Topographia Hassiae: Wolffhagen
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
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Statt vnd Ampt in dem Niedern
Fürstenthumb Hessen / nahend Landaw
Burckhasungen / vnnd Freyenhagen / auff
der Seiten der Statt Cassel / aber noch
ziemblich weit von solcher / an einem
Wasser gelegen / welches fürters / nach dem
Cölnischen Stättlein Volkmarschen laufft /
vnnd endlich oberhalb Warburg / im
Paderbornischen / in der Diemal sich
verleuert; daher Statt / vnd Ampt Wolffhagen
zum Diemelstrohm billich gerechnet
wird: Vnd ist allda vor Zeiten ein herrlich
Gebäw gewesen; daselbst auch die alte
Gemäwer der Weidelburg / eines auß der
massen weyland hohen Berghauses / zu
sehen. Es haben vor alten Zeiten in der
Wolffhagischen Feldmarck sieben
Dörfflein gelegen / welche sich vereinbaret / eine
Statt zu bawen. In dem sie nun ohngefehr
vmbs Jahr 1200. die Wildnuß / vnd
Hagen / den sie zu solchem Baw erlesen /
außzurotten angefangen / sollen sie daselbsten
einen Wolff angetroffen / vnd derowegen
ihrer Newen Statt den Namen Wolffhagen
geben / aber doch mit diesem ihrem Baw /
ehe sie die Statt gäntzlich befestigen können /
70. Jahr zugebracht / vnnd folgends ihre
Nahrung insonderheit mit dem Hopffenbaw
gesucht haben. Dz Schloß hatte seine
besondere Vestung / vnnd Bezirck / wohnten in
demselben / weiln es ein Gräntz-Hauß /
nemblich in der Freyheit / etliche Einspänninger /
die man Burgenses geheissen. Wann aber
dieselbige den Burgern in der Statt in viel
weg vberlästig / so hat ihnen den Burgern
entlich Otho Landgraff zu Hessen Anno
1305. zu ihrer Befriedigung / ein Mawer
vnd Thor / als starck sie dieselbe innerhalb
4. Wochen zurichten können / zubawen
Erlaubnuß geben. Der Pfarrkirchen allhie
Thurn hat / Anno 1303. biß ans vnderste
Gewölbe / eine Witfraw / auß ihrem
Vermögen / auffgeführt; das Chor aber ist An.
1420. erbawet worden. An. 1376. ist diese
Statt / sampt ihrem Rathhauß / fast gar
verbrunnen / vnd An. 1487. wieder
auffgebawet worden. Sie hat in Vor-Jahren
eine freye Müntz gehabt / also daß sie Dreyer /
vnd Heller / so man zu derselben Zeit
schwere Pfenninge / anjetzo aber Teichthörer
nennet / gemüntzet hat. Vid. Dilich. pag. 167.
seqq. part, 1. Chron. Hass.
Die Statt ist auff einem ziemblichen Hügel erbawet / mit vielen Thürnen / vnd hohen Mauren / versehen; an sich selbst auch von feinen Gebäwen / vnd Gassen / sonderlich einen schönen / starcken / Kirchenthurn. Sie ist aber / vor andern / in dem nächsten Kriegswesen / deß Brants halber / vnglücklich gewesen / in dem fast kein Kriegsheer dahin kommen / daß Sie nicht solte angezündet worden seyn. Man hat zwar / zu vnterschiedenen malen / wider angefangen zu bauen; aber es ist alles auffs new angesteckt worden: daher diese Statt / gleich andern / sehr verwüstet gelegen / vnnd vmbs Jahr. 1647. neben der Kirchen / nicht viel mehr vbrigs gehabt. Es hat Herr LandGraff Moritz an dieser Statt einen ansehenlichen Schloßbaw angefangen; ist aber / wegen deß eingefalnen Kriegswesens / verblieben / auch theils auffgeführtes wider zerstört / vnd mehr nicht / als die Grundveste / vnnd etwas deß eussersten Gemäwers / vbrig blieben. Es ist sonst vmb Wolffhagen her / ein ziemblicher feiner / vnnd nottürfftiger Fruchtwachs; vnnd scheinet / vor diesem / weit Volckreicher / vnd besser / erbawet gewesen zu seyn; zumal man noch der Orthen viel merckzeichen von zerstörten Kirchen / vnnd Dörffern / siehet.
Das Ampt Wolffhagen ist keiner sonderlichen grösse / doch ziemblichen einkommens: hat vngefehr zehen oder zwölff Dörffer / vnnd gräntzet mehrentheils an die Grafschafft Waldeck / dz Cöllnische / oder Volkmarsche Gebiet; wie auch an die von der Malspurg; welche sonderlich vnfern von der Statt Wolffhagen einen schönen Adelichen Sitz von steinen erbawet / Elmershausen / genant / haben. Das Lager dieses Ampts / ist nicht vbermässig Bergicht / oder voller Gehöltz; daher gar wenig / oder kleine Wildbahne dieses Orts ist; hat aber feine Teiche / vnd ForellenBäche. In diesem [147] Ampt / an der Waldeckischen Gräntze / ligt / auff einem spitzigen Berge / das alte / feste / nunmehr aber zerstörte Schloß Weidelsberg / von / vnd vmb welches / vor der Zeit / schwere Krieg / vnd Landes Verwüstungen / geführet worden seyn. Ist vorhin Waldeckisch gewesen / massen man dann auch den mehrern theil solcher Graffschafft Waldeck darauff vbersehen kan.
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