Zur älteren norwegischen Geschichte

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Autor: Konrad Maurer
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Titel: Zur älteren norwegischen Geschichte
Untertitel:
aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889), S. 444–445.
Herausgeber: Ludwig Quidde
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Quelle: Scans auf Commons
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[444] Zur älteren norwegischen Geschichte. Im Jahre 1880 hat Professor Dr. Gustav Storm unter dem Titel „Monumenta historica Norvegiae“ die älteren, in lateinischer Sprache geschriebenen Quellen herausgegeben, welche bis dahin theils in verschiedenen, zum Theil schwer zugänglichen Werken zerstreut, theils überhaupt noch nicht veröffentlicht worden waren. Unmittelbar nach dem Erscheinen dieses vortrefflichen Sammelwerkes kam aber bereits von England aus eine sehr wichtige Ergänzung desselben, nämlich die von F. Metcalfe herausgegebene Schrift: „Passio et Miracula Beati Olavi“ (Oxford 1881), welche in ihrer vorliegenden Gestalt auf Erzbischof Eysteinn von Nidarós († 1188) zurückzuführen ist. Jetzt bringt G. Storm selbst, und zwar wiederum auf Grund einer englischen Handschrift, einen weiteren Text zum Abdruck, welcher von nicht geringerer Erheblichkeit ist, und zwar in einem Aufsatze „De aldste kirkelige Optegnelser om St. Olav“, welchen die „Tidskr. f. d. evang.-luth. Kirke“ in ihrer dritten Reihenfolge, Bd. I., Heft 1 bringt. Das British Museum besitzt eine als „Harley 2961“ bezeichnete Handschrift, welche seinerzeit dem Bischof Leofric gehört hatte und von diesem bei seinem Tode 1072 an seine Kathedralkirche, die St. Peterskirche in Exeter, geschenkt worden war; sie ist offenbar jenes „Collectaneum“, dessen seine Schenkungsurkunde gedenkt (Kemble, Codex diplom. IV, Nr. 940, S. 275). Sie enthält eine Sammlung von Collecten, Lectionen und Hymnen für das gesammte Kirchenjahr, und darunter, zwischen den Collecten für den Tag der Maria Magdalena (22. Juli) und für Petri Kettenfeier (1. August) eingereiht, eine solche „In natalicio Sancti Olavi martyris“, welche Storm zum Abdruck bringt. Seinem Inhalte nach bietet dieses Stück kein unmittelbares geschichtliches Interesse, da dasselbe, ohne irgend welche geschichtliche Thatsachen zu erwähnen, nur in allgemeinen frommen Lobsprüchen die Verdienste des heiligen Königs und Märtyrers preist; [445] mittelbar aber behauptet dasselbe immerhin erheblichen Werth für die Geschichtsforschung, und zwar in mehrfacher Richtung. Bereits um die Mitte des 11. Jahrhunderts, also doch wohl von einem Zeitgenossen des Königs geschrieben, welcher 35 Jahre alt im Jahre 1030 fiel, gibt die Handschrift, indem sie das „natalicium“ des heiligen Olaf zwischen den 22. Juli und 1. August einschiebt, zu erkennen, dass schon damals dieses Fest am 29. Juli gefeiert wurde, ganz wie in etwas späterer Zeit Meister Adam von Bremen dies bezeugt, und die spätere kirchliche Ueberlieferung ebenfalls stets festgehalten hat; da aber unter dem natalicium bei Märtyrern der Passionstag und nicht der (irdische) Geburtstag verstanden zu werden pflegt, ist hierin ein weiterer Grund für die Annahme zu erkennen, dass der König an diesem Tage und nicht erst am 31. August erschlagen worden sei. Die Handschrift zeigt ferner, dass schon in der allernächsten Zeit nach der in Norwegen erfolgten Heiligsprechung Olaf’s (1031) der Cultus des neuen Heiligen sich auch nach England verbreitete, wofür freilich auch die angelsächsische Chronik und andere englische Quellen bereits Belege boten. Endlich lässt dieselbe erkennen, dass die älteste kirchliche Collecte lediglich aus der heiligen Schrift (Jesus Sirach und den Psalmen) das Lob des königlichen Märtyrers schöpfte, während deren spätere Ueberarbeitungen durch Aufnahme weiteren Stoffes sich reicher ausgestalteten, welchen sie aus Homilien und Wunderkatalogen entlehnten; ein literargeschichtlich immerhin nicht uninteressantes Ergebniss.

Zum Schluss erwähne ich noch, dass der Herausgeber anhangsweise noch eine Messe über den heiligen Olaf mittheilt, welche einer anderen englischen Handschrift, dem „Red Book of Derby“, entnommen ist, und welche gleichfalls das Fest desselben auf „IV. Kal. Augusti“ ansetzt. Um das Jahr 1061 geschrieben, oder doch begründet, und wie es scheint aus Winchester stammend, würde diese Handschrift sich zwischen die vorige und Adam von Bremen in die Mitte stellen. Ob wohl die englischen Bibliotheken noch andere ähnliche Texte bieten?

Konrad Maurer.