Zum Inhalt springen

Topographia Hassiae: Embs

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
  ← Driedorff Embs Eschwege →  
aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
        Bad Ems in der Wikipedia      
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


[T13]
[40]
Embs.

In der Graffschafft Dietz liget auch das vortreffliche warme Bad zu Embs / welches seiner wundersamen Kräffte vnnd Güte halber dem Wißbade weit fürgezogen wird. Doctor Marsilius Weigelius hat im Jahr 1627. ein außführliche Beschreibung desselben zu Franckfurt / in den Druck geben / darauß wir folgends hieher haben bringen wollen. Vnd zwar so sagt er im ersten Capitel also: Embs das sehr nutzbare vnd berühmte warme Bad ist auff der Seiten deß Westerwalds / zwischen den Stättlein Nassaw / vnnd Lanstein (von jederm ohngefehr ein Meyl wegs) hart auff dem Wasser oder Fluß / die Lahn genennet / etc. vnd ohngefehr eine Meyl wegs / oder drey Stunden gangs / von der Statt Coblentz / vnd drey Stunden von Montabaur / einer Statt auff dem Westerwald / gelegen. Sonsten ist es mit Wälden / hohen Bergen / Steinklippen / vnnd Felsen (darunder Wiesen vnnd Weinberg sind) vmbwallet / vnd vmbgeben / deß Sommers zwar / weil es allenthalben darumb grün ist / lustig vnd anmuthig genug; Winterszeit aber / wegen Einsambkeit / mangel an Geselschafft / vnd räuhe deß Orths / nicht zum lustigsten. Gegen vber sind / wie obgedacht / feine lustige Matten oder Wiesen / auff deß Bads Seiten aber Weingartsberge. Solches Bad stehet zum theils denen Herrn LandGraffen zu Hessen; andern theils aber denen Graffen vnnd Herren zu Nassaw-Catzenelenbogen zu: Auß welcher Herrschafften beyderseits höchlöblichem Anordnen / zween Vögte / oder Pfleger / einer im Hessischen / der ander im Nassawischen / gesetzt / vnd bestellet sind / welche den zukommenden Badgästen alle mügliche vnd nothwendige Freundschafft / Dienst / vnd Handreichung / mit Bettwerck / Leinenzeug / KüchenGeschirr / vnd andern Bedürfftigkeiten / thun vnd leisten. Hierauff thut er im 2. vnd 3. Capiteln bericht von Beschaffenheit der Höfe vnd Häuser / item der Bäder / vnd Brunnen darinn / vnd darumb; vnd sagt / vnder anderm / es walle / oder springe das warme Wasser in diesen Bädern an einander / vnd vnauffhörlich / wie man es erleyden kan / nicht zu heiß / oder zu kalt / vnder [41] den Badenden / auß der Erden herfür; lustig anzusehen / also daß man vnnachlässig frisch vnd sauber Wasser habe; welches dann / wann die Bäder zu voll sind / oben ablauffe; sonsten aber fast alle solche Bäder alle Abend / wie ein Fischweyher / abgezogen / mit Besemen gekehret / vnd gesäubert werden / dz gantz keine Vnsauberkeit / oder alt Wasser / darinn man zuvor gebadet hette / darinnen bleiben könne. Es sey auch vnter diesen Bädern / wegen der Wärmbde deß Wassers / ein vnterschied. Item / dz theils gantz bedeckt / vnd oben zugewölbt; theils gantz offen / vnd vnder dem freyen Himmel; auch solche Bäder allerseits viereckicht / vnd mit Stiegen / oder Träplingen auffgemawert seyen / damit man nicht müsse gählingen mit gantzem Leib / sondern daß man allgemach erst mit den Beinen / vnd folgens je länger je tieffer / hinein sitzen könne / oder möge. Es ist denckwürdig / daß auch an einem Orth das warme Wasser schier in der mitten deß Flusses Lahn / durch das kalte Wasser / stärcker als in einigem Bad / herfür quillet / vnnd brudlet / wird aber / weil allda die Lahn zu tieff / vnd Wasserreich ist / nicht gebrauchet. In deß Nassawischen Hauses innwendigem Hoff stehet ein Brunnen / welcher etwas Schwefel / wenig Vietril / Salpeter / vnnd Alaun / in sich hält; wird von den Einwohnern deß Bades / vornemlich aber deß Dorffs Embs / zum täglichen Gebrauch / oder Trunck / viel geholet / vnd getruncken. In einem Wiesengrund / die Bach hinauff / stehet ein rechter guter / kühler / oder süsser Brunnen / bey welchem offt die Badgäste zusammen kommen / damit sie bey der Mahlzeit einen kühlen Trunck (welcher sonsten an diesem Orth / wegen wärme der Bäder / vnd Erdreichs / gar schwerlich zu bekommen) haben mögen. Ein halbe / oder dreyviertheil Meyl von dem Bad / hart an dem Wasser / in einem harten Steinfelsen / ist noch ein anderer Brunn / vnd ein Arth von einem Saurbrunnen / den aber die Badgäste / wie Tabernaemontanus vermeynet / gar nicht / sondern den Braubacher / oder Denckholder Saurbronnen / vnnd zwar nicht in dem Bad / sondern allein vber Tisch / sonsten aber das warme Bad-Brünnlein gebrauchen / welches in deß Hessischen Bades obern Ecken einer Milchwarm herfür quillet / vnd nicht allerdings vnebenes Geschmacks / von Gott dem Allmächtigen vnd der Natur / mit vielen Kräfften begabet ist / wie der Autor hievon in einem besondern / nemblich dem 48. vnd letzten Capitul handelt. Ausser der gedachten 2. Badhäusern / dem Hessischen / vnd Nassawischen / in welchem jeden 2. Bäder seyn / ist noch das fünffte Bad / in einem absonderlichen / als dem dritten Badhauß / für arme Leuth gebawet / davon der Autor im 4. vnd von deß Bads Mineren / im 5. Capitel handelt / als da seyn Schwefel / Salpeter / Vitriol / vnd Alaun / darzu dann auch etwas Eysen kompt. Vnd sagt er hernach im 10. Capitel / von den gemeinen Kräfften deß Bads / welche dann seyn / daß es wärmet / trücknet / stärcket / zertheilet / dünn machet / öffnet / reiniget / säubert / vnd heylet: Dannenhero es dz Haupt vnd Hirn wärmt / trücknet / dessen kalte Flüß stärcket / vnd die zähe Feuchtigkeiten zertheilet / dünn vnd flüssig machet / Verstopffung darinn öffnet / reiniget / vnnd säubert: Deßwegen auch deren Hauptschmertzen von vbriger Feuchtigkeit vnd Kälte / dem vnnatürlichen Schlaff / lethargus, carus vnd coma genannt / so sonderlich von obbemelten kalten Flüssen vnd Feuchtigkeiten rühren: Item Schnuppen Schwindel / schweren Schwachheit / gantzen vnd halben Schlag / Krampff von Ausfüllung der Nerven / vberflüssiger Feuchte / vnnd Kälte / Zittern / Zipperlen / Vnempfindlichkeit / vnnd Entschlaffung der Glieder / stupor genannt / Husten auß Kälte / kurtzen Athem / Engbrüstigkeit / aller Erkältung mit vnd ohne Feuchtigkeit / oder Flüssen: Den erkalteten / vnnd vndawenden Magen / erkalteter Leber vnd Miltz / Erkältung der Mutter / vnd dergleichen / zu Hülff kompt: Deßgleichen das obgedachte Bad Brünnlein getruncken / öffnet die Verstopffung / lindert vnd curiret die anfangende Verstopffung / vnd Verhärtung der Lebern / vnd Miltzes / vertreibet Gelbsucht / vnd Verstopffung der Kröß-Aederlein / die anfangende melancholiam hypochondriacam, anfangende Wassersucht / reiniget vnd stärcket das Gedärm / purgiert gar gelind / heylet das Grimmen oder Colic, stillet den vbrigen Fluß der Gülden Adern / hält den vorgehenden Afftern zurück / treibet Harn / Grieß / Sandt vnnd Stein fort / heylet den Kaltbiß / vnd schwerlich Harnen: Bad vnnd Brünnlein seynd nützlich dem [42] weissen Fluß der Weiber / vnnd befördern doch dero natürliche Zeit / stärcken vnd reinigen die Mutter / vnd vertreiben die Vnfruchtbarkeit feister vnd erkalteter Weiber vnnd Männer / behalten die vorfallende Mutter an ihrem Orth: Sind in Gliedsuchten Cheiragra, Podagra, Hüfftwehe / Contracturen, vnd dergleichen sehr dienlich: Allerley Räude / Grind / alte vnsaubere faule Schäden trücknet / säubert / reiniget / vnd heilet diß Bad: Weychet Krähen oder Atzelnaugen / vnd andere tophos auff / daß man solche ohne sonderlichen Schmertzen außgraben kan. Erfrorne / vnnd durch Kälte schier erstorbene Glieder bringt es wider zu recht / vnd stillet derselben Schmertzen. Offt geschicht es auch / daß alte / böse / vbelgeheylte Geschwer in diesem Bad widerumb auffbrechen / vnnd werden alsdann dardurch recht auß dem grund geheylet / vnd curiret. In Summa allen Gebrächen der Nerven / weissen Geäder / Gewerben / Flachs-Adern / Flemen / vnd dergleichen Gliedern / von Kälte / vnd vberflüssiger kalter Feuchtigkeit vervrsachet / kompt solches Bad zu statten / vnd zu hülff. Die jenige Schwachheiten aber / so von hitzigen Vrsachen herrühren / werden zu diesem Bade nicht gezogen: So sollen auch junge / hitzige / biliosische / vollblutige Leuth / vnd die mit langwüriger Verstopffung vnd Erhärtung der Leber vnd Miltzes behafftet sind / nicht viel darinnen baden gehen / sondern an dessen statt / neben anderer darzu gehörigen Sachen gebrauch / das obbesagte Badbrünnlein zur Cur trincken; wie er der Author / dann solches in den nachfolgenden Capituln weitläufftig außführet. Wer mehr von dieses Bades Tugend wissen will / der lese D. Greg. Horstii Observat. Medicin. Wollen allein auß deß Dilichii Hessischen Chronic noch vermelden / daß im Jahr 1583. LandGraff Wilhelm zu Hessen / das vndere Bad / oder Hoff (so der Zeit Herrn Landgraff Georgen zu Hessen Darmstatt / etc. zugehörig) mit vielen bequemlichen Gemachen / den Badenden zum Vnderhalt / vnd Herberg / zurichten / vnnd setzen lassen. Nicht ferrn vom Embser Bad ligt der Flecken Tosenaw / darbey auch vor etlichen Jahren an der Lohn ein Sawrbrunn sich herfür gethan.

  ← Driedorff Embs Eschwege →