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Topographia Palatinatus Rheni: Wißloch

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Topographia Germaniae
Wißloch (heute: Wiesloch)
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Woghäusel
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1645, S. 95.
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Wißloch / Wißeloch.

Ein Chur-Pfältzisch Städtlein / eine Meil Wegs von Sintzheim / an dem Elsaß / 2. Meil von Heydelberg / und an einem Ende deß Craichgöws gelegen. Ich achte / sagt Münsterus in seiner Weltbeschreibung / daß der Fleck Walddorff / und die Stadt Wißloch / die ältiste Flecken seyen / so die Pfaltzgrafen umb Heydelberg haben gehabt. Dann ich find auch / daß Pfaltzgraf Rudolph / Käyser Ludwigs Bruder / bey Wißloch gewohnt / und Hoff gehalten hab / ehe die Schlösser zu Heydelberg seynd gebauet worden.

In einer geschriebenen Verzeichnuß stehet / daß allerst Churfürst Pfaltzgraf Ruprecht der Aeltiste / Anno 1360. solchen Ort umbmauren lassen / und allda gewohnt habe. Nahe diesem Städtlein / bey Mingelsheim / hat sich Anno 1622. im April / ein Treffen / zwischen dem General Graf Tilly / und dem Manßfelder / erhoben / da Tilly / mit Verlust vieler auß den seinigen / nach Wimpfen hat weichen müssen. Und hat Manßfeld etliche Fähnlein / 4. Stuck Geschütz / und etliche vornehme Bäyerische Officier / bekommen: Hergegen von den seinigen auch nicht wenig verlohren; so beederseits mehrentheils / auß einem Irrthumb geschehen; wie in besagtem Bericht stehet.

Anno 1632. im Julio / hat der Heydelbergische Stadthalter / Herr Heinrich von Metternich / diß Wisseloch / so 2. Monat zuvor von den Schweden war eingenommen / belagert; ist aber vom Feldmarschall Horn entsetzt / und seynd die Heydelbergische verjagt: Darauff bey gedachtem Mingelsheim tausend Käyserische Pferd zertrennt / und wol 200. Reiter erschlagen worden; weiln der Käyserisch Obriste Montbuillion, mit den Harancourtischen Curassiern vermeynt / die Heydelbergische hätten Wisseloch eingenommen / und würden nun von den Schwedischen wieder belagert / daher er sie entsetzen wollen / wie abermals gedachte Verzeichnuß berichtet. A. 1645. ergab sich dieser Ort alsobald den Frantzosen / die aber ohnlängst hernach / noch in diesem Jahr / denselben wieder den Käyserisch- und Bäyerischen auff discretion, mit ihren Personen / übergeben haben. Es ligt in dieser Gegend auch der obbesagte Flecken und Ampt Walddorff; von welchem D. Leonhard Wurffbain / in seinen Relationibus schreibet / auß Münstero und Paraeo, in Historia Palatina, daß selbiges in der Untern-Pfaltz gelegenes Ampt / von dem Reich / in dem Jahr 1230. an die damals gewesene Pfaltzgrafen und Churfürsten bey Rhein / kommen; bey denen es auch diese Zeithero verblieben seye. Ein Stund von Walddorff / am Wald Lußart gelegen / das etwan A. 638. ein Jagthauß gewesen / dabey A. 750. ein Kirch erbauet worden / seynd 3. Pfältzisch ins Ampt Heydelberg gehörige Dörffer / Reutlingen / Hockenheim / Wersaw / am Anstoß deß Prurheins / so A. 1286. von Speyer an die Pfaltz / umb 600. Pfund Heller / Kaufweiß kommen / außgenommen / das Lehen am Schlößlein Wersaw / so dem Pfaltzgrafen zu Lehen verliehen. Es haben darzu / wie auch nach Wisseloch / etlich gewisse Leut gehört / so man Königs Leut nennet / vermuthlich daher / weil ihre Voreltern mit Käyser Ruperto, Pfaltzgrafen / in Italiam gezogen / und folgends sie / und ihre Erben / der gemeinen Landsteuer seynd befreyet worden / davor sie ein siebenjährige Königsteuer geben; hergegen ihnen Pfaltz alle 7. Jahr eine Mahlzeit gereicht hat. Wegen der Reichsteuer aber haben sie von 100. fl. Häuptgeld 5. Batzen geben.

Drey Viertel Stund von Wisseloch ligt Nußloch / so von den Grafen im Craichgöw / an die von Liechtenau / und von denen an Pfaltz pfandweiß kommen: Münsterus schreibt / daß Anno 1256. Pfaltzgraf Ludwig Nußloch gekaufft / von Heinrichen von Lichtenau: Leimen / und Sandhausen seyen von Philippen / Hn. zu Bolanden an die Pfaltz kommen. Es ligt besagter Flecken Laimen / (von theils Leymen / Leinen / 112 Meilen von Heydelberg gelegen / genant /) ein halbe Stund von Nußloch / in welches Gegend / in den Weingärten / noch bey unser Zeit / alte zerfallene Gewölber / und Gemäuer / wie auch verborgene Gäng / unter der Erden / gesehen worden. Nächst bey Laimen ligt das grosse Dorff Rohrbach / daselbst ein Centgericht ist.