Topographia Hassiae: Fulda
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Diß ist die Hauptstatt in dem Ländlein
Buchen / von welchem oben im Eingang
dieses Tractats gemeldet worden ist.
Zehen Jahr zuvor / ehe dann der H. Bonifacius
sein Leben geendet / hat er an dem
Orth / der jetzt / sonders Zweifels / von dem
vorbey fliessenden Wasser Fulda den
Namen hat / nemblich im Jahr 744. ein
Closter erbauet / so mitten im obgedachtem
Ländlein gelegen / vnnd Benedictiner Ordens
ist. Er hat vom Papst Zacharia I.
erhalten / daß solches Closter allein dem
Römischen Stuhl / vnd sonsten keinem Bischof /
[65] solte vnterworffen seyn: Welchem jeder
newer Abbt / wegen der Bestättigung / 400.
Gülden zu geben pflegt. Vnd war man da
Anfangs so eyfferig / dz man auch die
Weiber von der Kirchen außschlosse. Die Schul
allhie hat folgends bey dem ersten Abbt
Sturmo / so sehr zugenommen / daß bey
derselben in einem Jahr / sechs hundert
vornehmer vom Adel / vnd Ritterstandts Söhne /
studierenshalber / sich beysammen befunden
haben / wie Hermannus Kirchnerus in
Orat. de Magnatibus Doctoribus, am 69.
Blat / deß 2. Theils seiner Orationum
panegyricarum, schreibet. Vnd meldet
Johannes Trithemius, in seiner Hirsawischen
Chronic / am 5. Blat / daß vmbs Jahr 838.
vnder dem Abbt Rabano, allhie auff die
270. gelehrte Mönch gewest seyen.
Dahero dieselbige ClosterSchul so berümt
worden / daß man von allen Orten die
studierende Jugend gegen Fulda geschicket. Deß
Abbts Rabani Discipel vnd Schreiber ist
gewesen Strabus, ein gelehrter berühmter
Mann. Vnd hat diesen Orth auch berümt
gemacht deß Rabani Praeceptor Alcuinus,
oder Albinus Flaccus, oder Alchuinus,
welcher auß Britannia hieher geruffen
worden / Haimo, Usuardus, Freculphus,
Hatto, Luitbertus, Lupus, Otfridus,
Werenbertus, Helpericus, Hartmundus,
Probus, Rudolphus, Candidus,
Mago, Modestus, etc. der Chronicschreiber
Meginfridus, der Historiographus
Rudolphus, vnnd Othlonus, so deß
obgedachten H. Bonifacii Leben beschrieben /
welche alle etwan in diesem Closter gelebt
haben. Daher / vnd weilen desselben Abbt /
allein / wie gesagt / vnter dem Papst ist / vnd
von ihme sein Ehr / vnd Hochheit / was den
Kirchenstand anbelangt / hat / so wird ihme
der Vorgang / vnd Vorsitz / nicht allein
vnter allen Aebbten in Teutschland / sondern
auch in Gallien / nemlich / wie es theils
verstehen / in Burgund / vnnd dem Königreich
Arelat / so vor Zeiten zu Teutschland
gehöret haben / gegeben: wiewol es andere auff
gantz Gallien ziehen wollen. Vnnd sitzet er
auff den Reichstägen zu deß Käysers
Füssen: Ist auch mehr / als von 400. Jahren
hero / der Römischen Käyserin Cantzler;
welche Privilegia Henricus von Craleck
vnter Käyser Carl dem Vierdten /
widerumb renovirn vnd ernewern lassen. Vnnd
dieser Vrsachen wegen / auch vmb der
Gedächtnuß willen deß H. Bonifacii / so
allhier ruhet / vnd daß so gewaltige Leuthe auß
diesem Closter kommen / darunder Haistolfus,
Hrabanus, Sunderoldus oder Sunzo,
Hildebertus, Erchenboldus, Bardo,
zugenant Chrysostomus, etc. Ertz-Bischöffe
zu Mäyntz worden seyn / will einer den Abbt
Wideradum, welcher An. 1063. auff dem
Tag zu Goßlar dem Bischoff Heceloni
von Hildeßheim; den Abbt Conradum; der
zu Mäyntz Anno 1184. dem ErtzBischoff
Philippo zu Cöln: vnd den Abbt Berthoum
von Fulda / der zu Rom / bey der Crönung
Käysers Lotharii, dem ErtzBischoff
zu Magdeburg / sich vorgesetzt haben /
entschuldigen. Es ist ein Abbt zu Fulda auch ein
Fürst deß Reichs; vnd hat / wie in dem
Geistlichen / auch in dem Weltlichen / nit allein
vber die Statt Fulda / sondern auch das
gantze Land / so diesem Closter vnderworffen / zu
gebieten. Die Aempter im Lande sind Statt
vnd Cent Fulda / auff 40. Dorffschafften.
Statt Geiß / vnd Ampt Rockenstul / Ampt
Biberstein. Ampt Fürsteneck. Statt
Hammelburg / vnd Ampt Saleck. Ampt
Prückenaw / vnd Schildeck. Ampt Haselstein.
Ampt Mackenzell. Ampt Newenhoff / deß
Herrn Abbten Residentz. Gegen dem
Vogelsberg folgende vier Aempter / als
Vlmbach / Weydenaw / Hossenfeld / Heraldts.
Ferners die Cente Flieten / das Ampt
Geisel / das Ampt Weyers / Ampt Mutten /
Ampt Herbstein / etc. Cent grossen Luder.
Vnter den Aebbten der erste / so sich
beyderley Schwerds gebraucht hat / war Thieto,
der An. Christi 856. in Ansehen gewest ist.
Es werden aber die Aebbte allhie in dieser
Ordnung gezehlet. 1. S. Sturmus, oder
Sturmio, welcher in Bayern von Adelichen
Eltern geboren worden / den der H Bonifacius
erstlich in diese Landsart gebracht / vnd
ihn zu Fritzlar in der Closter Schul / durch
den H. Wigbertum, Abbt daselbsten
fleissig hat vnterweisen lassen; vnnd ist also
geschickt worden / daß er hernach den Anfang
zur Herßfeldischen Abbtey gemacht; von
dannen er allererst hieher in die Buchen
kommen / vnnd / auß deß gemelten H. Bonifacii
Befelch der erste Abbt im Closter Fulda
worden / vnd demselben vom Jahr 744. an /
biß auffs Jahr 779. in welchem er gestorben /
durch 35. Jahr / vorgestanden. Der 2. Abbt
[66] war Baugolffus, welchen etliche
Gangolfum nennen. Dieser hat zum Stifft bracht
Hammelburg / Hunfeld / Roßdorff vnnd
Turnheim / darzu auch hernach kommen /
Geysa vnd Reichenbach. 3. Ratharius. 4.
Aegil. ein Bayrischer Edelmann / so An.
822. oder 24. gestorben. 5. Der obgedachte
Hrabanus, so hernach Ertzbischoff zu
Mäyntz worden. 6. Hatto I. Vnter diesem
ist Eyterfeld vnd Wylmerhausen zur Abbtey
kommen. 7. Thioto. 8. Sigehardus.
9. Huoggi. ins gemein Hugo, deme
Käyser Arnolphus das Evangeli Buch / mit
S. Bonifacii Hand abgeschrieben / geben.
Hat den Stifft mit Mellstatt / in der
Wetteraw gebessert: Wie sein Antecessor mit
Bergen vnnd Wasserheym. 10. Helinfridus.
11. Hucho, zu dessen Zeit / im Jahr
929. Käyser Conradus Salicus, allhie /
wie er in seinem Leben selber begehret hat /
ehrlich begraben worden ist. 12. Hildibertus,
oder Heribertus. 13. Hadamarus,
welcher die HauptKirchen / oder den Thumb /
so An. 937. verbrannt worden / mit Hülff
Käysers Otthonis M. wider gebessert /
dessen Kirchweyhe / oder Jährlicher Marckt /
auff Allerheiligen Tag gehalten wird. Hat
aber hernach durch Fewr / vnd ander
Vngemach viel außgestanden / daß sie kleiner
worden / wie heutigs Tags zu sehen ist.
Besiehe Georg. Fabric. in orig. Sax. p. 141.
14. Hatto II. welcher / als er / auß einem
Abbt zu Fulda / Ertzbischoff zu Mäyntz
worden / von den Mäusen / wie theils schreiben /
gefressen worden seyn solle; welches aber
Serarius, in seiner Mäyntzischen Chronic /
eine Fabel zu seyn erweisen wil. Ist im Jahr
958. gestorben. 15. Werhner, Werinharius,
oder Wernerus, ziehet mit Ottone
dem Käyser in Apuliam vnnd Calabriam /
darinn er erschlagen. Er hat das Paradis
zu Fulda im Stifft / vnd S. Johans Capell
gebawen. 16. Erkanbaldus, so hernach
auch Ertzbischoff zu Mäyntz worden. 17. Brantohus
I. Dithmarus in seiner Histor. p. 82.
nennet ihn Bronhag, vnd gedenckt / daß er
seye abgesetzt worden. Besiehe G. Fabr.
Orig. Saxon. p. 228. 18. Poppo. Man
vermeynet / daß wider diesen Popponem der
Abbt zu Hirschfeld / oder Herßfeld / Bardo,
so hernach Ertz-Bischoff zu Mäyntz
gewesen / nach Fulda beruffen worden seye.
Ditmarus setzet auch vmb diese Zeit einen
Wolckmarum, Abbten zu Fulda. Vnd wird von
gemeltem Bardone insonderheit gelesen / dz
er / neben der Abbtey zu Herßfeld / auch die
Kirche zu Fulda regiert habe. Bey ihme / da
er Ertzbischoff zu Mäyntz worden / vnd
seinen vorfahren / hat sich einer / Namens
Hugo / ein Graff / deß alten Fränckischen
Stammens / auffgehalten / vnd bereichert / ist auch /
durch deß Ertzbischoffs Hülff / seinem
Brudern / Graff Ludwigen mit dem Bart / von
deme oben bey Franckenberg gesagt worden /
beförderlich gewesen / daß er in Thüringen
vnd Hessen (welche Länder / nach Abgang der
alten Hertzogen / durch die Ertzbischoffe zu
Mäyntz / von den Zeiten Käysers Otten deß
Ersten an / im Namen deß Reichs / meistentheils
verwaltet worden) ein Vitztumb /zu
den Zeiten Käyser Conrads deß Andern /
deme er ohne dz / wegen seiner Gemahlin
verwandt war / worden ist; viel Güter im Lande /
vnd Lehen von der Kirchen Fulda bekommen
hat / dessen Nachkommen hernach in den
Fürsten Stand kommen / vnd das Land erblich
biß daher besessen haben. Aber wider auff die
Aebbte zu Fulda zu kommen / so hat obged.
Popponi succedirt. 19. Richardus I. Er
hat S. Andreae Closter / der newe Berg
genant / bey Fulda gelegen / gebawet; wie auch
das Closter zu Amerbach. Besiehe Georg.
Fab. Orig. Sax. p. 311. 20. Sigewardus. 21.
Rohingus. 22. Egbertus, oder Eppo. 23.
Sigefridus. 24. Wideradus. 25. Ruthardus,
oder Ruzehnus. Von dessen Election
besiehe Lamb. Schaffnab. p. 787. 26.
Gottifridus, vnter welchem Anno 1103. (al.
1108.) die Statt Fulda (so wegen deß
Closters / allgemach / erbawet worden / vnnd
auffkommen war) durch ein gähes auff dem
Marckt entstandenes Fewer meistenteils
abgebronnen ist; hat auch die Pfarrkirchen
dardurch Schaden gelitten. 27. Wolfhelmus.
28. Ehrloffus. 29. Udalricus. 30.
Henric. I. Kemmenata. 31. Berthous I.
Schlitzius. 32. Conrad. I.. 33. Aleholffus, vnder
welchem der vbrige Theil an der Statt Fulda
verbronnen; darauff ein grosser Hunger
erfolget ist. 34. Ruggerus I. 35. Henric. II.
36. Marquardus, so A. 1164. oder 65. gestorben /
Fulda mit einer Mauren vmbgeben / vnd sie
allererst zu einer rechten Statt gemacht hat.
Deßgleichen hat er Haselstein mit einer
Maur befestigt. Vnd dz Schloß Biberstein
gebawt. 37. Herman. 38. Burchar. welcher
[67] Hattenhausen / Hildewartshausen / vnnd
Creutzburg / LandGraff Ludwigen
verkaufft hat. 39. Ruggerus II. Von ihm sind
erbawet die zwey Frawen Hospital / eine im
Stifft / die ander in der Loher Gassen. 40.
Conradus II. 41. Henricus III. vnder
welchem im Jahr 1199. oder 1200. zu Fulda
bey Nachts ein Fewer entstanden / vnd
grossen Schaden an Menschen / vnd Gütern
gethan hat; so auch hernach A. 1225. geschehen
ist. 42. Hartmannus I. 43. Cuno. 44.
Conradus III. von Malkes / welcher mit
Bischoff Hermann zu Würtzburg / wegen
der Statt Hamelburg / vnnd eines stattlichen
Feldes / so fast bey die zehen tausend
Schritt von Fulda gelegen / gute Wäyde /
vnd ein herrlichen Graßboden hat / vnnd
Thamersfeld genannt wird / Krieg geführt
hat Er hat sich hernach deß Regiments
abgethan / vnnd hat Ertzbischoff Sigfried zu
Mäyntz / mit Willen deß Papsts / die Kirch
Fulda verwaltet / vnnd ein gülden Creutz /
mit köstlichen Edelsteinen machen lassen / so
180 Marck lötigs Goldes gewogen hat /
wie dessen gedencken Müntzer d. pag. vnnd
Brouver pag. 306. Dieser Apt Cunrad
verkauffte An. 1233. etliche Höfe vnd
Güter / zu Roßdorff vnnd Mardorff gelegen /
dem Spital S. Francisci zu Marpurg /
welcher von der Gräffin Elisabeth erbawet
ist / vmb anderthalb hundert Marck
wichtigs Silbers. A. 1237. haben die Juden bey
Fulda / in der Christ-Nacht / in der
Zygelmühl 5. Knäblein vmbgebracht / deßwegen
von den Burgern auch viel Juden zu
Fulda seyn getödtet / vnd viel in die Gefängnuß
geschleppet worden. Deßgleichen
Juden-Schlacht ist geschehen Anno 1349. vnder
dem Abbt Henrico von Hohenburg; davon
besiehe Müntzer in der Fuldischen Chronic
pag. 151. a. Anno 1238. seyn die
Franciscaner Münch gen Fulda kommen. 45.
Henricus IV. Von diesem Abbt sind
Newhofen / vnd Stoßberg / mit Mawren /
Wällen / vnd Gräben vmbgeben. Wie auch das
Schloß Herbrachthausen erbawet worden.
46. Berthous II. von Leipoltz / welcher im
Jahr 1271. in seinem Oratorio, von seinen
Lehenleuthen / nemlich von Steinawe / von
Schenckenwald / von Brantowe / vnd von
Eberßberg / vmbgebracht worden; welche
alle auff vnderschiedliche Weise eines bösen
Todtes gestorben / vnd ihre Schlösser
zerstöhret worden seyn / wie in der getruckten
Histori von den Landgraffen in Thüringen
stehet. Item beym Becherer in der Thüring.
Chr. p. 291. 292. Müntzer f. 145. erzelet noch
mehr der Mordthäter Namen; die
Schlösser / NidernSchleitz / Franckenstein /
Wartenburg / Schwartzenfelß / Bockerßburg /
setzt er / seyen bey dieses Abbts Leben verstöret.
47. Berthous III. 48. Berthous IV. 49.
Marquardus II. welcher An. 1288. durch
Zauberey vnnd geärtzte Handschuch / so
ihme ein Weibs-Person geben / vmbkommen
ist. Wie bey Brouvero p. 316. zu sehen.
Etliche sagen / es seye durch ein köstliches
Kleynoth geschehen; davon besiehe Müntzer fol.
148. Rein. Renecc. Tom. 1. Hist. Iul. p. 30.
50. Henricus V. von Wylnau: Vnder
diesem Abbt ist Franckenstein / vnnd
Wyldeck / mit seiner Zugehör / Saltzungen /
Waldenburg / zum Stifft bracht. 51. Eberhardus
von Rotenstein. 52. Henricus VI. von
Hohenberg; vnder welchem sich vmbs Jahr
1330. die Auffruhr der Bürger zu Fulda
erhebt / vnd seyn sie Anno 31. darauff gar in die
alte Statt / oder Abbtey / gefallen / deß Abbts
Schloß / sampt dem sehr festen Thurn / zu
Boden geworffen; vnd den Porthoff
angezündet / vnd sonsten da vbel gehauset. Seyn
auch die Berg-Clöster S. Petri / vnd vnser
Frawen / daselbst / von Raub / vnd Brand /
nicht vnverschonet blieben. Ist aber eine
schwere Straff darauff erfolgt / dann der
Abbt etlichen die Kopff lassen abschlagen /
vnnd an der enthäupten Häuser steinern
Köpff lassen machen / welche noch A. 1548.
zu sehen gewesen / wie Valent. Müntzer / so
in solchem Jahr sein Chronic endet / f. 50. a.
bezeugen thut. Vnd hat gemelter Abbt
hernach die newe Burg / Item das Kauffhauß
erbawet. Ist gestorben An. 1353. 53.
Henricus VII. A. 1364. seyn allein in der Statt
Fulda mehr / als 3000. Menschen an der
Pest gestorben. 54. Conradus ein Graff
von Hanaw / der Ann. 1382. zu Spangenberg
in Hessen vmbgebracht worden. 55.
Friderich Romrod. 56 Johann von Merlaw /
welcher Anno 1440. gestorben / vnd ein gar
grosse Glocken in den Thumb / Nahmens
Osanna / hat machen lassen. 57 Hermann
von Buchenaw. 58. Reinhardus von
Wilnaw / vnder dem A. 1466. der Pfarrkirchen
Baw / nach obgedachtem empfangenen
Schaden zu Fulda angefangen worden ist.
[68] Vnnd hat es nicht mehr / als diese
Pfarrkirch / allhie. S. Leonhardi Hospital ist An.
1453. von newem gebawen worden. 59.
Johannes der Ander / ein Gefürster Graff
von Henneberg / so Anno 1507. gestorben.
60. Hartmannus von Kirchberg. 61.
Johannes der Dritte / von Henneberg; vnter
welchem Anno 1523. nach Fulda zween
Lutherische Prediger / Adam Krafft / vnnd
Balthasar Rayd / kommen seyn. Dieser
Adam Crato ist herrnach zu Marpurg der
erste Superintendens worden / dessen
Philippus Mel. vnnd Eobanus in seinen
Episteln offt gedencken / vnd ihn Adamum de
Fulda pflegen zu nennen. Als Landgraff
Philips die Bawren Auffruhr zu Fulda
stillte / hat er diesen Adamum hören
predigen / von dannen er ihn nacher Cassel
mitgenommen. An. 1525. haben sich die Bawren
vmb Fulda versamblet / vnd den andern
Oster Feyrtag die Statt / vnd Schloß
eingenommen; S. Peters Closters auff dem
Berg geplündert; dergleichen auch mit dem
Frawen Closter auff dem Berg verfahren /
vnd solches angezündet; auch in den andern /
vnd gar in dem Haupt-Closter / vbel
gehauset. Darauff ist Landgraff Philips auß
Hessen hieher kommen / hat die Schuldigen
hinrichten lassen / vnd dem Abbt / vnnd dem
Adel / als ob sie zum theil es mit den Bawren
gehalten / zum theil auch ihnen Hülff
geleistet hetten / ein schwere Straff aufferlegt;
vnd wurde die Statt getheilet / vnd behielte
der LandGraff den halben Theil zum
Vnderpfandt / vnd ließ ihm die Bürger
schwören. Vnd als die von Fulda dem
Landgraffen nicht zuhielten / hat er Anno 1526. die
Statt Hunfeld; wie auch Fulda selbsten /
sampt dem Schloß / eingenommen; es ward
aber die Sach vertragen / daß er dem Abbt
die eingenommene Ort wider gab. Vmbs
Jar 1529. traten viel Münch auff Doctor
Luthers Seiten / denen der Mönchisch
Habit zu wider war. A. 1530. wurden viel
Widertäuffer alhie geköpfft. Es starb obged.
Abbt Johannes im Jahr 1541. Vnd
succedirte ihm der 62. nemblich Herr Philip
Schenck von Schweinßberg / welcher
denen von Fulda das Religions Excercitium
frey zugelassen. Zu seiner Zeit / nemblich
1546. den 19. Decembr. ist Churfürst
Johann Friderich zu Sachsen / nach dem er
wider Käyser Carlen wenig Glück gehabt /
mit 4. tausent Reutern / vnd 22. tausent zu
Fuß / zurück allhie auff Fulda kommen / sich
im Ländlein 4. Tag lang auffgehalten / vnd
30000. Gülden zu leyhen gezwungen.
Anno 1548. hat gedachter Abbt Philippus das
Interim allhie / vnnd andern Orthen seines
Gebiets / verkünden lassen. Ist gestorben
Anno 1550. Deme succedirt der 63. Abbt /
Herr Wolffgang Dieterich von Eusigkeim /
vnder dem Anno 1552. den 19. Martij
Graff Christoph von Oldenburg / mit
vielem Kriegsvolck / auff Fulda kommen
ist. Vnd hat das folgende Jahr Marggraff
Albrecht von Brandenburg sehr grossen
Schaden im Lande gethan. 64.
Wolgangus II. Schutzpar von Milchling. 65.
Georg Schenck von Schweinsberg. 66.
Wilhelmus Claurius. 67. Balthasar
von Dermbach / zugenandt Gravel / ein
Heß / welcher Anno 1571. die Jesuiter von
Würtzburg nach Fulda beruffen / vnnd in
dem von den Franciscanern verlassenen
Closter / Anno 72. ihnen eine Schul
eröffnet hat. Anno 1573. den 23. Christmonats /
ist König Heinrich der Dritte in
Franckreich / damals erwöhleter König in Polen /
hieher kommen. Anno 1576. ist gemelter
Abbt Balthasar abgesetzt worden; vnd
wurde hernach dieses Ländlein / auff Befelch
Käyser Rudolphs / von dem Groß-Meister
deß Teutschen Ordens / regiert /
welcher zum ersten Statthalter Herrn Johann
von Gleichen / deß Teutschen Ordens
Rittern / nach Fulda gesetzet hat. Anno 1584.
wurde vom Papst Gregorn dem 13. das
Seminarium für junge Edelleuth auß den
Mittnächtischen Landen allhie zu Fulda
angeordnet / daß dieselbe vmbsonst da
vnderhalten / vnd in guten Künsten / etc.
vnderwiesen werden solten. Anno 1591. kam ein
theil deß Fürst Christians von Anhalt
Kriegsvolcks / so nach Franckreich zoge /
hiehier / vnnd machte sich an die Juden.
Anno 1600. ward der letzte vnd zehende
Statthalter / im Namen Ertzhertzogs Maximiliani /
Hochmeisters in Preussen / etc. allhie /
Herr Vlrich von Stozingen. Vnd kam
dieses Jahrs auch allda ein Wundergeburt
auff die Welt / Weiblichen Geschlechts /
so / vnter andern / nur ein Ohr / vnnd einen
Schnabel wie die Calecutischen / oder
Indianischen Hennen / hatte. An. 1601. ward
die schöne Brück vber die Fulda nach
[69] S. Andreae werts / so 237. Schuh in der
Länge / vnd 22. in der Breite hat /
außgebawet. Anno 1602. wurd entlich die
Strittigkeit zwischen obgedachtem abgesetzten
Abbt Balthasarn / vnd seinen Widersachern
auffgehebt / vnd er vom Käyser wider in
seine Abbtey / vnnd Land gesetzet / vnd dem
Gegentheil ein schwere Straff aufferlegt.
Da dann gleich im folgenden Jahr von
ihme die Religions Enderung angefangen /
vnd auch zu Fulda Anno 1604. die
Protestierende außgeschafft / vnd deß Jars 1605.
viel Hexen verbrannt worden. Ist Anno
1606. gestorben / deme Johann Friderich
von Schwalbach gefolget / der 68. Abbt; so
Anno 1612. zu Franckfurt / bey deß
Käysers Matthiae Crönung gewest / vnd Anno
1623. gestorben. 69. Herr Johann Bernhard
deß Geschlechts ein Schenck zu
Schweinßberg / so wider ein
Mönchs-Kappen angezogen / vnnd das Haar auff
Mönchisch machen lassen; wiewol er /
ausser der Kirchen / vnd sonderlich im Reysen /
den Weltlichen Habit behalten haben solle.
Ist Anno 1632. den 6. Novembris / in der
Schlacht vor Lützen geblieben. 70. Johann
Adolff von Hoheneck / so Anno 1635. im
Martio / gestorben. 71. Herr Hermann
Georg / von Newhof / zu Ahausen / so auff
dem Reichstag An. 1641. zu Regenspurg /
durch Gesandte / erschienen / vnnd im
Januario Anno 1644. gestorben ist. An seine
statt ward der 72. Abbt / Herr Joachim
Frey Herr von Graffeneck / Probst zu
Holtzkirchen / erwöhlet: Dessen Reichs-Anschlag
ist monatlich 17. zu Roß. 50. zu
Fuß; zum Cammergericht / nach dem
erhöchten Anschlag / Jährlich 150. fl. Von
dem Closter allhie / schreibet D. P. Gabriel
Bucelinus, in Aquila Imperii Benedictina,
p. 360. also: Fuit Fulda antiquissimum
celeberrimumque Germaniae Universae Lycaeum.
Was allhie denckwürdiges zu sehen / davon ist zum Theil allbereit oben Meldung geschehen. Vnd ist darunder / sonderlich die Haupt-Kirchen / oder das Münster / ein sehr altes Fränckisch Werck / genannt zu S. Bonifacio / darinn dieser fromme Mann / so im Junio Anno 755. von den vngläubigen Friesen vmbgebracht worden; wie auch Käyser Conradus I. wie obgemelt / ruhen. Vnnd weiset man zu gewissen JahrsZeiten deß besagten H. Bonifacij / etliche (dann nicht alles von ihme mehr vorhanden ist) Item deß Ersten Abbts allhie / deß heiligen Sturmii, oder Sturmionis; Item S. Solae, auch S. Bonifacii Discipels; Item der H. Jungfrawen Liobae, vnd viel anderer Märtyrer / vnnd heiligen Leuthe / köstlich eingemachte Reliquien: Item drey Bücher deß H. Bonifacij / nemblich das gantze Newe Testament / die vier Evangelia (welche er / vnd zwar mit solchen Buchstaben / so der Zeit vnbekandt seyn / mit eygner Hand abgeschrieben haben solle) vnnd etliche geschriebene Sachen seiner Glaubens Bekandnuß / vnd der Lehre von der H. Dreyfaltigkeit; welches letzte Buch durchstochen ist / dieweil er sich desselben / zu seiner Beschützung / als er von den Friesen angriffen worden / gebraucht hat. Vnd diese Bücher werden in der Sacristey auffbehalten.
Es hat die Statt Fulda sich vorhin zu einem gemeinen Sigill dieses H. Bonifacij Bildnuß / wie er sitzt / vnnd lehret / gebraucht; aber jetzt führet sie S. Simplicium im Wappen. Auff dem Esterich / oder Boden dieser besagten HauptKirchen / in der mitten / ist ein Creyß / oder Scheib / auff einem erhöchten Stein gemacht / darinn vier Hände auß Metall gegossen / gesehen werden / so sich nach den 4. Enden wenden / vnd die Finger also halten / als wie diejenigen / denen ein Eyd fürgehalten wird / zu thun pflegen. Es hanget auch ein Stern in der Kirchen / vnd daran Schellen vnnd Glöcklein / also geordnet / daß / wann der Stern herumb getrieben wird / sie einen lieblichen Klang von sich geben.
Es hat allhie auch gehabt ein herrliche Bibliothec / darinn viel auff Pergamen geschriebene Bücher / dergleichen an Alter / vnd Menge / in gantz Teutschland nicht zu finden gewesen. Vnd hat sich dieser Bibliothec wol gebraucht Matth. Flacius. Ist aber in grossen Abgang kommen bey diesem langwürigen Kriegswesen / vnd vielen Plünderungen. Es schreibet zwar einer / daß die Auffrührische Bawren in A. 1525. derselben einen grossen Schaden zugefügt haben / wiewol sie auch ihren verdienten Lohn empfangen / vnnd zum theil in dem Streit vmbkommen / oder gefangen / vnnd in den Schloßgraben geworffen / zum theil [70] Hungers gestorben / zum theil mit dem Schwerdt gerichtet worden seyn. Weil die meisten Bücher auff Birckene Rinden geschrieben gewest seyn sollen / so werden die Bawern sie vor etwas anders angesehen haben. Ist aber hoch zu halten / daß noch so viel davon kommen / wann nur die vnd andere Sachen / so etwas werth / in diesem Teutschen Krieg blieben weren. Ferrners ist zu sehen obgedachte Pfarrkirchen zu S. Florian / in der Statt; Vnnd meldet man auch von einer Kirch / zu S. Michael genannt / vnnd von dem 4. Abbt erbawet / welche mit dem Tempel zu Jerusalem vberein kommen solle. Item das Jesuiter Collegium, Kirch / vnnd Seminarium. Vnnd ist in der Kirch der Altar von Marmel gar schön mit Historien außgehawen / vnd wird für ein sonderlich Kunststück geachtet. Das Schloß deß Herren Abbts allhie / ist ein schönes / wolgebawtes Hauß / so einen lustigen Prospect hat. Ausserhalb der Statt ligen vier andere ansehenliche Clöster / auff sehr hohen Bergen / so von den Aebbten zu Fulda gestifftet worden seyn / als S. Johanns Berg / Newberg / S. Petri Berg / (so auch Benedictiner Ordens / gegen Morgen der Statt / vnd schöne eingegrabene Bilder hat) vnnd Frawenberg / oder S. Marienberg; in deren Mitten gleichsamb / so wol die Fürstliche Abbtey / als die Statt Fulda / vnnd in derselben / vber obernannte Kirchen / auch etliche Capellen / als S. Alexandri / S. Stephani / S. Pauli / etc. vnd etliche Spitäl / gelegen seyn. Vmb die Statt Fulda herumb sein diese Clöster / Neweberg / Andresberg genandt / Frawenberg / Petersberg / Johannsberg / Planckenaw / Zell / Düllbaw / vnnd Holtzkirch zusehen. Was sonsten denckwürdiges allhie vorgangen / davon ist oben allbereit Meldung geschehen.
Besiehe ein mehrers hievon in den 4. Büchern Antiquitatum Fuldensium Christophori Brouveri, zu Antorff Anno 1612. in 4. gedruckt / (deren wir vns allhie insonderheit gebraucht) Item beym G. Bruschio de Monasteriis Germaniae; G. Braun tom. 1. Theatri Urbium, Munstero in Cosmogr. Nicolao Serario lib. 3. Mogunt. pag. 557. notat. 48. (daselbsten / ob der Cörper S. Bonifacij / vnnd was von ihme allhie sonsten / noch vorhanden / zu lesen) Nauclero vol. 2. generat. 36. Cranzio lib. 6. Saxon. cap. 46. Wolfio cent. 15. lection. memor. pag. 973. Spangenberg part. 2. Adelspiegels lib. 7. cap. 3. fol. 95. b. (daselbst von dem Adel in den Buchen zu finden / darunder dann die Schlitzen von Görtz / Erb-Marschallen / die zu Manßbach / die von Boyneburg zu Lengfeld / Weyers genannt Ebersperg / Hutten-Steckelberg / Trimpach / Buttler / Rumrod / Herdaw / Dernbach / Wildungen / Erthall / von Thüngen / seyn / vnd sich zu der Freyen Fränckischen Reichs Ritterschafft deß Orts Rehn / vnnd Werren / referiren sollen / vnnd also eximirt werden wollen.) Bertio lib. 3. Rer. Germ. Casp. Ens in deliciis apodem. pag. 214. vnnd was auß Bäyern vor Zeiten nach Fulda Jährlich verehret worden / beym Brunnero part. 1. Annal. Boicor. 1. 5. pag. 672. seqq. der auch daselbsten von deß ersten Abbts Sturmionis Todte / pag. 713. seq. vnd part. 2. pag. 67. seq. von dem vierdten Abbt allhie / so auch ein Bäyer gewesen / zu lesen ist. Wie das Münster vnnd Stifft zu Fulda / Vngewitters halben / mit Thürnen vnd Glocken / Anno 1398. verbronnen / also daß der Schad mehr dann achtzig tausend Gülden geacht worden ist / die Limpurgische Chronic am 60. Blat: Vnnd was es mit den Fuldischen Lehen / die zum theil auch den Töchtern geliehen werden / für eine Bewandtnuß habe / ist Wehnerus in pract. observat. pag. 182. et 189. zu sehen.
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