Topographia Hassiae: Oppenheim
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Statt / vnnd Ampt in der Vndern
Pfaltz / am Rhein / drey Meil oberhalb
Meyntz / vnd an einem Berg / gelegen / da
man vom Rhein gar hoch hinauff in die Obere
Statt zu steigen hat. Freherus, Cluverius, vnd
Bertius, haltens für der Alten Bonconica, oder
Bauconia, vnd wollen etliche den Situm, oder das Lager
dieses Orths / mit Jerusalem vergleichen. Etliche
wollen den Vrsprung dieser Statt dem C. Julio
Caesari, oder Druso; andere den Käysern Probo,
oder Valentiniano, oder Gratiano, zu schreiben;
Item / daß sie / vmbs Jahr Christi 400. von Caroco,
dem Verwüster eines guten Theils Teutschlands /
zerschleifft / vnd vom Dagoberto, König in
Franckreich wider auffgebawt / vnnd vom Carolo
M. solcher deß Wormbser Göws Reichsflecken /
oder villa, in der Grafschafft Zeizolfi Comitis
gelegen / vnd damals Obbenheim genant / Anno 800.
dem Closter Lorsch verehrt; nachmals aber vom
Käyser Conrado II. gegen Außtausch / zum Reich
gebracht / vnd endlich verpfändt worden. Freherus
sagt part. 2. Orig. Palat. cap. 13. fol. 69. seye vnder
Käyser Ludovico IV. an die Pfaltz kommen:
Andere wollen / daß Käyser Carolus IV. als er seinen
Sohn Wenceslaum gern zum Käyserthumb
promovirt hätte / vnnd einem jeden Churfürsten ein
grosse Summa Gelts versprochen / vnd darfür die
ReichsStätte / vnd Zöll / verpfändet / vnnd / vnder
anderm / dem Churfürsten bey Rhein / Pfaltzgrafe
Ruperto dem Eltisten / dieses Oppenheim /
Odernheim / Ingelheim / vnd KäisersLautern / eingesetzt
habe. Vnd sagt Cuspinianus in seinem Leben / die
Fürsten hätten ihn gezwungen / sie mit einem Eyde /
die Vnderpfandt nicht wider zu begehren / zu
versichern. Vnd dann so sagen andere / Käyser
Ruprecht habe Oppenheim / Ingelheim / vnnd
KeysersLautern seinem Sohn Ludwigen / Pfaltzgrafen /
vnd seinen Erben / im Jahr Christi 1402. vmb
hundert tausent Gulden verschrieben; wie beym
Munstero lib. 5. cap. 24. fol. 666. zu lesen. Vnd
sagt man / daß obgedachter Käyser Carl Anno
1356. den ReichsStätten / Mäyntz / Wormbs /
vnd Speyr / die 16. grosse Zöll zu Oppenheim auff
dem Rhein / so Er da gehabt / darzu die Veste / oder
Burg / zu Oppenheim / Odernheim / die Burg / vnd
Schwabsberg / Nirstein / (al. Nustein) Ingelheim /
Winternheim / vnd andere darzu gehörende
Dörffer / vmb 33. tausent Goldgulden / versetzt habe / so
villeicht entweder von ihme dem Käyser selbsten
wider / oder aber dem Churfürsten Pfaltzgrafen /
vermög habenden Privilegii gelöß worden seyn
mögen. Wer hievon einen eigentlichen Bericht
geben kan / von deme wollen wir denselben willig vnd
gerne annehmen. In dem Privilegio, so
höchstgedachter Käyser Rupertus der Statt Oppenheim
Anno 1401. gegeben / ist zu sehen / daß sie damaln
noch zum Reich gehört hat. Besihe oben
Odernheim. Das Gericht allhie wird noch das Reichs
Gericht genandt. Siehe Wehnerum in pract.
obs. p. 551. Man findet zu Oppenheim einen
frischen Lufft / guten Wein / vnd Fruchtgewächs / sehr
tieffe Keller / viel AdelsSitz / vnd Höff: Dann vor
Zeiten ein Rittergericht allda gehalten / vnnd der
Rath mit Edelleuthen besetzt gewest ist. Hat eine
Pfarrkirch zu S. Catharina / genant / zimlich groß /
vnd eine von den schönsten Kirchen am Rheinstrom /
ist zierlich vnd wol gebawen / von vilen Fenstern / gar
hell / vnd hat zwey Chor / eins gegen Morgen / das
ander gegen Abend / ist im Jar 1258. von Gerardo,
dem Ertzbischoffen zu Meyntz / gestifftet worden /
darüber ein sonderlicher Brieff / beym Trithemio,
in Chron. Sponheimensi, fol. 283. zu lesen /
darinn Oppenheim / damals ein newe Statt genandt
wird / so etwan vorhin / verbrant / oder zerstört
worden seyn mag, vnd sie der Ertzbischoff vnder seinen
Bischofflichen Sprengel / durch Anzeygung der
alten Inwohner / so die rechte / vnd alte Gräntzen / so
beede Bistümer Meyntz / vnnd Wormbs /
vnderscheiden / offenbaret hatten / rechnet / vnd setzet. Es
seind auch allhie 2. Clöster / als ein Barfüsser- vnd
Jungfrawen Convent / zu S. Anna / sampt einem
Teutschen Ritterhauß / dabey nächst die Pfarrkirch
zu S. Sebastian / vnd in der Vorstatt zu S.
Anthoni stehet: Es hat auch ein schönes Schloß oben
auff dem Berg in der Statt / so LandsCron
genandt / wird. Die Statt ist sonst zimblich groß / vnd
gar wol erbawet gewesen / aber in diesem jetzigen
Krieg sehr verwüst worden. Obgbachter Käyser
Rupertus ist allda Anno 1410. gestorben / vnnd von
hinnen nach Heydelberg geführt worden. Anno
1552. hat Marggraf Albrecht von Brandenburg /
als Er zu Meyntz vbel gehaußt hatte / auch
Oppenheimbs nicht verschont / sondern solche Statt
geplündert / wiewol sie Pfältzisch gewesen. An. 1620.
den 14. Septembris, hat sie Spinola ohne
Widerstandt / eingenommen / vnnd sich / an der Vnirten
statt / dahin gelagert; vnd die darinn gelegne
Außschuß Bauren abziehen lassen; daß sie hinfüro
keine Soldaten mehr seyn / sondern das Ackerfeld
bawen solten. Ist folgender Zeit durch Fewer vbel
verderbt worden / vnnd die beste Gaß / das
Rathhauß / vnd die gantze Rheingaß / biß an den Spital
daselbst außgebronnen. Ein Meilwegs oberhalb
der Statt/ ligt das Dorff Stockstatt am Rhein / so
Hessisch Darmstättisch; allda etwas vnderhalb /
gegen Oppenheim zu / der König auß Schweden /
den 6. vnd 7. Decembris, Anno 1631. alten
Calenders / die erste zweymal vber Rhein / vnnd zwar
den 6. diß nur selbst viert / in einem kleinen Nache /
oder Kän / gefahren / vnd ist deßwegen hernach an
dem Orth / wo Er vber den Rhein kommen / ein
Saul / deren Bildnuß wir hiebey stellen wollen / zur
Gedächtnuß gesetzt worden. Darauff hat er den
gedachten 7. Decembris erstlich die Sternschantz gegen
[XXVII] [ws 1]
dieser Statt vber / mit accord; die Statt aber /
so Er zu beeden Seiten angegriffen / mit Gewalt
erobert / denen in der Statt Quartir geben; aber
in dem Schloß / oder Castell / wie man schreibt / die
Spanier niderhawen lassen. Jetzt gehört dieser
Orth wider dem König in Spanien; der ihme
daselbst Anno 1637. huldigen lassen. Dann obwoln
die Weymarische diesen Orth Anno 1639. einbekamen /
so behielten sie ihn doch nicht lang. Was
vor ein rechte Wundergeburt Anno 1635. allhie
[ws 2] auff die Welt kommen / die aber erst Anno 1641.
daselbsten in S. Antonij Kirchen / mit eines
Nagelschmidts Jungen begraben worden / das ist in
dem tomo 4. Theatri Europaei Meriani fol. 656.
sampt einer Vermahnung an die Soldaten / wol
zu lesen. Anno 1644. im Angusto ist die
Statt von der Frantzösischen Armee,
eingenommen / vnd besetzt worden.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Die folgenden vier Zeilen: "[ge-]gen dieser Statt vber / mit accord; die Statt aber / so Er zu beeden Seiten angegriffen / mit Gewalt erobert / denen in der Statt Quartir geben; aber in dem Schloß / oder Castell / wie man schreibt / die" stehen in der Vorlage als Zeile 7-10 anstatt am Anfang der Seite. Siehe dazu auch Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 146.jpg
- ↑ An dieser Stelle steht in der Vorlage das Textstück, das an den Anfang der Seite gehört; siehe vorherige Anmerkung
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