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Topographia Saxoniae Inferioris:Flensburg

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Topographia Germaniae
Flensburg
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1653, S. 80–82.
Siehe auch:  Angeln (Gebiet)
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[80]
Flensburg / Flensborch /

Von dieser Statt schreibet Andreas Angelus, im dritten Capitel seiner Holsteinischen Stätt-Chronick / also: Die Statt Flenßburg / von den Gelehrten Flenopolis genandt / hat den Namen von ihrem Erbawer Flenone, daß es so vil sey / als Flenonis Burg: Von dessen Ankunfft aber / vnd Geschichten / man nichts bey den Historien-Schreibern findet; wie auch diese nachfolgende Verßlein außweisen / die also lauten:

Me Fleno struxit vicino in littore Ponti,
Nota satis non est cujus origo viri.

Ligt im SuderJudland / welches auch ein Theil ist deß Hertzogthumbs Schleßwick / vnd heißt die Gegend Angelen / darauß die Engelländer / wie ire Historien-Schreiber selbst bekennen / ihre Ankunfft / vnd Vrsprung haben / welches auch der (Königische) Statthalter (von Ranzaw) hin vnnd wieder in seinen Tractaten / claris argumentis, et rationibus demonstrirt / an einem gelegenen Arm / vnd Anfurt der Ost-See; daher auch ein herrlicher Kauffhandel / von mancherley Waaren / allda ist. Die Longitudo ist 28. Grad / vnnd 18. Minuten; die Latitudo 56. Grad / vnd 7. Minuten. Im 1288. Jahr / nach Christi Geburt / (etliche setzen das 1284) hat Sie Hertzog Woldemar in Judtland mit Stattrecht bewidmet: Graff Nicolaus aber zu Holstein / Graffen Gerhardi deß Dritten Sohn / vnnd Graff Heinrichs deß Eysern Bruder / hat wider die Dännemärcker den Berg zu Flenßburg befestiget / vnd den Bürgern daselbst erlaubet / daß Sie eine Mawr vmb die Statt herumb führen mochten; wie beyde / Kranzius lib. 10. Saxoniae, cap. 9vnd Henninges, in seinen Genealogiis, bezeugen. König Erich in Dännemarck / geborner Hertzog in Pommern / ließ einen sehr tieffen Graben herumb führen; wie er noch heutiges Tages zu sehen ist; hieß auch die Mawer erheben / vnd den Berg / so nahe dabey war / mit einem Graben verwahren. Krantzius schreibet / an jetzt gedachtem Orte / daß König Woldemar von Dännemarck / diese Statt / da dieselbe noch offen / vnnd vnverwahret gewesen / offt belagert habe: Ob Er sie aber auch gewonnen / zeyget Er nicht an. Da vorgedachter König Erich / Graff Heinrichen in Holstein / der seines Bruders / Hertzogen Gerhards / Söhne / Vormund war / mit harten Dräwworten / die Statt Flenßburg / als ein Pfandschilling / abgetrungen / vnnd gedachter König dieselbe / auß seinen Händen nicht wieder lassen wolte / vnangesehen / daß solches der Graff / neben den andern Vormunden / mit Darlegung der Eilff ta/usent Gulden / darfür die Statt versetzt war / bittlich begehret / trachteten die Holsteiner mit allem Fleiß darnach / wie Sie dieselbe möchten wieder eingewinnen / darumb / daß Sie zu den Handthierungen zu Wasser vnnd Lande / wol gelegen war. Erich Krununendik / der Ritter / nahm etliche Knechte zu sich / vnnd kam hinein / auff der Seiten / da Sie nach dem Meer gelegen: Er kam erstlich vnter die Mönche / vnnd nahm darnach die Statt leichtlich ein: Jedoch nahmen die Königischen den Berg ein / vnnd nach dem die Schiffe auß Dännemarck auch ankamen / stürmeten Sie davon auff die Statt zu; die aber doch von den Holsteinern / so darinne waren / tapffer geschützet / vnnd den Jungen Hertzogen auffgehalten ward / in welcher Gewalt sie hernach blieb. Nachmals machte sich der König wider dran / vnd bekriegete sie: Die Hertzogin aber / der Jungen Herren Mutter / Hertzog Gerharts deß Dritten nachgelassene Wittwe / forderte die Brüder / die Hertzogen von Braunschweig / zu Hülffe / vnnd that ihm Widerstand. Also ward darnach die Sache nicht mehr mit Kriegen / sondern auff Handlung vorgenommen / vnd also vertragen / daß der König zusagte / er wolte den Berg / sampt der Statt / den Holsteinern [81] lassen bleiben. Mit diesem Erbieten / war man zufrieden. Dieweil aber nichts drauß erfolget / zog der Hertzog von Braunschweig in Flenßburg hinein / doch nicht so starck / als zuvorn / darumb / daß es die Holsteiner noch inne hatten / vnnd gedachte drauß den Berg zu stürmen. Es war aber die rothe Ruhr vnter das Kriegsvolck kommen / vnd hatte so sehr überhand genommen / daß solches stürmen verbleiben muste. Da satzte darnach der König der Statt von dem Berge / stärcker zu / vnnd kriegete sie wieder ein: Die fürnehmbsten Bürger aber ließ er zum theil auff Räder legen / zum theil enthaupten / vnnd maß ihnen zu / als hätten sie ihrer Eyde / vnnd Pflichten / an ihm vergessen. Darnach im 1427. Jahr / als König Erich die Statt Flenßburg noch innen hatte / vnd aber die Hertzogen in Holstein kein bequemer Mittel wusten / ihre Hertzogthumb / deß sie nun mehrertheils entblösset waren / widerumb zu erlangen / dann diese Statt Flenßburg; bekamen Sie Hülff von den See-Stätten / zogen für Flenßburg / vnd belagerten es. Dieweil aber deß ernandten Tages / darauff man anheben wolte die Statt zu stürmen / ein Tumult im Lager ward / den die Hamburgischen Knechte / so vielleicht zuviel getruncken hatten / anrichteten / die Nacht für Christi Himmelfahrts Tage / also / daß ein Geschrey auffgieng / vnd niemand wuste / woher / daß derer von Hamburg Knechte schon in der Feinde Gewalt weren / kam solch Geschrey endlich für den Fürsten / Hertzog Heinrichen zu Schleßwig / der gedachte / wie er es hörete / er müste ihnen zu Hülffe kommen. Als Er nun darauff an die Statt kam / an der Feinde Schantzen / befand er / daß es alles stille war / vnnd verwunderte sich derhalben / woher das Geschrey kommen wäre: Da wolte er darauff über einen grossen starcken Zaun / welchen die Dännemärcker für ihren Stattgraben her gezogen hatten / auff einer Leiter sehen / was Sie darinnen machten. Aber ein Dännemärcker stach mit einem Spieß durch den Zaun hin / traff dem Hertzoge den Leib vnter dem Pantzer / vnnd verwundete ihn also hart / daß er nicht lange darnach lebete. Nach seinem Tode / verlieff sich das Kriegsvolck / so von den Stätten zu Hülff war gesandt worden / ob sie wol von Hertzog Adolphen dem Achten / Henrici Bruder / höchlich gebetten wurden / daß sie bleiben solten / vnnd ward also die Belagerung abgeschafft. Diese Statt hat zum Wappen / vnnd Insigel / einen hohen Thurn / oder eine Burg / darauß zweene Löwen halb herauß sehen; welch Wappen ihnen die Hertzogen von Schleßwigk geben / so gleichfalls Löwen führen. Biß hieher Anfangs gedachter Angelus. Sihe aber auch / was Johann Peters in der Holsteinischen Chronick / fol. 106. P. Bertius libr. 3. Rerum German. pag. 129. die Braunschweigische Chronick / f. 429. Regkmans Lübeckische Chronick / p. 66. Georgius Braun / im 4. Theil deß Stättbuchs / vnnd Caspar. Ens, in delic. apodem. per Germaniam, p. 231. seq. schreiben; bey denen zu finden / daß diese Schleßwigkische Statt vier Meilen von der HauptStatt Schleßwick / zwischen hohen Bergen / lige; der Nahm komb ihr von Flenone, einem von Adel / welcher an diesem Orth etliche Fischer- vnd Bawrenhäußlein / so ihme den Tribut gegeben / vnnd dabey das Schloß Flenßburg / gehabt habe: Vnd dieweil der Orth so wol gelegen / so haben sich auch andere dahin begeben; vnnd darauff daselbst / vmbs Jahr Christi 1200. die Statt zu bawen angefangen worden. Sey ein lustige / wolerbawte / vnd gesunde Statt / vnnd stehen die Häuser schön nach der Ordnung / darzwischen eine weite Gassen von 1341. Schritten lang gehe; das Schloß seye auff dem Berg / ausser der Statt: der Meerhafen sicher / vnd wol gelegen / darinn vil Schiffe sich auffhalten / auch so tieff / daß fast alle Burger auß ihren Häusern / die Schiff mit Waaren anfüllen / vnd dieselbe auch wieder außladen können, hab herrliche Brünn / vnd einen sehr fruchtbaren Boden: Die Longitudo seye 31. 25. vnd die Latitudo 55. 30. In der S. Johanns-Kirchen lige Fraw Sophia / Marggrävin von Brandeburg / [82] Königs VValdemari II. auß Dännemarck / Tochter; vnnd seye von hier der berühmbte Bildschnitzer / Mahler / vnd Contrafeyter / Melchior Lorichius, bürtig gewesen / welcher Griechenland / Italien / Franckreich / vnd Niederland / durchraiset ist: Hertzog Wilhelm der Elter zu Lüneburg / habe An. 1429. den Seestätten Hülff gethan / wider König Erichen von Dännemarck / vnd seye der gantze Handel zu einer Feldschlacht / für Flenßburg / auff Aller Heiligen Tag / in der Morgenstunde / gerathen / vnd eine sehr grosse Schlacht geschehen / in welcher der gedachte Hertzog endlich das Feld behalten: Vnd daß darauff Anno 1431. die Holsteinische Fürsten Flenßburg / die Statt / erobert / vnnd sich auch das Bergschloß allhie endtlich / auß Hunger / nach dem man Pferdt / vnd Hunde / gessen hatte / an sie ergeben habe; vnd wäre das Newe Hauß / von den Holsteinern / zerbrochen worden: Aber / nach deß letzten Hertzogen zu Schleßwick / Adolphi, Tode / seye Flenßburg an seiner Schwester Sohn / König Christian den Ersten in Dännemarck gelangt; vnnd dahero solcher Ort noch dem König von Dännemarck gehörig. Vnd dann so meldet Johan. Isacius Pontanus, in Chorograph. Daniae descriptione, vnter anderm / von dieser Statt / also: Boream versus, unius circiter diei itinere abest Slesvico Flensburgum, inter quod, et ipsum Slesvicum, collocati Anglorum populi, aut eorum saltem nominis tenue vestigium haeret. Flensburgum autem positum est, ad sinum Balthici maris. Nam Sliae Amnem, qui Slesvico nomen dedit, Alij, et rectius, non Amnem, sed Balthici potius maris sinum existimant, ut et Flensburgi sinum, Flenum dictum, atque eum et arci, et urbi, nomen dediste Flensburgi. Iacobus Mejerus, rerum Flandricarum florentissimus Scriptor, ad ann. 1427. ait, non Flensburgum, sed Vlensburgum potius, scribendum, quod Vlens maris aestum, fluctum, ac recessum, significet. Aedes sunt magnificae ad unam praecipuè plateam seriatim extructae, cujus est longitudo pass. 1351. Alii. 2341. passus ponunt. Sunt et Parochiae aliquot etc. Er Pontanus sagt auch / daß diese Statt An. 1248. durch Fewer verderbt; Anno 1271. von den Dänen eingenommen worden / vnd von denselben auch Anno 1410. Schaden gelitten / so aber Anno 1423. die Holsteiner wieder erobert / folgends abermals verlohren / vnnd Anno 1427. die Statt vergebens belagert; biß sie solche endlich Anno 1431. am Palm-Sontag / mit Hülff eines von dannen vertriebenen Bürgers / vnnd darauff auch das Schloß / durch Hunger / bekommen hätten. Was die letztere Geschichten anbelangt / so berichtet Helduaderus part. 2. Sylv. Chronolog. pag. 78. daß Anno 1526. das Evangelium / in den 3. Kirchen / S. Nicolai, S. Mariae, vnnd S. Johannis, allhie / zu predigen angefangen worden. Zu vnsern Zeiten / ist Anno 1627. dieses Flenßburg / von den Käyserischen / vnnd Anno 1643. im December / von den Schwedisch-Torstensohnischen erobert worden.