vnnd werden alsdann dardurch recht auß dem grund geheylet / vnd curiret. In Summa allen Gebrächen der Nerven / weissen Geäder / Gewerben / Flachs-Adern / Flemen / vnd dergleichen Gliedern / von Kälte / vnd vberflüssiger kalter Feuchtigkeit vervrsachet / kompt solches Bad zu statten / vnd zu hülff. Die jenige Schwachheiten aber / so von hitzigen Vrsachen herrühren / werden zu diesem Bade nicht gezogen: So sollen auch junge / hitzige / biliosische / vollblutige Leuth / vnd die mit langwüriger Verstopffung vnd Erhärtung der Leber vnd Miltzes behafftet sind / nicht viel darinnen baden gehen / sondern an dessen statt / neben anderer darzu gehörigen Sachen gebrauch / das obbesagte Badbrünnlein zur Cur trincken; wie er der Author / dann solches in den nachfolgenden Capituln weitläufftig außführet. Wer mehr von dieses Bades Tugend wissen will / der lese D. Greg. Horstii Observat. Medicin. Wollen allein auß deß Dilichii Hessischen Chronic noch vermelden / daß im Jahr 1583. LandGraff Wilhelm zu Hessen / das vndere Bad / oder Hoff (so der Zeit Herrn Landgraff Georgen zu Hessen Darmstatt / etc. zugehörig) mit vielen bequemlichen Gemachen / den Badenden zum Vnderhalt / vnd Herberg / zurichten / vnnd setzen lassen. Nicht ferrn vom Embser Bad ligt der Flecken Tosenaw / darbey auch vor etlichen Jahren an der Lohn ein Sawrbrunn sich herfür gethan.

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