Topographia Palatinatus Rheni: Bacharach

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Topographia Germaniae
Bacharach
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1645, S. 13–14.
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Bacharach.

Besser den Rhein hinunter / gegen dem Hunsruck herüber / nach dem Rhein zu / ligt das Pfältzische Ampt Bacharach / von zweyen kostbarlichen / und stattlichen Dingen / sehr ansehnlich. Erstlich vom Weinwachs / so allenthalben den Ruff hat / und hin und her weit geführet wird: Und dann vom Rhein-Zoll zu Bacharach / und Caub / so der Chur-Pfältzischen Camer ein grosses vor diesem eingetragen hat. Es ziehet sich das Gebürg zu beyden Seiten deß Rheins / bey Bingen hinab / nach / und unter Bacharach / so von den Alten der Lurleberg ist genennet worden / in welchem Gebürg auch ein sonderbar lustig Echo, oder Widerschall / sich befindet; Item an einem Orth ein Zwirbel im Rhein / von welchen beeden vielleicht dieser Widerschall herrühret / als wann daselbst der Rhein heimliche Gäng unter der Erden hätte. In diesem Strich nun ist ein Stein mitten im Rhein / davon etliche die Stadt Bacharach hernennen / welchen man bißweilen sihet / wann der Rhein klein ist / und deßwegen ein Anzeigen folgenden Jahrs guten Wein-Gewächs giebet; weilen es wenig geregnet / heiß / und trucken ist. Man vermeynt / daß diesen Stein vor Zeiten die Teutsche jenseit Rheins / als ein Aram, oder Altar / hieher gesetzt; wie es dann ein grosser / gevierter / oder Quadratstein / fast wie ein Altar / ist. Dann derselbe ist in dieser Gegend / wegen des Erdreichs / und Gebürgs / so einen schifersteinenen Boden hat / auff welchem die hitzige Sonn vielmehr treibt / und durch den Widerschein durchtringt / insonderheit gepflantzt worden; wie er dann allhie sehr köstlich und gut wächst / und noch besser mit Feuer in den [14] Camern / durch ein neue Kunst / etwas bezwungen wird: Und deßwegen Käyser Wenceslaus die von Nürnberg / umb 4. Fuder dieses Weins / von ihren Pflichten / damit sie ihme zugethan waren / ledig gesprochen hat. Gemeldter Stein / den sie Elterstein / die Lateiner aber Bacchi aram nennen / ist nun also von den Heydnischen Teutschen ihrem Abgott Baccho zu Ehren allda gelegt worden / welche auch / wann der Rhein / wie gesagt / klein gewesen / auff solchen gestiegen seyn / und da dem Baccho geopffert haben: Wie von diesem Freherus part. 2. Origin. Palatin. c. 18. zu lesen. Wiewol es auch seyn kan / daß die Römer / als sie hieher kommen / und den guten Wein gekostet / dem Baccho zu Ehren / diesen Altar gesetzt haben. Münsterus in seiner Weltbeschreibung sagt / daß Bacharach die ältiste Stadt / die er in der Pfaltz finde / oder die zum ersten an die Pfaltz bey dem Rhein kommen seye: Wie dann auch gemeldter Freherus part. 1. c. 3. Origin. sagt / daß diese Stadt / sambt dem Castel Stalecke / daselbst / Anno 1190. deß Pfaltzgrafen Conraden Sitz gewest seye. Und hat dieser Pfaltzgraf beyde Orth von dem Ertzstifft Cöln / als ein Mannslehen / empfangen; aber weil Er keine mannliche Erben / demselben wieder auffgekündet / und gebetten / solches Lehen seiner eintzigen Tochter Agnes von neuem zu ertheilen / und sie damit / als einem Kunckel / und Erblehn zu belehnen so auch geschehen. Es gehören unter Bacharach / so man die vier Theil nennt / Caub / Steg / Dieppach / und Mannebach. Und mitten im Rhein ist ein weit außsehende Wart / Gefahr- und Zolls halber / so vor Zeiten Pfaltz Grevestein geheissen / jetzo aber die Pfaltz genant wird. Gedachter Münsterus sagt / lige 2. Meilen unter Bingen. Es seynd zu Bacharach zu sehen die Pfarrkirche / die Kirch zu S. Werner / die Kellerey / die Cantzley / und die Müntz. Das obgedachte Schloß Staleck ligt hoch / hat ein runden Thurn / dessen Gemäur 14. Schuch dick / und fast wehrhafft ist / da gegen über zween Berg / der Kühlberg / und der Voigtsberg / so alle zween / sambt dem Schloßberg / mit Reben herumb besetzet seyn. Was sich allhie Anno 1595. den 414. Martij / mit einer greulich und unerschröcklichen Wundergeburt zugetragen / davon ist im Sleidano continuatio Schadaei part. 3. lib. 20. fol. 793. Und im Theatro tragico Martini Zeilleri, in notis ad histor. 19. und was in diesem Teutschen Krieg mit Belag- und Eroberung Bacharach vorgangen / in dem Oesterreichischen Lorberkrantz / und in dem Theatro Europaeo Matthaei Merians / auch in den Relationen / zu lesen. Und ist den 6. Januarij Anno 1632. neuen Calenders / von den Schwedischen die Stadt / und / nach etlichen Tagen / auch das besagte Castell / eingenommen worden; als sie das Geschütz auff den besagten Kühlberg gebracht / und zuvor die Schlösser Diepach / oder Fürstenberg / und Streger / oder Stahlberg erobert hatten. Ward Anno 1639. wieder von den Weymarischen / und Frantzosen einbekommen / aber nicht lang behalten. Anno 1644. haben die Frantzosen den Orth sampt dem Schloß abermals eingenommen; und ob schon im Octobri und Novembri die Lothringische Völcker / so an der Mosel gelegen / darfür kommen / die Stadt erobert / und geplündert / auch das Schloß ein gantzen Tag mit Stücken beschossen / seynd sie doch davon abgezogen / und die Stadt verlassen. In dem Theatro Europaeo stehet / daß Anno ein tausend sechs hundert vierzig und vier im Weinmonat / Bacharach / von den Chur-Cöllnischen / angegriffen / ihr General Wachtmeister Schnetter darvor erschossen; gleichwol die Stadt / durch den Obristen von Nievenheimb / Commendanten auff Hermanstein / erobert / außgeplündert / und die Pforten verbrant; aber das Schloß / von den Frantzosen / erhalten worden seye; und hätte hernach die Cron Franckreich alle Bacharachische Zugehörung dem Herrn Pfaltzgrafen übergeben. Gegen Bacharach über ist in dem Thal ein Saurbronn / so daher ins gemein Saurenthal genant wird / wie Andernacus berichtet.