Topographia Hassiae: Homberg

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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[91]
Homberg.


Statt vnd Schloß im Nidern Fürstenthumb Hessen / ins gemein Homburg in Hessen genant / ligt an sich selbsten hoch vnd lustig / deß ferrnen anmuthigen Außsehens wegen. Hat Anno 1318. 1356. 1372. vnnd 1523. etliche schwere Brandschäden außstehen müssen. Die Kirch ist An. 1374. mit einem schönen Thurn gezieret worden / vnd stehet diese Schrifft dar: Anno Domini M.CCC.LXX. quarto, feriâ tertiâ ante festum Pentecostes incepta est haec turris per Henricum de Hesenrode Magistrum Fabricae.

Es hat alldar ein wolangeordneten Spital / darinn diese zwar nicht eben nach der kunst gemachte Verß zu lesen:


M tria C nono sexagesimo minus anno
Presbyter Henricus Bischoff cognomine dictus
Ecclesiam struxit, altaria quinque dotavit,
Ad Christi laudem cunctis aegrisque solamen.
Hic sibi retinuit conferre, quod ipse dotavit,
Jus Patronatus haeredibus attulit actus.

Auß dieser Statt ist bürtig D. Joh. Winckelman / so erstlich Landgraff Wilhelms zu Cassel HoffPrediger / darnach Professor Theologiae vnd Superintendens zu Giessen vnd Marpurg gewesen. Es hat diese Statt vornehme von Adel / vnnd andere dapffere Leuth gehabt / vnter welchen die von Homburg gewesen / so An. 1427. gar abgangen / auß welchen Anno 1314. David von Homburg / ein Ritter / das Closter zu S. Georgen ausserhalb der Statt erbawet. A. 1536. seyn beyde Stätte / die Alte vnd Newstatt / oder die Freyheit / (so vorhin einen besonderen Rath gehabt / darinn auch ein Spital vnd Kirchen / deren Thurn Anno 1512. mit einem Küpffern Tach bedeckt) in eine Commun / vnd vnter einen Rath gebracht worden. Anno 1526. nach Gallen Tag ist ein Christlicher Provincial Synodus allhier gehalten worden / da etliche Propositiones fast von allen Articuln der Christlichen Religion disputirt / vnnd wider die Münch verthäydiget worden / mit stattlichem Beyseyn vnd Gegenwertigkeit Herren Landgraff Philipsen / der gantzen Ritterschafft / vnd gemeinen Landschafft Zuschickung.

Seithero ist ein newe / vnd außführlichere Beschreibung solcher Statt vnd Ampts [92] Homberg / oder Homburg / einkommen; die also lautet: Homberg in Nider Hessen / Schloß / Statt / vnd Ampt / ist auß den vornembsten Oertern Einer. Das Schloß belangend / ligt es auff einem hohen freyen Berg / vnd ist / neben dem Hause Boyneburg / das ältiste Schloß im gantzen Fürstenthumb Hessen / von Landgraff Herman / welcher auch Bischoff zu Cölln gewesen / anfänglich erbawet. Hat ein herrlich weit vmbfangenes außsehen; davon man vber hundert Dörffer / Stätte / vnnd Häuser / in der nähe zehlen kan. Ist / vor diesem / ziemblich erbawt / vnd mit feinen hohen Gemächern versehen gewesen. So hat Landgraff Moritz / auff diesem Hause / einen vberauß tieffen Brunnen / durch den Felsen hawen / vnnd / von Grund auff / vber die 80. Klaffter / mit Quaderstucken außmawren lassen / da man gleichwol oben / bey hellem Wetter / auffs Wasser / vnd dasselbe gar wol glintzern sehen kan. Vnd helt man darfür / dieser Brunne seye tieffer / als der Berg an sich selbst. Anno 1636. haben die Keyserischen das Schloß belagert / vnnd / nach dem Sie / im Sturm / vff die 500. Mann verlohren / dasselbe endlich mit Accord erobert. Alß Sie es aber hernach wieder verlassen / so ist es eingeäschert worden / also / daß das blosse Gemäwer / welches sehr hoch / vnd dick / noch vbrig / vnd zu verwunderen gewesen / wie es / weil der Berg sehr gäh / vnd gantz frey / so gewaltig hat beschossen / vnnd gestürmet werden können. Es hat gleichwol Anno 1647. der Keyserisch General / Graff HoltzApffel / dieses Schloß-Gemäuer wider besetzt; ist aber hernach / im Jenner / deß folgenden 48. Jahrs / von dem Hessischen General Wachtmeister Rabenhaupte / durch ein ernsthaffte / vnd kunstreiche Belagerung / mit beding / wider erobert / vnd darauff folgents zerstöret worden. Die Statt ligt nächst vnden am Berge thalhängig / gegen dem Wasser / die Efze genannt. Ist eine der Haupt-Stätte im Hessenland / hat schöne Mawren / auch eine sehr schöne / wolerbawte / vnd mit Mahlwerck gezierte Kirche / vnnd Thurn / mit 2. Vmbgängen; ist aber theils Anno 1636. nach der Belagerung / theils hernach deß Jahrs 40. von den Keyserischen / neben dem meisten theil der Statt elendiglich abgebrant worden. Das hieher gehörige Ampt ist / nächst Cassel / eines / vnnd schier das grösseste / oder stärckeste / an Dorffschafften / deren es vber die 50. hat. Ligt rings vmb auff Hessischem Boden / namlich auff dem / so dem Fürsten aigenthumlich zustehet / biß auff ein geringes / so an die Edelleuth von Wallenstein gräntzet. Darinnen hat es / vor der allgemeinen Landsverheerung / auff den Dörffern in einem vber 100. oder 150. Bawren / vnnd Einwohner / gehabt; dahero die Mannschafft dieses Ampts etlich tausendt starck gewesen. Vnd ist es ein sehr lustiges / herrliches / vnnd nutzliches Ampt / der vielen schönen / weiten / grossen Felder / vnnd vberauß köstlichen Fruchtwachs halben / so alles an einander / an sanfften / vnnd braiten Hügeln / oder in schönen weiten Ebenen Feldern / gegen dem Ederstrohmb zu / vnnd an der Schwalm / ligend: gegen der Wallensteiner Gräntze aber / vnnd gegen Rotenberg warts / fast abgesondert / hat es ziemblich Gebürge / Gehöltz / vnd Wildbahnen / auch stattliche Fischwasser / sonderlich die Efze; welches im ermelten Gebürge entspringet / vnd mitten durchs Ampt / neben der Statt her / vnnd vollends / gegen dem Dorff Wabern / in die Schwalm fleust. Zwischen dem Schwalm: vnnd Ederstrohm / ist eine sehr anmüthige Ebene / darinnen vnderschiedliche kleine Eichwälde ligen / in welchen die Reiger nisten / vnnd kan man daher stattliche Lust mit beitzen / vnnd anderm kleinen Waidwerck / an diesem Orth / haben. Vnder dem hohen kahlen Mosenberge / ligt das wolerbaute lustige Schloß / vnnd Vorwerck Falkenberg / dabevor denen vom Adel dieses Nahmens zuständig / in massen nächst daran / auff einem runden erhabenen Felsen / das Gemäwr / welches noch ziemblich im Stande / von ihrem Stamhauß / auch Falckenberg genant / zu sehen; allda ein sehr tieffer durch den Stein gehawener Brunne gewesen / so aber mit der Zeit / als die Edelleuth ihren Sitz herab ins Dorff Falckenberg verruckt / verfallen. Dieses jetzige newe Hauß hat gegen Suden / vnnd Westen / ein vberauß herrliches Außsehen / in welchem man den mehrertheils dessen / so man auff dem Schloß Homberg sihet / auch wahrnehmen kan; insonderheit [93] gegen Fritzlar / Waldeck / vnnd dem Stifft Cölln / in selbiges; wie auch das Waldeckische Gebürge. Das Hauß an sich selbst ist mit vielen feinen Gemächern / von Sälen / Mahlerey / vnd anderm / geziret: hat ein langen raumlichen Hoff / so theils zur Wonung / theils zur Viehezucht / so an diesem Ort sehr stattlich / getheilt ist; wiewol solche Gebäwe / wie auch das Dorff / vom Brande An. 1640. ziemlich Schaden gelitten. Zu nächst an dem Hause / wie auch hin vnd wider am Holtze / hat es sehr schöne / vnd viel nutzbahre Teiche; daher es ein sehr lustiges Oertlein / vnnd zum kleinen Waidwerck vberauß bequem; zumalen hinder dem darzu gehörigen Gehöltze / an dem hohen Mosenberge hinauß / ein sehr weites gleiches hohes Feld (dessen / ausser dem Altenfeld beym Hauß Boyneburg / keines dergleichen im Lande auff der Höhe ligend seyn solle) auff welchem eine sehr lustige Hatze / als auch fast mitten im Lande / vnnd hat schier das gantze Außsehen vber die Fulda / Schwalm / Eder / vnd theils Diemelstrom. Diese höhe / oder Gefilde / wird mit einem eigenen Nahmen die Wolffsplatte genennet.


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