Topographia Hassiae: Homberg an der Ohm

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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Homberg an der Ohm.


Ist ein Stättlein im Ober-Fürstenthumb Hessen / ein Meyl wegs von vnd gegen der Chur Mäyntzischen Statt vnnd Schloß Amöneburg / disseits deß Wassers der Ohm gelegen / wohero es auch den Beynamen vnd Vnderschied vor andern Hombergen (deren eins vor der Höhe / das ander in Nider Hessen gelegen) vberkommen hat. Wie oder wann dieses Stättlein erbawet worden / hat man keine gewisse Nachrichtung. In der Kirchen alldar findet sich in einem erniedrigten steinern Bogen / so sich nach dem Chor zeucht / die Jahrzahl M.CCC.LXIV. Aber obig der kleinen Thür gegen der Vndergassen das Jar 1491. Dahero zu muthmassen / daß das mittelste Theil der Kirchen zwischen dem Thurn vnnd Chor selbiger Zeit auffgebawet worden; aber nicht das Chor. In dieser Kirchen haben die Adeliche von Weiters / welche sonsten auff deme zu nechst gelegenen Hauß von Weltershausen wonhafft / ihr Begräbnuß von Alters hergebracht. Auch befindet sich darinnen zweyer vom Adel Monumenta, so in Vor-Jahren diesem Orths zu Amptmännern verordnet gewesen; deren der eine Caspar von Berlepsch / so dieses Ampt Pfandsweiß eingehabt / im Jahr 1539. den 2. Julij von einem Bawren von Eringshausen erschlagen worden; der ander aber Ludwig von Boineburg genandt den 26. Februarij 1568. zu Harhausen / wohin er mit den seinigen geflehet gewesen / an der Pest gestorben / wie jenes Grabschrifft in Choro templi, vnd dieses Epitaphium bey der hindern Kirchthür / allda er in einem gantzen Küriß / beneben seinem offenen Wapenhelm außgehawen / darzeigt. Das Schloß ligt lustig obig vnnd an der Statt in seiner eygnen Ringmawer / doch daß die Stattmawer sich zu beyden Seiten daran schleußt. Der Thurn selbigen Hauses / weil er einen breiten Vmbgang vnd zimblichen ferrnen Prospect hat / wird zum Wachten anjetzo gebraucht. Die Wohnbehausung / welche die Amptleuthe vnnd Renntmeister besitzen / ist / wie auß alten Documentis erscheinet / in Vorjahren ein Geistlich Ordenshauß gewesen / worinnen TempelHerren gewohnet haben; welcher Orden / wie bekand / wegen ihres vbermässigen Prachts vnd Hochmuths / auch erwachsenden grossen Reichthumbs vmbs Jahr 1311. außgetilget worden. Das Rathhauß ist im Jahr 1539. auff dem Marckt erbawet worden / auff deme bey der Vhr vor diesem verschiedene Kunststück zusehen gewesen / als ein Mann obig bey dem Vhrzeiger / welcher / so offt es geschlagen / gepfiffen / beneben einem Haan / so gekräet / welche aber im Jahr 1612. abkommen. Im Jahr 1554. haben Landgraff Philipsen Fürstl. Gn. durch eine Fürstliche Subscription vnd Sigill dieses Stättlein mit 2. freyen JahrMärckten privilegirt / zu dessen Häg- vnd Anzeigung auff die hierzu bestimpte gewöhnliche Zeit / ein fliegende Fahn / wie solches auch zu Marpurg / vnnd bey andern Städten bräuchlich ist / vom Rathhauß außgestecket wird.

Diese Statt hat auch eine Vorstatt / die Newstatt genandt / in deren zwo verfallene Pforten / deren die eine die Tranckpforth / die ander die Georgenpfort heisset / stehen. Vor dieser Vorstatt haben die Juden ein Begräbnuß / worvon sie Jährlichen etwas Zinß / so dann von jedem Verstorben [94] ein namhafftes an Geld / entrichten müssen. Ausserhalb an dem Vorthor obig der Linden-Pforten befindet sich ein Männlein im Münchs-Habit / vnd in der mitten vmbgürtet / in Stein gehawen / ein offenen Schild vnd Waapen in der Hand haltend / auff welchem ein Löw mit auffgesperrtem Klawen stehet.

Im Jahr 1571. im Hornung geschahe ein Erdfall nahends hierbey / vnd jenseits der Statt von dem hohen Berg / so gegen vnd zwischen dem Adel. Schenckischen Hauß Schweinsberg / vnnd diesem Stättlein ligt / durch welchen Erdfall obig vnnd zwischen beyden Dorffschafften Obern- vnd Niedern-Ofleiden auff dem Himmerich vnd in der Wolnbach (inmassen solche Felder genennet werden) etliche Aecker vnd Wiesen eines langen Spieß tieff nider gesuncken / auch theils biß in 30. 35. vnnd 60. Schuh fort vnd herunder geschoben / vnnd darmit viel Bäum auß dem Grundt vmblegt worden / also daß nun daselbsten ein ebener Platz ist. An dem Orth / da der Berg herunder geschoben / haben sich dabevor Gespenste sehen lassen / auch zuweil ein stück Lands herumb gelegt / gleich als ob es geackert gewesen / dahero dero Zeit gesagt worden: Im Himmerich fahre der Teuffel zu Acker.

Im Jahr 1597. in der Erndten Zeit ist in der Statt ein Fewer auffgangen / vnnd fast der halbe Theil gegen der Stattpforten von der Vndergassen an biß hinauff werts gegen dem Schloß eingeäschert worden / wobey dann dieses besonders notabel / daß die Störcke in wehrendem Brandt / zu einem Hauß / worauff sie ihr Nest gehabt / Wasser im Mund herbey geführt / vnnd in den Brand abgespeyet / gleichsamb dardurch ihr Herberg zu salviren. In Kriegsläufften hat dieses Stättlein vor andern Benachbarten von Anno 1635. hero biß jetzo schwere Last getragen / also gar / daß die Burgerschafft hiedurch / wie auch die hierauff im Jahr 1641. erfolgende Kriegs-Schwachheit / fast abgangen / vnnd da sie vor diesem an die 200. Mann bestanden / anjetzo nicht mehr vber 60. vnd darzu verarmbte Leuth / bestehet. Zu nechst in der Statt Terminey ligen 4. Mahl-Mühlen / deren die eine die SchampertsMühl genant / im Jar 1569. mit einem gantzen steinern Fuß / 2. Mahl- vnd einem Walckgang auffgerichtet worden.

In der Franckfurtischen Herbst Relation deß Jahrs 1646. wird gesagt / es weren damaln / im Junio / das Hauß Homburg an der Ohm / vnnd das besagte Schloß Schweinsberg / von den Keyserischen; Homburg aber den 12. 22. Julij / von den Nider-Hessischen / wider erobert worden.


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