Wilhelm Löhes Leben (Band 3)/Grundbesitz und Ökonomie
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Allmählich gieng es doch, wenn auch unter großer Mühsal vorwärts; es entstanden nach und nach die nötigen Wirtschaftsgebäude, unter anderm im Jahr 1862 ein stattlicher Stall, der Löhes damaligen Vikar, den sel. Dr. Weber, zu dem Ausspruch bewog: in Neuendettelsau wohnten die Kühe schöner als die Menschen. Langsam, aber stätig wuchs auch das Eigentum der Diakonissenanstalt an Grund und Boden, und gegenwärtig ist nächst der Gutsherrschaft die Diakonissenanstalt die größte Grundbesitzerin in Neuendettelsau. Auch rentiert sich jetzt ihr landwirtschaftlicher Betrieb.
Ähnliche Nöte hatte und verursachte auch der große Anstaltsgarten, der im Jahr 1859 angelegt wurde. Dettelsau besaß damals überhaupt nur einen einzigen nennenswerten Garten, den Freiherrlich v. Eyb’schen Schloßgarten, der zuweilen, namentlich in der Zeit der Blumen und des Obstes, von den Bewohnerinen des| Diakonissenhauses aufgesucht wurde. Aber er war nicht Eigentum der Diakonissenanstalt und von derselben ziemlich entfernt. Der Mangel eines eigenen Gartens machte sich immer fühlbarer. So mußte z. B. der ganze Bedarf an Gemüse sechs Stunden weit per Achse von Nürnberg her bezogen werden. Das war ein unerträglicher Notstand, der Abhilfe verlangte. Ebenso sehr aber stellte sich das Bedürfnis heraus, behufs der notwendigen Verschönerung der Umgebungen des Hauses, deren „Rustizität“ dem Charakter der ganzen Anstalt nicht entsprach, einen eigenen Gärtner anzustellen. Es gelang der Anstalt, einen in seinem Fache sehr tüchtigen Gärtner zu gewinnen, durch den in der That der rohe Fleck Erde östlich vom Betsaal in einen lieblichen Garten umgewandelt, und der Beweis geliefert wurde, „wie lieblich die Natur ihren Schmuck denjenigen darbeut, die einigen Fleiß auf sie verwenden.“ Löhe selbst opferte dem Garten den Ertrag einer schriftstellerischen Arbeit, nämlich seine „Sieben Vorträge über die Worte Jesu Christi vom Kreuz“. Der Gärtner der Anstalt hatte nämlich die Notwendigkeit vorgestellt, einige Einrichtungen (holländische Kasten etc.) im Garten zu machen, ohne welche er die ihm gestellte Aufgabe nicht erreichen könnte. Man hatte aber nicht den Mut, von den für die Anstalt selbst eingehenden Gaben einen Teil zur Ausführung seiner Vorschläge zu verwenden. Da stellte ihm Löhe das Manuscript jener sieben Passionspredigten zur Verfügung mit dem Wunsch, daß seine Arbeit wie ein Samenkorn in die Erde fallen möge, damit aus ihm „eitel Ehrenpreis der hochgelobten Schönheit des Gekreuzigten hervorwachse.“Natürlich durfte bei dem Garten noch weniger als bei der Ökonomie darauf gerechnet werden, daß er sich selbst trug. Man konnte zum Glück die Gartenkasse mit ihren chronischen Defizits durch eine Kopulation reich machen. Das Diakonissenhaus hatte nämlich schon im zweiten Jahr seines Bestehens eine eigene Bäckerei errichtet. Dieselbe erwies sich im Lauf der Jahre unter der Leitung eines treuen Bruder Bäckermeisters nicht blos als ein gesegnetes, sondern auch als ein nutzbringendes Unternehmen, wie sie denn ihren Geschäftsbetrieb fortwährend vergrößert hat und gegenwärtig die ganze Gegend in weitem Umkreis mit Brot versorgt. Der Gewinn, den sie abwarf, floß, soweit nötig, in die Gartenkasse und deckte deren Defizit.
Anderes hierher Gehörendes übergehen wir als für unsern Zweck zu unbedeutend.
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