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Topographia Westphaliae: Tongren

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Topographia Germaniae
Tongren (heute: Tongeren)
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S. Truden
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1647, S. 64–65.
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[64]
Tongren / Tongeren / Tungren /

Die Eburones, so einen Theil an der Graffschafft Namur: Item / an Braband / Lüttich / Limburg / die Eyffel / das Land vmb Aach / vnd fast das gantze Hertzogthumb Gülch / innen gehabt / seyn mit den Condrusis, Segnis, Caeraesis, vnd Paemanis, auß alt Teutschland / vber Rhein gezogen / vnd am allerersten / vnter allen Teutschen / Germani genant worden. Vnd weiln solcher Nam hernach auch andern Teutschen gegeben ward / so wurden sie forthin mit einem Namen Tungri geheissen / deren Hauptstatt Anfangs Atuaca Eburonum, nachmals Atuaca Tungrorum, endlich Tungeren / oder Tungren / genannt worden: Also / daß diese fünff Völcker hernach beysammen in einem Theil deß Stiffs Cölln: Item / deß Hertzogthumbs Gülch / Limpurg / vnd Lützelburg: Item / im Stifft Lüttich / vmb Spaa / vnnd in etlichen Orten der Graffschafft Namur / vnd zwar die Condrusi am Rhein gewohnet / an welche / gegen Abend / die Segni gestossen / zwischen denen / vnnd der Mosa / die Caeraesi, vnd Paemani, gesessen seyn; wie Philippus Cluverius, in seinem herzlichen Werck von Alt-Teutschland schreibet. Obgedachte Ihr Hauptstatt Tongren / oder Tungeren / (so jetzt zum Bischthumb Lüttich / vnd deßwegen auch zum Westphälischen Craiß / gehörig) soll die ältiste Statt hierumb / vnd in Braband / seyn / vnd zweyhundert Welscher / oder viertzig Teutscher Meilen / von Pariß ligen / welche viertzig Meilen vorhin gantz gepflästert waren / wie man noch an etlichen Orten sehen solle. Vnd sollen vor Zeiten / ehe sie / die Statt entweders vom Attila, der Hunnen König / oder aber von den Heydnischen Teutschen Völckern / vnnd folgends von den Nordmannen zun Zeiten Keysers Caroli Calvi, zerstöret worden seyn. Vnd sagt Guicciardinus am 213. Blat / der Beschreibung deß Niderlands / daß dieses Tongren die allererste Statt deß gantzen Franckreichs / vnd Teutschlands / gewesen / welche im Jahr Christi 101. durch die Predigten S. Materni, zum Christlichen Glauben kommen: Daher er auch für den ersten Bischoff dieses Orts / gerechnet werde / der Anno 138. gestorben. Der letzte vnnd neundte Bischoff allhie / seye Valentinus gewesen / vnd darnach der Bischoffliche Stul / durch S. Servasium, gen Mastricht / vnnd letztlich / durch S. Hubertum, gen Lüttich (welche beyde Stätte / jede drey Meilen von Tongren gelegen) versetzt worden. Seye jetzt ein klein schwaches / vnd schlechtes Stättlein; da noch inn- vnd ausserhalb etliche Antiquitäten / vnnd vber deß Tempels Thür / deß Herculis Bildnuß / zusehen. Vnser Frawenkirch sey schön / vnd mit vielen Heiligthümern gezieret. Vnd dieses sagt Guicciardinus.

Aubertus Miraeus sagt in seinen Fastis Belgicis et Burgundicis, pag. 397. Daß in dein ansehenlichen Tempel dieses Stättlein Tongeren / zu vnser Frawen genannt / auffbehalten / vnd verwahret werden / ein Arm deß heiligen Materni, zusampt seinem Bischoffsstab; S. Laurentii Arm / mit einem Theil von seinem Haupt / vnd Schulterblat: Milch / vnd ein Theil von der heiligen Jungfrawen Schleyer: Ein Finger von S. Johann dem Täuffer: Etliche Reliquien von S. Vrsula / sampt den Häuptern der heiligen Spinosae, vnnd Olivae, ihrer Gefährtin / oder Gesellen: Etliche Beiner von S. Sebastian: Ein Schleyer / vnd Gürtel der heiligen Elisabethen / Landgräffin in Hessen: Ein Arm von S. Christoff / vnd etliche Gebeiner deß heiligen Quirini: Vnderschiedliche Reliquien der H. Apostel Petri, Pauli, Andreae, Bartholomaei, vnd Matthiae: Ein Stück vom Creutz Christi / ein Dorn von seiner Cron / vnd andere vnderschiedliche Reliquien.

Abraham Ortelius, in seinem Itinerario Gallo-Brabantino, p. 244. seqq. schreibet von diesem / an dem Flüßlein Jecker / oder Jecora) das neben besagter Statt Mastricht / in die Maaß fället) hoch / vnnd thalgängig / gemachsam allenthalben gelegenem Stättlein / so vnten Pfützen / vnd tieffe Thäler / hat: Daß man noch auß dem Gemäwer / vnnd den alten Sachen / so täglich außgegraben werden / sehe / wie groß diese Statt vor Zeiten gewesen: In dem Stättlein selbsten / sey in einer kleinen / runden Capellen / neben der Hauptkirchen / ein Antiquität zusehen / die er am 247. Blat beschreibet / vnnd sagt: Daß es vielleicht der Minervae Bildnuß seyn möge; wiewol die Innwohner es für deß Herculis halten / dessen Haupt sie auch in einem andern Stein / derselbigen Mawer / zuseyn vermeynen / da es doch deß Gorgonis Angesicht sey: Gleich wie sie auch den Brunnen / welcher nicht weit von der alten Mawer ist / für deß Plinii achten / dessen er im 31. Buch gedencket. Besiehe / was er / Ortelius, ferner allhie p. 249. seqq. von den Tungris, deß Antonini Aduaca Tungrorum, vnnd deß Caesaris Atuatuca, meldet / vnd auff dieses Tongren (so vor Zeiten das Haupt in Germania secunda gewesen) ziehen thut: Wie auch von den Tungris, vnd Eburonibus, vnnd andern Völckern deß Niderlands / deß [65] Huberti Thomae Leodii Commentarium, der in Tomo 1. Historici operis Simonis Schardii zufinden. Pet. Bertius, in Beschreibung deß Stiffts Lüttich / wil auch / daß deß Herculis Bildnuß vor dem Thor / vnd sein Tempel in der Statt seye; der auch am 173. Blat sagt: Daß Plinius, Strabo, Tacitus, vnd Julius Capitolinus, der Tungrer gedencken; vnd daß ihres Namens Gedächtnuß / noch an etlichen Orten in Teutschland / als Tongrenheim bey Cölln; Tongerloo in Braband; vnd Tongrin in der Landschafft von Namur / vorhanden seye.

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