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Topographia Hassiae: Ziegenhain

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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian
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[T59]
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Ziegenhain.


Ist ein vornehme weitberühmbte Vestung / nahend Treysa gelegen / allda deß Fürstlichen Hauses Hessen Sampt-Archiv ist / an der Schwalm / in der Ebne / vnnd etwas im Morast / gelegen. Ist viereckicht / mit kleinen runden Pasteyen / noch vmbs Jahr 1614. vnnd mit einem doppelten Wassergraben herumb / fortificirt, so LandGraff Philips erstlich also / vnnd mit einem Wall versehen; Sein Sohn / Land-Graff Wilhelm aber / mit schönen Gebäuwen / Provianthäusern / vnnd allerhand nöthiger Munition vnnd Kriegsrüstung / vberflüssig anfüllen lassen. Hat ein feines newes Schloß darinnen. Sonsten wird für den ersten Erbawer dieses Ziegenhains / davon die gantze Graffschafft den Namen hat / LandGraff Ludwigs deß Eisern / zu Thüringen vnnd Hessen / Sohn / Fridericus gehalten / so der erste Graff in Anno 1173. allhie worden; von welchem die folgende / biß auff Graff Johann den Grossen /

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[149] so An. 1453. gestorben / herkommen seynd: Darauff es an Landgraff Ludwigen / Fürsten in Hessen / kommen.

Im Jahr 1396. auff einen Morgen frühe / als die Wächter von den Mawren waren gangen / ist dieser Platz erstiegen / vnnd gewonnen / vnnd alles dargenommen was man geneids fand / gar geplündert vnd verbrant: Wie die Limpurgische Chronic am 56. Blat meldet. Als im Jahr 1547. die Vestungen / Cassel / Giessen / vnnd Rüsselsheim / durch Graff Reinharden von Solms geschleifft worden / so bliebe / laut der Käyserlichen Capitulation / diese Vestung stehen; wiewol sie der Graff auch gern gehabt hette / deme aber Heintz von Lüdder / so darinnen lag / zu wider gewest ist. Dann als in wehrender Verhafftung LandGraff Philipsen Käyser Carl der Fünffte dem Graffen von Solms befahl / die Vestung in Hessen zu schleiffen / vnd er mit 500. Pferden vor Ziegenhain kam / vnd die Vbergab begehrte / gabe Heintz diese Antwort: Sein Herr der LandGraff were jetzo gefangen / daher er auß Zwang solches hette müssen vnderschreiben: Der Käyser solte ihn ledig lassen / was er ihm alsdann befehle / das wolte er thun: Er gestünde ihm nichts an der Vestung / sie were jetzo sein: Er solte sich von dannen machen / in die nechste Statt Treysa / wo er das nicht bald thäte / wolte er ihme den Weg mit den grossen Carthaunen weisen. Darauff er abgezogen.

Die Vestung an ihr selbst / ist / von einem ziemblich hohen erdenen / vnd starcken Wall / mit 4. Bollwercken / auff die alte Manier / gemacht; hat nur ein Thor / vnd rings vmbher zween braite Wassergräben; darzwischen / wie auch zwischen den Bollwercken / etliche Rävelin gebawet seyn; vnd ist durch den letzt verstorbenen Lands-Fürsten / Herrn LandGraff Wilhelmen den Fünfften / die Vorstatt Weichhauß / oder Weihauß / genant / auch mit einem Wall versehen / vnd in Defension gebracht worden. Es ist die Vestung sonst mit allem wol versehen / vnd hat sehr stattliche / vnnd vnderschiedene steinerne Proviant Häuser; wie auch in der Statt eine schöne Roß: vnd Handmühlen. Das Zeughauß ist auch zimlicher grösse / vnnd mehrentheils von gebackenen Steinen gebawet; darinnen eine sehr grosse Anzahl stattlicher Metalliner Stucken / gantzer / vnd halber Carthaunen / Feldschlangen / vnd anderer Geschütz / vnd darüber ein schöner Boden / so groß das gantze Hauß ist / mit allerhand Waffen / vnnd Büchsen / wol erfült zu sehen. Wie dann diese Vestung / im nächsten Krieg / nie eingenommen worden ist. Das Schloß in der Vestung ist theils ziemblich alt / doch von schönen sehr hohen / liechten Gemächern / vnd Sälen. Vnnd hat Herr Land-Graff Moritz dasselbe nicht allein sehr ernewert; sondern auch noch darzu einen gantz newen Baw / mit vielen Gemächern / daran gesetzt. So seyn zierliche Gallerien / oder Gänge / von einem Gebäw / zum andern / an diesem Orth zu sehen: ist auch ein fein bequemer Marstall im Schloß / darinn es zween Höfe hat / worunder der eusserste / vnd grössere / mit allerhand zum Vorwerck gehörigen Gebäwen / vmbgeben ist. Die Statt ist an sich selbst; wie auch die Kirche / sehr klein; doch mangelt darinnen kein Handwerck / so da etwan in einer solchen Vestung nöthig were; ist auch dieser Orth zur Hoffhaltung gar bequem / in massen die gantze Graffschafft mit Frucht / WiesenWachs / Gehöltz / Wildbahn / insonderheit an menge schöner grosser Teiche / vnnd Fischwasser / als schier kein Orth in gantz Hessen / (darunder sonderlich der Leimbsfelder / vnd Landsberger /) versehen ist. Aber / wegen deß Morasses / vnd enge deß Orths / ist der Lufft etwas vngesund; hat auch keine sonderliche Gärten allda.

Das Ampt hat viel / vnd wol auff etliche vnd 20. feine Dörffer / vnnd Höffe / welche aber in dem leydigen Kriegswesen / sonderlich deß Jahrs 1640. sehr verbrennet / vnd verwüstet worden seyn. Hierinn ligt das absonderliche Gericht / vnd der grosse Flecke Frillendorff / vnd gleich daran / das Closter SpießCappell / da bey unfern im Walde noch ein altes zerstörtes Gebäw / oder Gemäwer / zu sehen / bey welchem / vor Zeiten / die Landgraffen zu Hessen / beyder Fürstenthume / die Landtäge / sonderlich in Kriegszeiten / gehalten. Vnnd wird dieser Orth der Spieß genant / der dabevor vor die mitte deß Landes ist gehalten worden. In diesem Ampt ligt auch / auff einem Berge / das alte Schloß / die Landsburg [150] genant / bey dem Dorff Michelsberg / vnd darunder / zwischen jetztgenantem Dorff / vnnd Allendorff / ein schöner grosser Teich / fast rings vmb mit Wald vmbgehen. Dahero man daselbst ein stattliche Lust beydes mit Fischen / vnnd hohen Jagden / haben kan. Vnderhalb Ziegenhain / ohngefehr eine halbe Meyl Wegs / liget die Statt Treyssa / von der oben gesagt worden ist.


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